Das Weißmaintal und das Fichtelgebirge
Blick über die Fränkische Linie Richtung Norden zur Schiefen Ebene
Die Fränkische Linie
Die Aussicht vom Höhenzug südlich von Lanzendorf zeigt auch die beiden höchsten Berge des
Fichtelgebirges, den
Schneeberg (links) und den
Ochsenkopf. Man blickt über das Weißmaintal, das hier von der
Fränkischen Linie gebildet wird, einer geologischen Verwerfung, die bis in eine Tiefe von 30 Kilometern reicht und um die 120 Millionen Jahre alt ist. Im Südosten beginnt sie bei Weiden in der Oberpfalz und zieht sich von dort Richtung Nordwesten bei Neustadt an der Waldnaab und Kemnath vorbei am Südwestrand des Fichtelgebirges entlang nach
Bad Berneck und von dort bis Kronach im Frankenwald. Sogar bis in den Thüringer Wald hinein ist sie in der Landschaft festzustellen. Die
Kontinentale Tiefbohrung in Windischeschenbach hat die Fränkische Linie in der Tiefe für wissenschaftliche Zwecke erschlossen. Das Bohrloch kann besichtigt werden und ein kleines Museum dabei erklärt die Zusammenhänge.
Das östliche Grundgebirge wurde hier auf die westlichen Sedimentgesteine aufgeschoben und angehoben. Nicht nur ein bisschen, der Höhenversatz beträgt heute 2 Kilometer! Dass das Fichtelgebirge in der Gegenwart nicht mehr so hoch ist, liegt an der Verwitterung im Laufe der Jahrmillionen. Über die Flüsse landete der größte Teil der Verwitterungs-Abtragungen in den Meeren. Deshalb sieht man heute im Fichtelgebirge die imposanten Granit-Felsgruppen des kristallinen Grundgebirges (des variszischen Grundgebirges) während zum Beispiel in der Karstlandschaft der
Fränkischen Schweiz die Kalkablagerungen eines ehemaligen Ur-Meeres als sedimentäres Deckgebirge erhalten blieben, das bis vor ca. 150 Millionen Jahren bestand. Die Fränkische Linie trennt also als wichtige geologische Störung in Mitteleuropa diese beiden Landmassen quer durch die Erdkruste bis hinunter an den Erdmantel heran.
Die aktivste Phase dieser Verwerfung mit intensiven Bewegungen und starken Erdbeben liegt allerdings schon grob 100 Millionen Jahre zurück. Seitdem hat sich die Lage beruhigt, Erdbeben treten kaum noch auf und das Fichtelgebirge im Nordosten beschäftigt sich vor allem mit Verwitterung und Abtragung. Es wird also immer niedriger. Vorher war es so hoch wie die Alpen. Was in den nächsten Jahrmillionen darauf zukommt, ist der Egergraben. Er öffnet sich zur Zeit mit einer Geschwindigkeit, mit der ein Fingernagel wächst (ca. 5 mm pro Jahr). Auf lange Zeit ist das ziemlich viel. Diese Entwicklung wird sich von Osten aus
Tschechien kommend quer durch das Fichtelgebirge fortsetzen und dieses mittendurch spalten. Erst am Nordhang des Maintals, am Spalt der Fränkischen Linie, wird dieser Bruch sein Ende finden.
Wegen dieser geologischen langfristigen Instabilität, an der Oberfläche erkennbar durch die alle paar Jahre auftretenden Schwarmbeben, brauchen die Fichtelgebirgler keine Angst vor der Einlagerung hochradioaktiven Abfalls aus
Kernkraftwerken zu haben. Dafür ist unser Granitgebirge auf lange Sicht zu instabil. Sorgen brauchen wir uns wegen der Bewegungen erstmal nicht zu machen. Durch die immer wieder auftretenden Schwarmbeben können sich die Spannungen laufend entladen, wodurch sich keine größeren Energien über längere Zeit aufbauen können, die zu einem größeren Erdbeben führen würden (Quelle: Dr. Thomas Reinl, Uni Bayreuth).
Die Schiefe Ebene