Himmelkron
in Oberfranken
Bilder aus dem
Weißmaintal
Fotos und
Informationen
Im Weißmaintal zwischen Bad Berneck und Trebgast liegt nahe der Autobahn A9 die Gemeinde Himmelkron. Der historische Ortskern wird dominiert von den Klostergebäuden mit der Stiftskirche St. Maria, einer evangelisch-lutherischen Pfarrkirche.
Der Name Himmelkron entstammt der Gründungslegende des Klosters. Ursprünglich hieß der Ort
Pretzendorf und gehörte den Grafen von Weimar-Orlamünde, die hier auch ein Schloss als Sitz besaßen. Schon im Jahr 1279 gründete Graf Otto III. von Weimar-Orlamünde hier ein Kloster und ließ überließ sein Schloss Pretzendorf den Nonnen als Klostergebäude. Er war der Herr über Weimar und Rudolstadt, und auch die nahe Plassenburg in
Kulmbach gehörte ihm.
In der Markgrafenzeit führte Markgraf Georg von Georg von Brandenburg, Ansbach und Kulmbach in der Gegend den Protestantismus ein. Man nannte ihn auch Georg den Frommen und den Bekenner. Auch das Kloster sollte zum Protestantismus übertreten, und Nonnen, die nicht konvertieren wollten, wurden vertrieben. Die Klosterkirche wurde 1590 protestantische Pfarrkirche und die Bayreuther Markgrafen nutzten die Klostergebäude als Jagdschloss.
So wurden die Gebäude wahrscheinlich länger von den Markgrafen wie Christian Ernst und anderen genutzt, als von Nonnen. Sie machten auch nicht davor halt, den größten Teil des Kreuzganges abzureißen, oder aus der sogenannten Ritterkapelle eine Fürstengruft zu machen.
Unterhalb des Ortskerns am Weißen Main liegt die ehemalige Klostermühle.
Die Gründungslegende von der Weißen Frau
Eine Gründungslegende machte das Kloster Himmelkron bekannt. Der historischen Wahrheit entspricht sie wahrscheinlich nicht. Der Geschichtsschreiber und Poet
Caspar Bruschius berichtet im 16. Jahrhundert von einer Burgherrin der
Plassenburg, die Witwe wurde, und daraufhin ihre beiden Kinder ermordete, um bessere Chancen auf dem Heiratsmarkt des Adels zu haben. Man nimmt an, dass es sich dabei um die Gräfin Kunigunde von Orlamünde handelt. Als diese "Heiratspolitik" nicht klappte, machte sie sich zur Buße auf Knien zum östlich gegelenen Berneck auf. Zwischen Trebgast und Himmelkron konnte sie nicht mehr weiter und brach an einem Marterl auf einem Hügel zusammen. Nach der Legende gründete sie das Kloster Himmelkron und ließ die beiden Kinder dort beerdigen. Caspar Bruschius berichtet in seiner Sage, die Gräber der beiden Kinder dort selbst gesehen zu haben.
Einer wohl etwas glaubwürdigeren Version nach gründete sie jedoch das Zisterzienserinnen-Kloster Himmelthron in Großgründlach im Norden von Nürnberg oder wurde zumindest dessen Abtissin. Wie dem auch sei, jedenfalls fand sie nach ihrem Tod keine Ruhe und spukt seit dem als
Weiße Frau und Hausgespenst der Hohenzollern durch die alten Mauern. Bei Harald Stark, dem Kastellan der Plassenburg, finden Sie
hier eine ausführliche Darstellung.
An der Straße zwischen Trebgast und Himmelkron findet man auf einem Hügel bei einem wahrscheinlich später aufgestelltem Sühnekreuz das Marterl, das Kunigunde von Orlamünde auf Knien rutschend erreichte und wo sie zusammenbrach. Die Nonnen des Klosters Pretzendorf fanden sie womöglich, da sie häufig zu dem Marterl zum Beten gingen. Kunigunde soll dann ins Kloster eingetreten sein und es in
Himmelkron umbenannt haben. Die im Sandstein eingemeißelten Reliefs sind schon sehr verwittert und nur noch schemenhaft zu erkennen.
Weitere Bilder und Beschreibung
Das Marterl zwischen Trebgast und Himmelkron,
bei dem Kunigunde von Orlamünde nicht mehr weiter konnte
In der Kemenate zu Orlamünde steht sie, die Weiße Frau! Bei Vollmond soll sie dort auch heute noch des öfteren nächtliche Besucher erschrecken.
Die Baille-Maille-Allee
ist eine Lindenallee, die ab dem Jahr 1986 nach alten Vorbildern gepflanzt wurde. Nachdem die Bayreuther Markgrafen nach der Reformation und der Einführung des Protestantismus das Himmelkroner Kloster aufgelöst hatten, nutzten sie die Gebäude als Sommersitz und Jagdschloss. Markgraf Christian Ernst ließ ab 1662 eine dicht gepflanzte schattige Lindenallee pflanzen, damit die Damen des Adels ihre vornehme Blässe behielten und dem damals populären Baille-Maille-Spiel (Paille-Maille-Spiel) nachgehen konnten, ohne die als unattraktiv und bäuerlich geltende Sonnenbräune anzunehmen. Bei der in dieser Zeit üppigen noblen Mode war es sicher auch den Herren recht, schattige Plätzchen zum Flanieren zu haben. Auch die Markgräfin Wilhelmine schwärmte von der berühmten Lindenallee, bevor diese 1792 von preußischen Soldaten abgeholzt wurde. Nur eine Linde von 1664 blieb erhalten. Fast 200 Jahre danach begannen die Himmelkroner mit Unterstützung Oberfrankens, eine neue Allee zu pflanzen.
Die Baille-Maille-Allee im Jahr 2010
Die Baille-Maille-Lindenallee im Sommer 2019
Die Linde von 1664, Überrest der historischen Lindenallee
Das Baille-Maille-Allee-Fest
findet alljährlich im Sommer statt und wird auch als Lindenalleefest und neuerdings als Kunst- und Gartenmesse Himmelkron bezeichnet. Zahlreiche Aussteller bieten vor allem kunsthandwerkliche Artikel und regionale Lebensmittel an. Selbstverständlich ist an einer Stelle auch für das leibliche Wohl gesorgt und dort spielt auch die Musik. Inzwischen sind die Linden so groß, dass sie bei heißem Wetter für Schatten sorgen und auch einen Regenschauer kann man darunter trocken überstehen.
Das Baille-Maille-Allee-Fest 2019
Die Baille-Maille-Brücke
Am Ende der Lindenallee führt eine Sandstein-Bogenbrücke aus dem 17. Jahrhundert über den Weißen Main, dieser macht sich anschließend auf den Weg nach Trebgast und Kulmbach.
Hier, im Jahr 2010 war sie noch für Fußgänger und Radfahrer benutzbar, nach einem schweren Unfall wurde sie jedoch vollständig abgesperrt. 2020 begann eine Sanierung und bald wird sie wieder passierbar sein.
Der Weißmain-Radweg
Die alte stillgelegte Bahnlinie von Himmelkron Richtung Neuenmarkt-Wirsberg im Tal des
Weißen Mains bietet sich für einen Radweg auf der alten Bahntrasse geradezu an. Lange Strecken, so von Bischofsgrün bis Bad Berneck, sind schon ausgebaut, aber bei Himmelkron endet der Ausbau bei der Baille-Maille-Allee abrupt, obwohl hier die Strecke weniger Steigung hat und dem schönen Maintal über Schlömen folgt. Auch die Brücken sind noch intakt.
Ein weiterer Ausbau ist seit vielen Jahren in der Diskussion. Da ein Radweg neben der vielbefahrenen Bundesstraße hohe Förderungen erhält, die landschaftlich reizvolle Trasse durch das Weißmaintal jedoch nicht, gibt's hier eben keinen Radweg!!!
Die stillgelegte Bahnstrecke Neuenmarkt-Wirsberg - Himmelkron - Bad Berneck - Bischofsgrün wäre auch in diesem Bereich ein wunderschöner Radweg, bis jetzt scheitert der Ausbau wahrscheinlich am Geld
Über diese Eisenbahnbrücke bei Schlömen fahren noch Züge von Bayreuth über Trebgast nach Neuenmarkt-Wirsberg
Bahnhof Himmelkron
Früher lag Himmelkron an der Bahnstrecke Bischofsgrün – Röhrenhof – Bad Berneck – Himmelkron – Neuenmarkt-Wirsberg, von wo man Anschluss nach Hof an der Saale, Bayreuth und Bamberg hatte. Die Bahngleise sind größtenteils abgebaut, teilweise auch die Trasse. Ein Teil wird als Radweg genutzt. Ein weiterer Ausbau als Radweg Richtung Schlömen ist seit Jahren geplant. 2010 waren hier am Bahnhof Himmelkron noch die Schienen und Weichen vorhanden. Die Handweichenhebel und Weichenlaternen ragten aus dem wuchernden Gras.
Das ist irgendwie auch schön, und gut für die Natur, aber als Radweg gefiele es mir doch besser.
Die Autobahnkirche Himmelkron
Wer öfters die Autobahn A9 zwischen Bayreuth und Hof an der Saale befährt, kennt sie wahrscheinlich. Auffällig steht sie auf einem Hügel und ist weithin zu sehen, die Autobahnkirche Himmelkron. Obwohl die Ortschaft mit ihren Heimen und Behindertenwerkstätten als Einrichtung des evangelisch-lutherischen Diakoniewerks Neuendettelsau und der evangelischen Kirche protestantisch geprägt ist, handelt es sich um eine katholische Kirche, die dem Heiligen Christophorus (Christophoros) geweiht ist. Ich bin zwar kein Fan von moderner Architektur, finde aber die katholische St. Christophoruskirche in Himmelkron ausgesprochen gelungen. Die lichte Atmosphäre im Innern und die beeindruckende, von Raum zu Raum verschiedene Akustik ist beeindruckend.
Blick von der
Schiefen Ebene Richtung Himmelkron mit seiner Autobahnkirche …
… und umgekehrt von Lanzendorf Richtung Schiefe Ebene
Die Fränkische Linie
Das Tal des Weißen Mains führt hier entlang einer hundert Millionen Jahre alten geologischen Störung, der
Fränkischen Linie. Das Fichtelgebirge im Nordosten war einst so hoch wie jetzt die Alpen, wird allerdings seit 100 Millionen Jahren von Wind und Wetter abgetragen und über die Flüsse in die Meere transportiert. Übrig blieben Granitfindlinge und Felsformationen wie das Felsenlabyrinth bei Wunsiedel. Der Autobahnanstieg der
Schiefen Ebene ist bekannt und vor allem im Winter berüchtigt.
Im Südwesten der
Fränkischen Linie hingegen blieben die Kalkablagerungen eines Ur-Meeres als Karstlandschaft erhalten. Die geologische Verwerfung trennt also zwei sehr verschiedene Landmassen und reicht bis in eine Tiefe von 30 km. Bei Windischeschenbach hat man sie mittels der
Kontinentalen Tiefbohrung für wissenschaftliche Zwecke erschlossen.
Herbstspaziergang an der Schiefen Ebene bei Streitmühle. Hier sieht man es deutlich: Schief und eben, wie es der Name schon sagt!
Die Schiefe Ebene
Der Nordosthang der Fränkischen Linie nennt sich die
Schiefe Ebene. Im Mathematikunterricht haben wir in Geometrie, Mechanik und Physik glernt, die Kräfte zu berechnen, die uns auf so einer schiefen Ebene abwärts treiben. Schaut man sich den Talhang an, fragt man sich heute vor allem, »Warum "Ebene"?« Ein schluchtartiger Einschnitt, durchflossen vom Streitmühlbach, wird von der Autobahn A9 und der Eisenbahn genutzt, um den Höhenunterschied von Himmelkron bis Marktschorgast zu überwinden. Auch der Rest schaut nicht so richtig "eben" aus.
Heute sind große Teile des Hangs bewaldet. Der ursprüngliche Buchen-Urwald wurde jedoch schon im Mittelalter abgeholzt. Unsere ganze Gegend war deshalb vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert wesentlich kahler. Erst da wurde in großem Umfang wieder aufgeforstet und die nachhaltige moderne Forstwirtschaft pflegt erfolgreich unseren deutschen Wald. Bei einem Spaziergang entlang der Bahnstrecke kann man anschaulich erleben, warum die Landschaft hier
Schiefe Ebene heißt (Bild rechts). Vor ein paar Jahrhunderten waren die "schiefen Ebenen" noch viel deutlicher zu sehen.
Die Eisenbahnstrecke Schiefe Ebene
Berühmt wurde die Schiefe Ebene im Jahr 1848 durch den Bau der wichtigen bayerischen Eisenbahnstrecke von Nord nach Süd, von Bayern nach Sachsen. Sie war auch Teil der Ludwig-Süd-Nord-Bahn der Königlich Bayerischen Staats-Eisenbahnen von Lindau und München nach Hof an der Saale, und von dort weiter nach Sachsen. Die maximale Steigung von 25 ‰ (= 2,5 %) klingt zunächst nach nicht viel, ist aber besonders für schwere Güterzüge eine Herausforderung, zumal auch enge Kurven bewältigt werden mussten.
Längere Züge brauchten Schiebelokomotiven oder Vorspannlokomotiven, um die Steigung zu bewältigen. Für die Heizer der Dampfloks war der Leistungsbedarf über die doch längere Strecke eine Herausforderung. Am 27. Dezember 1944, mitten im 2. Weltkrieg gab es ein schweres Eisenbahnunglück, als an der Schiefen Ebene die Bremsen eines Zuges versagten und der Zug mit überhöhter Geschwindigkeit im Bahnhof Neuenmarkt (-Wirsberg) entgleiste. Der Heizer, der Lokführer und ein Unteroffizier wurden dabei getötet.
Dampflok an der Schiefen Ebene 2016,
Foto:
Chianti, Creative Commons Lizenz
Weitere Fotos und ausführliche Informationen über die Eisenbahnlinie: Schiefe Ebene
▸ Fichtelgebirge
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▸Marktleuthen
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▸Kirchenlamitz, Burgruine Epprechtstein
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▸Weißenstadt, Weißenstädter See
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▸Wunsiedel, Luisenburg-Festspiele
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▸Thierstein, Burgruine
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▸Röslau
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▸Bischofsgrün
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▸Bad Berneck
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▸Bad Alexandersbad
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▸Arzberg, Mittelalterfest
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▸Marktredwitz, Landesgartenschau
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▸Warmensteinach
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▸Fichtelsee, Fichtelberg
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▸Mehlmeisel, Wildpark, Klausenlift
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▸Prinzenfelsen, Girgelhöhle, Silberhaus
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▸Schönwald, Grenzdörfer zu Tschechien
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▸Rehau und verschollenes Dorf Mähring
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▸Selb in Oberfranken
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