Wässerwiesen

historische Wiesenbewässerung als Kulturdenkmal im Itztal

Bilder und Informationen
aus Oberfranken

Wässerwiesen, historische Bewässerungsmethode

Wässerwiesen, historische Bewässerungsmethode an der Itz



Westlich von Breitengüßbach fließen die Itz und die Baunach als rechte Nebenflüsse in den Fluss Main. Im Itztal südlich von Daschendorf sind historische Bewässerungsanlagen erhalten mit denen die Auwiesen regelmäßig bewässert wurden. Dies war nicht nur bei Trockenheit erforderlich. Als es noch keine Kläranlagen gab war das Flusswasser nämlich sehr nährstoffreich und mit der Bewässerung wurden die Wiesen automatisch auch gedüngt.

Ein ausgeklügeltes System aus Stauwehren, Schleusen, Bewässerungsgräben und Entwässerungsgräben versorgte ca. 270 Hektar Wiesen. Zur Errichtung und zum Betrieb gründete man 1878 die Wiesenkulturgenossenschaft Baunach - Daschendorf - Ebing - Rattelsdorf.
Wehr der Historischen Bewässerungsanlagen an der Itz

Wehr der Historischen Bewässerungsanlagen an der Itz



Mit Hilfe von Wehranlagen, die teilweise noch erhalten sind, wurde das Flusswasser geregelt verteilt. Die Wasserverteilung wurde ausgehandelt und von der Wiesenkulturgenossenschaft schriftlich festgelegt. Auch die Instandhaltung der Anlagen mit den entsprechenden Arbeiten war genau geregelt. Das Wasser wurde von der Itz an einem Wehr in Hauptzuleiter abgezweigt und von diesen durch ein Netz von Gräben weiter verteilt. Übriges Wasser wurde durch Entwässerungsgräben wieder dem Fluss zugeführt.

Obwohl das Bewässerungssystem heute nicht mehr verwendet wird, sind die Gräben noch erhalten und unterschiedlich nass bzw. feucht, was sie zu wertvollen Biotopen für feuchtigkeitsliebende Tiere und Pflanzen macht. Auch ein Altarm der früher mäandrierenden Itz bei Daschendorf erhöht die Biodiversität in der landwirtschaftlichen Kulturlandschaft.
Wehre und Bewässerungsgräben versorgten die Wässerwiesen mit Flusswasser und Nährstoffen

Wehre und Bewässerungsgräben versorgten die Wässerwiesen mit Flusswasser und Nährstoffen


Stauwehr an der Itz
Stauwehr an der Itz (Foto: Von öffentlicher Info-Tafel)

Wasserrückhaltung

Während im 20. Jahrhundert solche Anlagen und Wässerwiesen als rückständig galten und stillgelegt wurden, sieht man sie heut eim Licht von Klimawandel und Trockenheiten wieder mit anderen Augen. Früher ging es vor allem um Wasseraustreibung: Trockenlegung von Sümpfen und sumpfigen Wiesen und Flussbegradigungen sollten die landwirtschaftlichen Flächen vermehren. Eingezwängte Flüsse sollten die Siedlungen schützen, führten aber in den Unterläufen zu nicht beherrschbaren Überschwemmungen. Heute ist Wasserrückhaltung das Schlagwort der Zeit.

Die Wässerwiesen waren bei uns in Oberfranken eine weit verbreitete Form der Wiesenbewirtschaftung. Entsprechende Gräben und Kanäle findet man mancherorts noch in der Landschaft. Auch in Marktleuthen im Fichtelgebirge gab es entsprechende Grabenanlagen, die von der Eger, deren Nebenflüssen und Bächen, oder sogar von Mühlbächen abzweigten, und den Wiesen Fruchtbarkeit brachten. Das kleinbäuerliche Leben als Kind in meiner Familie beschreibe ich hier:  Kleinbauern im Fichtelgebirge

Und schon vor Jahrtausenden brachten die regelmäßigen Überschwemmungen des Nils den Bauern im antiken  Ägypten auf ähnliche Weise den fruchtbaren Nilschlamm und ermöglichten so die frühe ägyptische Hochkultur.
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