Heilige Dreifaltigkeit in St. Nikolaus, Marktleuthen

Die Heilige Dreifaltigkeit,
kritisch



Vater, Sohn und Heiliger Geist – das ist die christliche Dreifaltigkeit, wobei DER Heilige Geist im Original Hebräischen DIE Ruah ist, also quasi die Heilige Familie bestehend aus Vater, Mutter, Kind.

Die ursprüngliche Heilige Dreifaltigkeit betraf die Große Göttin, die Große Mutter, die als Gebärerin allen Lebens verehrt wurde. Die Große Göttin verkörperte in einer „Person“ das Werden und Vergehen. Im Frühling wurde das Leben geboren, der Frühling des Lebens im Leben einer Frau war die Kindheit, die mit der Farbe Weiß assoziiert wurde.

Dem Sommer entsprach die fruchtbare Zeit der Frau, die mit der ersten Menstruation, der heiligen Menarche begann. Als Symbol der Fruchtbarkeit der Frau war das Menstruationsblut heilig und wurde der Göttin geopfert. Das heilige Symbol der Fruchtbarkeit, also das Blut, führte zur Farbe Rot der reifen und fruchtbaren Zeit der Frau.

Die alte Frau, die weise Alte, die mit ihrem Wissen und ihrer Lebenserfahrung den jungen Frauen hilfreich zur Seite stand, bedeutete den Herbst des Lebens. Ihre Farbe war Schwarz. Der Winter symbolisierte den Tod, der im Frühjahr durch die Wiederauferstehung oder Wiedergeburt überwunden war. So war das Leben in der zyklischen Vorstellung der Göttinnenreligion ewig, ein ewiges Werden und Vergehen.

Die drei Lebensstadien einer Frau waren in dieser Zeit die Heilige Dreifaltigkeit der Großen Mutter, die Farben weiß-rot-schwarz, die die Jugend, die Reifezeit und das Alter im Leben einer Frau symbolisierten. Ebenso symbolisierte sie den Himmel, die Erde und die Unterwelt, also das Totenreich, ebenfalls als Einheit der drei Stadien von Werden und Vergehen.

Allmonatlich konnte das gleiche Geschehen am Himmel beobachtet werden: das Licht des Mondes wurde aus der Dunkelheit geboren, wurde groß und rund wie eine schwangere Frau, um dann wieder abzunehmen und für einige Tage im Nichts, im Leib der Schwarzen Himmelsgöttin bis zu seiner Wiedergeburt zu verschwinden.

Dazu kam noch die ähnliche Dauer des Mondzyklus wie der Menstrationszyklus, die den Mond in vielen alten Kulturen der Göttinnenreligion zum Begleiter und Symbolplaneten der Frauen machte. Als Kalender taugte der Mond allerdings weniger, da die Mondzyklen um ungefähr zwei Wochen mit dem Jahr nicht übereinstimmen. Im muslimischen zwölfmonatigen Mondkalender wandern die Jahreszeiten durch die Monate bzw. die Monate durch die Jahreszeiten, was man gut am Monat Ramadan beobachten kann, der gemessen am christlichen Kalender jeweils circa zwei Wochen früher beginnt als im Vorjahr.

Ein wesentlich zuverlässigerer und passenderer Zyklus ergab sich durch die 13 Monate plus einen Tag des Menstruationszyklus der Frau, nämlich genau 13x28+1=365. Die feine Strichbuchführung des Kalenders auf Knochen, die man in steinzeitlichen Funden entdeckt hatte, scheinen mir hier auch mehr Sinn zu ergeben, da man ja irgendwie festhalten musste, am wievielten Tag des Zyklus das Jahr denn nun begann. Um sich am Mond zu orientieren, braucht man ja nur – wie es die Muslime heute noch tun – in den Himmel zu gucken, wann genau die Mondsichel zum ersten Mal wieder sichtbar ist. Und wann ein neues Jahr beginnt, ergibt sich automatisch aus dem Monatsnamen. Eine komplizierte Strichbuchführung auf Knochen erübrigt sich also.

Zur Biologie des Menstruationskalenders: noch bis auf den heutigen Tag lässt sich beobachten, dass Frauen, die zusammen leben, im Allgemeinen gemeinsam ihre Tage haben, sich also automatisch ein gleichmäßiger und regelmäßiger Rhythmus von allen ergibt, der sehr wohl zur Zeitbestimmung taugt und auch sehr gut ein komplettes Jahr erfasst, was in Ackerbaukulturen, die vom regelmäßigen Rhythmus des Säens, Reifens und Erntens abhängig sind, wesentlich sinnvoller sein dürfte als ein jährlich um zwei Wochen versetztes Jahr. Dass die Monate zu bestimmten Jahreszeiten gehörten, kann man ja auch heute noch an den alten deutschen Monatsnamen erkennen, die jeweils eine bestimmte Zeit bzw. Qualität des Jahres bezeichnen wie z.B. Erntemond, der in einem Mondjahr ja keinen Sinn ergeben würde, weil er sich entweder um zwei Wochen vor oder zurück verschieben würde, je nachdem ob man 12 oder 13 Mondmonate zugrunde legt.

Zurück zur Heiligen Dreifaltigkeit. In den vom ewigen Werden und Vergehen bestimmten Kulturen hatte das Christentum mit seiner Botschaft zunächst wenig Attraktivität. Die Menschen waren ja bereits aufgehoben im fruchtbaren Mutterschoß der Großen Göttin – was wollten sie in Abrahams Schoß? Und Jesus hatte schon mal gar keinen „im Angebot“.

Das ganze Alte Testament erscheint mir wie ein einziger Kampf gegen die Große Göttin, die den Menschen des Volkes weitgehend mehr zusagte als der zornige und eifersüchtige Gott der Patriarchen, der Moses die 10 Gebote übergab. Wer zieht schon freiwillig in den Krieg, wenn´s daheim bei Muttern so gemütlich und friedlich ist?!?!? Wer hat schon Lust, dem Tod zu dienen, wenn das Leben so nah ist und das Dienen dem Leben so wollüstig und leidenschaftlich wie die zum Teil sehr extatischen Feste der Großen Göttin, zu denen auch das als Tempelprostitution verunglimpfte Feiern der Heiligen Hochzeit gehörte, mit der die Fruchtbarkeit und das Leben durch reale sexuelle Vereinigung rituell geheiligt und gefeiert wurde, was den Patriarchen des Alten Testaments natürlich mehr als nur ein Dorn im Auge war, denn diese Herren wollten natürlich nur ihre eigenen Söhne als Nachfolger sehen und nicht die bei solchen Festen eventuell entstehenden Söhne anderer Männer. Der Kult der Großen Göttin hatte also ganz praktische Fragen des Eigentums zur Folge, weshalb er so hart bekämpft werden musste. Eine Mutter weiß immer, wer ihre Kinder sind, so dass diese als moralischen Probleme entstandenen Eigentumskonflikte im Matriarchat und bei der Vererbung von Müttern an ihre Töchter gar nicht erst entstehen. Heutzutage könnte man diese moralischen Zwänge zumindest rein theoretisch wieder aufheben, da sich ja auch durch Vaterschaftstests die Vaterschaft nachweisen lässt.

Was hat das nun mit der Dreifaltigkeit zu tun? Um also die Völker so nach und nach zum Christentum bekehren zu können, war es notwendig, die Symbolik des ursprünglichen Glaubens umzuwandeln in christliche Symbole. So feiern wir an Ostern also immer noch das Fest der Göttin der Morgenröte, der Göttin Ostara, die den Frühling ankündigte mit all seiner erwachenden Fruchtbarkeit, die Wiederauferstehung der Natur nach dem langen und kalten Winter. Eier und Hasen sind zum Teil bis heute noch Symbole für Fruchtbarkeit wie z.B. der Ausspruch: „sich vermehren wie die Karnickel“. Noch im Mittelalter war die Frage: „Willt du mir ein Eilein geben“ eine ganz eindeutige Anmache, die nichts mit Eiern einkaufen oder so zu tun hatte.

Eine dieser christlichen Umdeutungen ereilte dann auch die Heilige Dreifaltigkeit des Werdens und Vergehens in der Natur, in der Entwicklung einer Frau und beim Mond. Sie wurde nun zur Heiligen Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist, aus den Entwicklungsstadien des Lebens wurde also ein Männerverein, der den Theologen in allen Zeiten schwer zu schaffen machte, widersprach er doch offenkundig dem Glauben an nur einen einzigen Gott. Wie viele theo-logische Abhandlungen hat es nicht über diese in sich widersprüchliche Thema gegeben, das nun seine Bedeutung von einer ursprünglich einzigen Gottheit in verschiedenen Entwicklungsstadien verloren hatte. Die ursprüngliche Bedeutung bezog sich ja ironischerweise auf nur eine einzige Gottheit in ihren verschiedenen Aspekten und verlor nun genau diese Bedeutung, als sie von der ausgesprochenen Ein-Gott-Religion verändert und übernommen wurde, weil diese eben statisch ist oder linear von einem Anfang zu einem Ende verläuft und keine lebensspendenden, natürlichen Zyklen mehr kennt. Es gibt keine einzige Gottheit mehr, die geboren wird, jung ist, zur Reife gelangt und im Alter wieder stirbt, es gibt nur noch eine Geburt, die am Ende zum Tode führt, der durch eine einzige Schreckenstat überwunden wurde für all diejenigen, die den richtigen Glauben haben. Die ursprüngliche Religion der Großen Mutter war universal und folgte den allgemein gültigen gefundenen und entdeckten Gesetzen des Lebens und betraf alle Lebenden. Sie funktionierte so, wie sie funktionierte und unabhängig vom Glauben der Menschen: alle wurden geboren, alle wurden erwachsen, alle wurden alt und starben irgendwann im Laufe oder am Ende dieser Entwicklung und wurden nach einer Ruhezeit ähnlich der des Winters wieder geboren. Welche Botschaft hätte froher sein können als diese? Welche Botschaft hatte Jesus, der Gesalbte der Frauen, wirklich für die Menschheit gehabt? Was war die Sünde der Sünderin Maria von Magdolum, Ägypten, (den Ort Magdala gab es zu Jesu Zeiten noch nicht)? War sie eine Matriarchin, die Jesus erwählte, indem sie ihn nach alter Sitte der Priesterinnen der Großen Göttin salbte und zur gut vertuschten Heiligen Hochzeit von Kapernaum einlud, die selbst den Juden peinlich war, obwohl sie doch normalerweise eine unverheirateten Rabbi eher für unglaub- und merkwürdig befunden hätten? Wollten Jesus und Maria Magdalena statt Krieg und Morden im Namen des zornigen und eifersüchtigen Gottes, der selbst am Mord an seinem einzigen Sohn, seinem kostbarsten EIGENTUM, nicht zurück schreckt, das Leben im Schoße der Großen Göttin wieder feiern, die uralte Heilige Dreifaltigkeit aus Geboren werden, Reifen und Vergehen, die Achtung vor dem Leben und jedem Einzelnen lebenden Wesen hat, die kein Eigentum an anderen kennt und der das freiwillig fließende Blut der Frauen heilig ist, die kein „heiliges“ Blut von getöteten Tieren oder Menschen zur Versöhnung für oder von was auch immer braucht?

Heilige Dreifaltigkeit: Willkür und Macht oder Notwendigkeit und Leben?

Sabine Gabriel

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