Die evangelische Kirche
in Marktleuthen
Fotos und Informationen
aus dem Fichtelgebirge
Der Kirchturm der romanischen evangelischen Kirche St. Nikolaus gibt der
Altstadt Marktleuthens zusammen mit dem Rathaustürmchen schon von Weitem
ihren charakteristischen Anblick. Links aus Westen, wenn man von Kirchenlamitz
kommt, rechts von Osten vor dem Sonnenuntergang.
Auch der Marktplatz wird von dem romanischen Kirchengebäude dominiert, das am
höchsten Punkt einer kleinen felsigen Anhöhe steht.
Eine Kirche in Marktleuthen wird im Jahr 1368 erstmals urkundlich erwähnt.
Wahrscheinlich hat es sich größtenteils schon um dieses Gebäude gehandelt, das
allerdings in den folgenden Jahrhunderten etwas umgebaut wurde.
Der Innenraum und die Dachkonstruktion brannten zwei mal aus:
1577 und 1641.
Das romanische Bauwerk besitzt sehr dicke Außenmauern.
Die Inneneinrichtung der Kirche ist mit viel Holz gestaltet.
Die Kanzel
Im Altarraum finden wir die Kanzel, welche die Kunstschreiner Peter Eck und Adam Eck aus dem tschechischen Eger (Cheb) im Jahr 1617 herstellten. In den Jahren 1895 und 1935 wurde sie renoviert.
Der Altar
Der heutige Renaissance-Altar war zeitweise aus der Kirche verschwunden. Bei Renovierungsarbeiten 1935 wurde er wieder aufgestellt, nachdem man ihn zerlegt auf einem Dachboden wiederfand. Nach einer Inschrift am Altarbild entstand er um das Jahr 1643. Im Zuge der Evangelisierung wurde er wohl entfernt, weil man damals eher nüchterne schmucklose Kirchenräume bevorzugte, um nicht von den eigentlichen Glaubensinhalten abzulenken. Das Altarbild ist umrankt von Akanthus-Ornamenten, der Aufsatz mit einem Bild der Dreieinigkeit wird gestützt von zwei hölzernen Säulen.
Das Altarbild
zeigt das Heilige Abendmahl.
Ein Jünger bei Jesus ist auch hier mit weiblichen oder jugendlichen Zügen
abgebildet. Vor dem Buch
Sakrileg
von Dan Brown ist das kaum jemandem aufgefallen, heute fragt man sich
automatisch, ist's jetzt der jugendliche Johannes oder sogar Maria Magdalena?
Hier wohl eher ein Jugendlicher.
Der Taufengel
Eine Besonderheit ist der von dem Bayreuther Bildhauer Franz Schuh 1780
geschaffene Taufengel. In früheren Jahrhunderten hing er an einem Seilzug an
der Decke. Zu den Taufen konnte man ihn herunterlassen.
Die Technik hat sich
nicht bewährt, da er bei Gottesdiensten durch die aufsteigende Wärme der
Besucher oft anfing, sich zu drehen, was die Gläubigen doch sehr ablenkte.
Heute steht er deshalb auf einem Steinsockel.
Felderdecke, Deckengemälde
Das Kirchenschiff wird überspannt von einer Felderdecke mit 24 Ölgemälden, die
Szenen aus dem Neuen Testament zeigen. Sie wurde im Jahr 1718 eingesetzt und
die Gemälde stammen von den Künstlern Matthes Gebhard aus Marktleuthen und
Johann Jacob Radius aus Kirchenlamitz. Die Deckengemälde verdecken eine noch
ältere darüberliegende sogenannte Kornährendecke oder Fischgrätdecke, die
wahrscheinlich aus der Zeit unmittelbar nach dem Großbrand von 1641 stammt.
Blickt man gleich im Vorraum des Eingangsbereiches nach oben,
kann man eine kleines Stück
dieser Kornährendecke sehen, das für diesen Zweck dort angebracht wurde.
Die Bezeichnung bezieht sich auf die Anordnung der Bretter im 45°-Winkel, die
an eine Kornähre erinnert. Sie ist mit stilisierten Rosenblüten, Engelchen
(Putten) und Pflanzenwerk verziert.
Jesus, der gute Hirte (Johannes 10)
Jesus heilt ein Weib
vom Blutgang (Matthäus 9,20)
Die vier Musen
Ungewöhnlich in einer Kirche ist die Darstellung von vier Musen am Aufgang zur Kanzel. Es soll sich um Polyhymnia, Melpomene, Erato und Terpsichore handeln. Alle vier kann man der Musik und dem Gesang zuordnen.
Möglicherweise waren die geschnitzten Reliefs ursprünglich für einen Choraufgang oder ähnliches gedacht, und wurden dann doch für die Kanzeltreppe verwendet. Das Ungewöhnliche ist, dass die Musen aus einer heidnischen Welt stammen. Sie sind Schutzgöttinnen der Künste in der griechischen Mythologie. Der griechische Dichter Hesiod beschreibt insgesamt neun Musen, die von Göttervater Zeus persönlich mit Mnemosyne, der Göttin der Erinnerung, gezeugt wurden.
Die Kirchenfenster
Die großen romanischen Kirchenfenster bestehen aus sogenannten Butzenscheiben.
Diese gibt es mundgeblasen, geschleudert, gepresst und gedreht.
Auf welche Weise unsere hergestellt sind, weiß ich nicht.
Die einzelnen Butzen sitzen in Bleifassungen und natürlich sind in die
Zwischenräume auch einfache Glasstücke eingesetzt.
Im Jahr 1936, nach einer großen Kirchenrenovierung,
setzte man einige Buntglasfenster ein,
die von Marktleuthener Familien und Konfirmanden gestiftet wurden.
Die Glasgemälde zeigen die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer,
den Ungläubigen Thomas mit dem auferstandenen Jesus Christus, die Kreuzigung
und die Beweinung Jesu nach der Abnahme vom Kreuz, eine
Pietà.
Die Orgel
Bei der letzten Kirchenrenovierung in den Jahren 1988 wurde die Orgel erneuert.
Der Prospekt hat immer noch das Aussehen der im Jahr 1791 von dem Bayreuther
Hoforgelbauer Georg Ernst Wiegleb
gebauten Orgel. Damals arbeite am Prospekt u.a. auch die Marktleuthener
Orgelbauerfamilie Purucker, und zwar die Schreinermeister Egidius Salomon
Purucker und Georg Purucker.
Dazwischen gab es noch eine Orgel mit elektro-pneumatischer Traktur, die sehr
träge reagierte, was den Nachteil hatte, dass die Töne nach dem Tastendruck
zeitverzögert einsetzten. Die heutige Orgel arbeitet wieder mit rein
mechanischer Kraftübertragung.
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