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Alexander von Humboldt

und der Bergbau im Frankenwald

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Alexander von Humboldt im Kurpark von Bad Steben

Alexander von Humboldt
Alexander von Humboldt im Kurpark von Bad Steben

Der junge Bergassessor Alexander von Humboldt


Zum Ende des Mittelalters und dem Beginn der Neuzeit war der Bergbau im Frankenwald und im Fichtelgebirge zum Erliegen gekommen. Als das Markgraftum Brandenburg-Bayreuth, auch Markgraftum Brandenburg-Kulmbach, 1792 zu Preußen kam, forderte der Bayreuther Staatsminister von Hardenberg den jungen Bergassessor Alexander von Humboldt zur Begutachtung der Gruben und Hütten in den fränkischen Provinzen an. Als erstes sollte er den Schieferabbau im Schiefer-Bergwerk Lotharheil bei Geroldsgrün in Oberfranken untersuchen. Aufgrund seiner fundierten und ausführlichen Berichte mit Verbesserungsvorschlägen wurde er schon nach einem halben Jahr zum Oberbergmeister befördert und mit der Sanierung des  Bergbaues im Fichtelgebirge und im Frankenwald beauftragt.

Er stellte fest, dass in diesen Gebieten mit völlig veralteten Methoden gearbeitet wurde und die Bergleute schlecht ausgebildet waren. Seine Zusammenfassung lautete: »Der bergmännische Betrieb bedarf hier einer gänzlichen Reform.« Bezeichnend ist ein Bericht eines Oberbergrats Kretschmann von 1741, der eigentlich ein intelligenter Mensch gewesen sein müsste: »Dass die Bergmännchen, Zwergmännchen und die Bergteufel viel Einfluss auf den Bergbau machen, ist wohl keinem Zweifel unterworfen.« Das rationale Denken der Aufklärung hatte die Gegend offenbar noch nicht erreicht und Geisterglaube und Aberglaube waren allgegenwärtig und Realität. Da musste erst ein preußischer Bergbaubeamter namens Alexander von Humboldt kommen.

Er gründete eine Bergschule, die als die erste Arbeiter-Berufsschule in Deutschland gilt, und schrieb dafür sogar eigene Lehrbücher. Unterrichtet wurde Mineralienkunde, bergmännisches Rechnen, Bergrecht, Maschinen- und Kompasskunde. Er führte moderne Arbeitsweisen ein, entwickelte verbesserte Grubenlampen, einfache Atemschutzmasken und ließ Entwässerungs-Stollen graben, zur Ableitung des Wassers aus abgesoffenen Bergwerksschächten. Auch in  Arzberg im nahen Fichtelgebirge gründete er später eine Bergschule und brachte den dortigen Eisenerzbergbau wieder in Schwung. Im südlichen Fichtelgebirge versuchte er in  Goldkronach den Goldbergbau zu verbessern, allerdings mit nicht so großem Erfolg, waren doch die Goldlagerstätten hier schon im Mittelalter im großen Stil abgebaut worden.

Mit seiner Arbeitssucht, nur unterbrochen von meist kurzem Nachtschlaf, müsste man ihn heute wohl als Workaholic bezeichnen. Kein Wunder, dass es ihm hier im ländlichen Oberfranken bald zu eng und langweilig wurde. Er hatte Größeres im Sinn, wollte die Welt entdecken und wie die Natur funktioniert. Um diesen genialen Beamten zu halten, beförderte man ihn 1794 zum Bergrat und 1795 zum Oberbergrat der Bergakademie Berlin. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, am 26. März 1795 den preußischen König um die Entlassung aus dem Dienst zu bitten. Im Kurpark von Bad Steben steht eine steinerne Büste von Alexander von Humboldt

Langweilig wurde ihm bestimmt nicht. Neben seinen bekannten Forschungsreisen nach Südamerika und Mexiko beschäftigte er sich mit den unterschiedlichsten Wissensgebieten.
Friedrich Schiller, Wilhelm und Alexander von Humboldt, Johann Wolfgang von Goethe

Alexander von Humboldt und
Johann Wolfgang von Goethe


Mit einem weiteren Naturforscher seiner Zeit pflegte er einen regen Briefkontakt: Johann Wolfgang von Goethe. Sie kannten sich persönlich, war Goethe doch genauso ruhelos und wissbegierig unterwegs und besuchte auch das Fichtelgebirge, wo er sich über die Entstehung der Felsformationen Gedanken machte, von denen die Bevölkerung seinerzeit noch glaubte, sie seien von  Hexen oder Riesen aufeinandergeschichtet worden. Goethe muss von Humboldt sehr beeindruckt gewesen sein, schrieb er doch in einem Brief: »Man könnte in 8 Tagen nicht aus Büchern herauslesen, was er einem in einer Stunde vorträgt.«

Auf der Zeichnung rechts hat der Kaufmann, Elektrotechniker und Erfinder Adolph Müller um 1797 Friedrich Schiller, Wilhelm von Humboldt, Alexander von Humboldt und Johann Wolfgang von Goethe in geselliger Runde in Jena arrangiert.
Der Friedrich Wilhelm Stollen bei Lichtenberg, heute Besucherbergwerk

Der Friedrich Wilhelm Stollen
bei Lichtenberg in Oberfranken,
heute Besucherbergwerk

Der historische Bergbau rund um Bad Steben


Unbestätigten Berichten zufolge haben hier schon 800 Jahre vor Christus in der Eisenzeit die  Kelten Eisenerze abgebaut. Dies geschah natürlich nicht in unterirdischen Stollen, sondern im Tagebau dort, wo die Erzflöze an der Erdoberfläche anstanden. Tief konnte man meist nicht graben, da die Gruben schnell voll Wasser liefen und Pumpem standen damals nicht zur Verfügung. Das größte Zentrum der  keltischen Eisenerzverhüttung befand sich damals in Populonia in der heutigen Toskana. In der Chronik von Bad Steben steht, dass beim Bau der evangelischen Kirche ein keltisches Grab mit einer Urne gefunden wurde. Die Urne soll in späteren Jahren ein Pfarrer als "heidnische Hinterlassenschaft" vernichtet haben.

Neben Alexander von Humboldt war der Bergbau um Bad Steben mit dem Bergmeister Ullmann und dem Berggeschwornen Georg Heinrich Spörl verbunden, den Humboldt als Lehrer in seiner Bergschule einstellte. Einen Bergmeister Georg Grund musste man schnell wieder loswerden, da er von Bergbau "nicht die geringste Kenntnis" hatte. Eines der Bergbau-Zentren rund um Bad Steben befand sich in der Mordlau östlich von Carlsgrün wo es unter anderem 10 Zechen auf Nickel gab, aber auch Kupfer- und Eisenbergwerke um Naila und Roteisenstein-Gruben bei Geroldsgrün. Bei Marxgrün befand sich der Hochofen des Kommerzienrats Löwel, der extra Experten aus dem Elsaß zur Verarbeitung des Eisenerzes geholt hatte.1

Ein großes Projekt, das Alexander von Humboldt anstieß, war der Friedrich-Wilhelm-Stollen bei Blechschmidtenhammer unterhalb von  Lichtenberg am Lohbach, wo das Höllental den Fluss Selbitz entlässt, dem dann die Thüringische Muschwitz zufließt und die ihrerseits bei  Blankenstein in die Sächsische Saale mündet. Gleich danach beginnt Thüringen. Früher befand sich hier die  Innerdeutsche Grenze zur DDR. Er sollte der Entwässerung der Bergwerke um Lichtenberg dienen und gleichzeitig als Erkundungsstollen quer zu den Lagerstätten. Bei seiner Fertigstellung war Humboldt längst in Südamerika oder sonstwo. Der Friedrich-Wilhelm-Stollen ist heute  Besucherbergwerk.

Froschschenkel-Experiment von Luigi Galvani
Der Versuchsaufbau des
Froschschenkel-Experiments von Luigi Galvani

Nicht nur Forschungsreisender, sondern auch Experimentator


Alexander von Humboldt war fasziniert vom elektrischen Strom, den die gut zwei Jahrzehnte älteren Luigi Galvani und Alessandro Volta erforschten. Dabei befasste er sich vor allem mit dessen Wirkung auf Lebewesen. Schon Galvani hatte in seinem berühmten Froschschenkel-Experiment abgetrennte Froschschenkel von toten Fröschen mittels Elektrizität zum Zucken gebracht. Mit seinem Bruder Wilhelm führte Alexander Tausende von Tierexperimenten durch und schreckte auch vor Selbstversuchen mit elektrischem Strom am eigenen Körper nicht zurück. Dabei bewiesen sie unter anderem, dass Muskelarbeit Sauerstoff verbraucht. Auf seinen Forschungsreisen begegnete er auch dem Elektrizität erzeugenden Zitteraal, mit dem er experimentierte und ausführlich darüber berichtete.

Weitere Gedanken eines Laien zu  Alexander von Humboldt.
Ob man sich über die Herrschaft der Preußen über das Gebiet des heutigen Oberfranken freuen soll, darüber kann man wohl verschiedener Meinung sein. Heute sehe ich meine Heimat lieber von den Bayern besetzt als von den Preußen beherrscht. Zur Zeit Alexander von Humoldts allerdings brachten die Preußen den Fortschritt, technisch wie administrativ, aber auch die Bürokratie. Vorher kann man unsere Gegend nur als rückständig bezeichnen, auch wenn man natürlich auch darüber verschieden denken kann. Wer heute an "zurück zur Natur" denkt, kann den Beginn der Industrialisierung auch als Wurzel vielen Übels betrachten.
1 Alexander von Humboldt in Franken von Rudolf Endres


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