Zwerge
Man sagt, die Venediger waren kleinwüchsig, was beim Herumkriechen
in Spalten und Bergwerksstollen sicher von Vorteil war.
Aber wenn man sich umschaut, stellt man fest: So viele Kleinwüchsige,
die man tatsächlich als Zwerge bezeichnen könnte gibt es doch garnicht.
Extremer Kleinwuchs ist definitionsgemäß eine Körpergröße von unter 130 cm.
Früher bezeichnete man diese Menschen als
Liliputaner,
sprach von
Zwergwuchs
oder
Nanosomie,
was heute als abwertend und beleidigend betrachtet wird.
In den Märchen der Gebrüder Grimm tauchen sie als Zwerge auf, die in den Bergen
nach Schätzen schürfen, in
Gullivers Reisen
von
Jonathan Swift
gibt es gar eine ganze Insel mit winzigen Menschen und auch bei
J. R. R. Tolkiens
Der Herr der Ringe
sind es Zwerge, die in den Minen von Moria nach dem Metall Mithril suchen. Das
gehört zwar alles in den Bereich von Märchen und Legenden, Mythen und Sagen,
aber auch diese haben meist einen wahren Kern.
Es gibt viele sehr sachliche Berichte aus alten Zeiten über Venediger und
Wahlen, wo sie oft als Menschen mit extremem Minderwuchs beschrieben werden.
Obwohl Italiener grundsätzlich etwas kleiner sind als
Mitteleuropäer, reicht das nicht als Erklärung. Dass es im Mittelalter viele
Kleinwüchsige Menschen gab und auch durchschnittlich große Leute kleiner waren
als wir heute, liegt auch nicht daran, dass sich das Erbgut in dieser Zeit
verändert hätte. Die Ursache ist,
dass Kinder oft schon ab dem zehnten Lebensjahr zu schwerer körperlicher Arbeit
eingesetzt wurden, ob im Bergwerk oder in der Landwirtschaft.
Diese schwere körperliche Arbeit in der wichtigen Wachstumsphase,
noch dazu bei oft unzulänglicher Ernährung mit Mangelerscheinungen führte zu
häufigem Minderwuchs. Auch Krankheiten im Kindesalter oder Erkrankungen der
Mutter während der Schwangerschaft haben dies bewirkt.