Auf einer Waldlichtung im Maintal im Fichtelgebirge zwischen Schneeberg und Ochsenkopf liegt die Gemeinde Bischofsgrün. Als "Bischofesgrune" wird es 1242 erstmalig urkundlich erwähnt, als Bischof Otto von Bamberg hier liegende Güter der Kirche übertrug. Entlang des Weißen Mains führte hier sicher eine Straße vom Bayreuther und Kulmbacher Land vorbei ins hohe Fichtelgebirge mit seinem regen mittelalterlichen Bergbau.
Der Ochsenkopf
Im Süden thront der Ochsenkopf mit seinem hohen schlanken Fernsehturm über der Stadt. Vor der Wiedervereinigung war er noch höher und trug einen der stärksten Fernsehsender Deutschlands, absichtlich auf einer sehr niedrigen Frequenz, dem Kanal 4, um möglichst weit in die DDR senden zu können. Fast der gesamte Südteil konnte von hier (verbotenerweise) Westfernsehen "genießen". Der Aussichtsturm des Fichtelgebirgsvereins, genannt Asenturm, wirkt dagegen fast mikrig!
Der Schneeberg
Auf der anderen Seite liegt der höchste Berg des Fichtelgebirges, der Schneeberg mit 1051 m über N.N. Unverwechselbar durch den dickbauchigen, einst militärisch genutzten Fernmeldeturm der Bundeswehr.
Wintersport
Bischofsgrün lebt größtenteils vom Fremdenverkehr. Im Winter ziehen die lange Ochsenkopf-Nordabfahrt und die vielen gespurten Loipen Skifahrer von nah und fern an. Auf dem Bild links aus dem Jahr 2007 war gerade die neue Skisprungschanze im Bau. Größere Familien, die günstige Unterkünfte im Urlaub brauchen und Ferienhäuser in Deutschland suchen, sollten sich rund um Bischofsgrün, aber auch im gesamten Fichtelgebirge umschauen.
Sommersport
Im Sommerhalbjahr laden die unterschiedlichsten Wanderwege in der herrlichen Landschaft zum Kennenlernen des Fichtelgebirges. Ausflugsgaststätten wie das Seehaus bieten gemütliche Einkehr und die Gaststätte des Fichtelgebirgsvereins (FGV) auf dem Ochsenkopf ist mit einer Seilbahn zu erreichen. Am Hang des Ochsenkopfes kann man die Sommerrodelbahn benutzen, und für die mutigen gibt es für die Sprungschanzen einen Sommerbelag.
BLSV Sportcamp Nordbayern
Im Jahr 2016 wurde bekannt dass das Sportcamp Nordbayern des Bayerischen Landessportverbands BLSV in Bischofsgrün gebaut werden soll. Auf einer Fläche von rund 52 000 m² entstehen unter anderem eine Drei-Feld-Sporthalle, eine Indoor-Kletterwand, Regenerationsbereiche mit Fitnessräumen und Gymnastikraum, ein Kunstrasenspielfeld, Tennisplätze, Beach-Volleyballplätze und Übernachtungsmöglichkeiten in 300 Betten. Ende 2020 sind nun die Gebäude langsam fertig und eine Eröffnung des BLSV-Sportcamps Bischofsgrün ist für Mitte 2021 geplant. Hoffentlich sind bis dahin die Corona-Einschränkungen zu Ende!
Höhenklinik Bischofsgrün
Ganzjährig bringt vor allem die Höhenklinik Bischofsgrün Besucher in die Gegend. Von 1907 bis in die 60er Jahre Lungenheilstätte, bietet sie heute Reha-Maßnahmen bei Inneren Krankheiten und Psychotherapie für Psychosomatische Krankheiten. Bischofsgrün ist ein Heilklimatischer Kurort. Spricht man landläufig von "Kur", sind das neudeutsch natürlich Reha-Behandlungen.
An einem Hang hat man einen kleinen Kurpark angelegt. Er wirkte auf mich zwar gut gemeint, aber irgendwie willkürlich, mit seinen Wegen, die nicht dem Gelände folgen, sondern anscheinend auf dem Papier entstanden sind. Ebenso erging es mir mit dem darin befindlichen Ort der Kraft. Obwohl ich durchaus Orte kenne, die mir Kraft zu geben scheinen, empfand ich hier überhaupt nichts. Eher hatte ich das Gefühl, dass er dort nicht hingehört. Warum weiß ich nicht...
Der Poesie-Park am Kroppenbach
Um so mehr empfand ich an diesem Ort:
In einer Senke mit kleinen Teichen am Kroppenbach hat Dr. Paul Dürrbeck Stein-Stelen mit eingemeißelter Poesie aufgestellt gemäß dem Motto
Das war mein Wunsch
Am Wald am Weiher
Ein Stückchen Land
Mit einer kleinen Quelle
Daran zu ruhen.
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
"Wanderers Nachtlied"
schrieb
Johann Wolfgang von Goethe
am Abend des 6. September 1780
mit Bleistift an die Holzwand
einer Jagdhütte auf dem
Kickelhahn bei Ilmenau,
heute als Goethehäuschen bekannt.
Die gefrorenen Spritzer des Springbrunnens
zeugen noch von der Kälte der Nacht im April.
Dir Mutter Natur
und deinen zwei Töchtern
Flora und Fauna
gehört ganz mein Herz.
Welche von euch dreien
soll ich heiraten?
O Qual der Wahl!
Paul Dürrbeck
Bänke am Waldrand laden zum Verweilen.
Ein paar Meter den Kroppenbach aufwärts liegt der
Soldatenfriedhof, auch Ehrenfriedhof, früher "Heldenfriedhof".
In den Jahren 1914 bis 1920 war in der Lungenheilanstalt ein Militärlazarett eingerichtet. 21 der dort gestorbenen Soldaten wurden hier beerdigt. Nach dem 2. Weltkrieg hat vor allem Dr. Paul Dürrbeck den Friedhof weiter ausgestaltet.
Ein Ehrenbürger Bischofsgrüns war übrigens der Gründer der Antiterroreinheit der Bundespolizei, GSG 9, Ulrich Wegener. Im Oktober 1977, als die Bundespolizei noch Bundesgrenzschutz hieß, führte er die GSG 9 beim Einsatz zur Befreiung der von palästinensischen Terroristen in der Lufthansa-Maschine Landshut in Mogadischu (Somalia) festgehaltenen Geiseln. Ulrich Wegener war mit dem damaligen Bischofsgrüner Bürgermeister befreundet und die GSG 9 trainierte oft hier im Fichtelgebirge.
Das Steinerne Zelt
des toten Soldaten
Die Altstadt von Bischofsgrün
ist verkehrsberuhigt und besitzt
angenehmes kleinstädtisches Flair.
Die evangelische Matthäuskirche im Ortskern wurde im Jahr 1891 fertiggestellt. Der deutsche Architekt Bruno Specht entwarf sie als neugotische Hallenkirche. Davor gab es schon drei Kirchengebäude, von denen zwei Bränden zum Opfer fielen. Die dritte wurde nach einem Brand im 17. Jahrhundert schnell und mit wenig Aufwand gebaut, so dass sie im 30jährigen Krieg und der schlechten Zeit danach wieder verfiel.
Der Altar wurde in dieser Form 1992 aufgestellt und besteht aus Resten eines neugotischen Altars aus Abtswind bei Würzburg. Die drei Lindenholz-Figuren stammen von dem Münchner Künstler Werner Mally-Kral. Die Figur im Bild links verkörpert den bei seinem Höhenflug kopfüber abstürzenden Menschen. Die graue Fläche darunter: Das Nichts, in das er stürzt. Die mittlere Figur zeigt den auferstandenen Christus, der aus dem Schatten des Todes tritt mit dem Fisch als Symbol des Christentums. Darunter die überwundenen Todeswelten, verkörpert durch Unwetter und Kriegswaffen. Das Kind mit dem überdimensionalen Pflanzenstengel bedeutet das in Christus mögliche neue Leben. Darunter abstakt Wasser und Licht als Symbol für das Leben und die Taufe.
Etwas weiter westlich steht die katholische Kirche Mariä Himmelfahrt, über die ich noch keine genaueren Informationen erhalten konnte. Dem Augenschein nach dürfte sie wohl nach dem 2. Weltkrieg erbaut worden sein.
Radwege
Die ehemalige Bahnstrecke zwischen Bischofsgrün und Bad Berneck entlang des Weißen Mains wurde als Radweg ausgebaut.
Venedigerhöhlen
Direkt am Weg liegt die Venedigerhöhle. Der Name Venediger entstand, als schon im frühen Mittelalter Glasmacher aus Venedig in Mitteleuropa Mineralien als Zuschlagstoffe für die Glasherstellung suchten. Es waren meist fremde unheimliche Abenteuerer, und die Ansässigen verstanden nicht so recht, was sie da suchten und wozu sie es brauchten. Überall verbreitete sich die Kunde: "Im Fichtelgebirge ist ein Stein, den der Bauer nach einer Kuh wirft, mehr wert als die Kuh!". So kam es, dass die Bodenschätze des Fichtelgebirges Mineraliensucher und Glücksritter aus aller Welt anzogen. Mit der Zeit bezeichnete man alle als Venediger aber auch Walen oder Welsche. Vielfach gingen sie auch ein in die deutsche Märchen- und Sagenwelt auch als Zwerge ein. Als Zauberkundige und Rutengänger wurden sie manchmal mit der Schwarzen Magie und Hexerei in Verbindung gebracht. Was sie fanden, hielten sie natürlich zunächst geheim, um ihr Wissen zu Geld zu machen oder die Erzw selbst abzubauen. Ihre Aufzeichnungen gingen als die geheimnisvollen Walenbüchlein in die Geschichte ein.
Die Mineraliensucher folgten beim Graben meist sogenannten Pegmatit-Gängen. Das sind Spalten, die beim Erkalten im Gestein entstanden und in die dann von unten wieder flüssiges Gestein eindrang und langsam erkaltete. Sie enthalten oft begehrte Mineralien, manchmal in Form von Kristallen.
Das Weißmainkraftwerk
Bei Bischofsgrün wird ein Teil des Weißen Mains abgezweigt. In einem gut 5 km langen Werkkanal am Hang des Maintales läuft es mit wenig gefälle abwärts und gewinnt dadurch an Höhe gegenüber der Talsohle. Bei Röhrenhof schließlich wird es in dicken Rohren nach unten geleitet und gewinnt im Wasserkraftwerk "Weißmainkraftwerk Röhrenhof" bis zu 1,2 Megawatt elektrische Energie mittels einer Pelton-Freistrahlturbine und einer Francis-Turbine.
Der Hammermeister Johann Christoph Weller, nach dem auch das Wellertal im Egertal benannt ist, errichtete hier im Jahr 1706 einen Hochofen am Weißen Main. Das Gebläse für die Luftzufuhr wurde mit Wasserkraft betrieben und um einen gleichmäßigen Betrieb des Blasebalges mit einem Wasserrad zu gewährleisten, staute man das Wasser in einem Teich auf. Diese Schmelzöfen nannte man damals je nach Bauart auch Rennöfen oder Rennherde, in denen das Rennfeuer mit Holzkohle brannte. Aus dem im Fichtelgebirge vorkommenden Eisenglimmer, Eisenglanz und Brauneisen gewann man damit das wertvolle Roheisen. Mit der verwendeten Holzkohle wurden dabei nicht so hohe Temperaturen erreicht, wie heute mit Steinkohle, so dass das Eisen nicht flüssig aus dem Ofen rann, sondern zu einem porösen Klumpen verschmolz, den man Luppen, Eisenluppe, Renneisen oder auch Eisenschwamm bzw. Schwammeisen nannte. Das Holzkohlenfeuer sorgte durch Sauerstoffmangel im Innern für eine Reduktion des Eisenoxids, also eine Verringerung der Oxidationszahl und damit Verdelung des Eisenerzes.
Durch anschließendes Hämmern wurden Schlacke und Kohlereste aus dem Roheisen ausgetrieben und durch erneutes Erhitzen, Hämmern und wieder abkühlen wurde das Eisen härter und weniger spröde. So kam es, dass in den Flusstälern des Fichtelgebirges jeden Tag das Stampfen der wasserkraftbetriebenen Hammerwerke zu hören war. Durch die Gewinnung der Holzkohle war das Fichtelgebirge über Jahrhunderte fast kahl und bekam erst durch systematische Aufforstungen im 19. Jahrhundert wieder sein heutiges bewaldetes Aussehen.