Was uns tief im Tierreich verankert: Hierarchien

Alle Tiere, die in sozialen Verbänden leben, leben in streng hierarchisch gegliederten Gemeinschaften. Wer kennt ihn nicht, den röhrenden Hirschen, der vor Inbesitznahme des Rudels erst einmal mit seinen Konkurrenten um das Rudel der Damen kämpfen muss, die Wölfe, die in erbitterten Kämpfen den alt gewordenen Rudelführer absetzen und selber Chef werden? Lediglich die matriarchal lebenden Elefanten folgen der erfahrensten Kuh, davon hängt ihr Überleben in wasserarmen Gebieten ab, so dass sie sich Rangkämpfe nicht leisten können. Sprichwörtlich ist auch das Huhn, das in der rangfolge ganz unten steht und auf dem alle im wahrsten Sinne des Wortes herumhacken dürfen, bis es ganz zerzaust aussieht.

Da Hierarchien uns aufs engste mit dem Tierreich verknüpfen, will ich zuerst eine Geschichte mit einem Tier erzählen: ich lebte mal mit einem Freund und seiner Katze Minnie. Minnie war ein wunderschönes Tier, sie liebte mich heiß nd innig. Wenn ich mit ihr allein im Haus war, dann tat sie genau das, was sie tun sollte, kletterte also nirgendwo herum, wo sie nicht hin durfte etc.; wenn ich sie rief, dann kam sie brav angelaufen und folgte mir zur Türe hinaus. Alles war in Ordnung.

Wenn ich in seinem Beisein sah, dass sie etwas tat, was sie nicht tun sollte, und sagte „nein" – das verstand sie. Wenn er da war, guckte sie natürlich immer erst zu ihm, bevor sie reagierte, es dauerte also immer einen kleinen Augenblick, bis sie auf mich hörte, mit anderen Worten: sie begriff, dass ich in der Rangfolge unter ihm stand und brauchte sein Okay oder zumindest sein Nicht-Reagieren als eine Art Zustimmung, dass sie das nun wirklich sein lassen sollte, von dem sie eigentlich hätte wissen müssen, dass sie das eh nicht sollte.
Löwe. Ich bin der Boss

Löwe: "Ich bin der Boss"


Ist sie nicht süß?

eine Katze - ist sie nicht süß?
Er hielt sich für einen sehr funktionalen und rationalen Menschen, und so begann er eines Tages, weil ihm das Reagieren der Katze nicht schnell genug ging, meinen „Befehl“ zu wiederholen, und die Katze gehorchte sofort, schließlich war er der Boss. Doch dieses Wiederholen hatte katastrophale Folgen: die Katze verstand, dass ich ihr nichts zu sagen hätte. Er hätte ihr sagen müssen, dass sie auf mich genauso zu hören hat wie auf ihn statt alles zu wiederholen. Aber ich denke mal, er hätte das für einen irrelevanten Unterschied gehalten, da Tiere ja seiner Meinung nach den eh den Unterschied nicht verstanden hätten – aber die Katze verstand ihn sehr wohl.

Sobald er nun das Zimmer verließ, raste sie einmal durch das ganze Zimmer und tat alles, was sie nicht durfte, so als ob sie mir sagen wollte: „Du hast mir gar nix zu sagen. Wenn der Boss weg ist, wird hier getan, was ICH will, dann bin ICH der Boss.“ Danach legte sie sich wieder zurück an ihren Platz. Sie liebte mich nach wie vor, ließ sich gerne von mir streicheln und die Ohren kraulen, aber sie stand nun in der Hierarchie über mir, und ich hatte ihr nichts mehr zu sagen.


Da ich sie nicht alleine im Haus lassen konnte, wenn ich das Haus verließ, musste ich sie rufen, und sie versteckte sich im äußersten Winkel des Zimmers, wo ich sie dann unter Einsatz meines „Lebens" und mit viel Zeitaufwand hervor holen musste. Einfacher ging es, wenn ich die in der Not geborene heimtücke anwandte und sie so rief, als wenn ich mit ihr schmusen oder spielen wollte, dann kam sie natürlich sofort. Dann packte ich sie und brauchte sie nur noch unter Einsatz meines Lebens die Treppe hinunter und nach draußen zu bringen. Ich fand es gemein, aber was blieb mir anderes übrig, wen ich pünktlich zu einem Termin musste? Einfacher wäre es gewesen, man hätte der Katze klar gemacht, dass sie auf mich genauso zu hören hätte wie auf Herrchen.

Was erkennen wir nun in dieser wahren Geschichte?

Elefanten mit Babies Hierarchien sind gekennzeichnet durch Rangfolgen, bei denen die in den oberen Positionen gegenüber denen in den unteren Positionen das sagen haben. Die in den oberen Positionen entschieden darüber, wer wem was zu sagen hat – so wie wir das ja alle auch vom Berufsleben her kennen – von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Durch ganz klare Kompetenzen soll ein reibungsloses Funktionieren in der Firma gewährleistet werden. Ebenso werden dadurch klar die Verantwortlichkeiten geregelt. Der Hausmeister kann keinen Millionendeal abschließen. Wie bei den Elefanten sollte es dabei eher um Wissen und Erfahrung gehen als um Rangkämpfe – zum Wohle der Firma. Mit Sachwissen und Erfahrung lassen sich weitaus klügere Entscheidungen treffen als über einen Sieg, bei dem man sich nur auf das reine Siegen vorbereitet hat wie in der Politik zum Beispiel, wo überhaupt kein Sachwissen abgefragt wird und wo der Finanzminister nahtlos zum Umweltminister werden kann und mit dem bloßen Wissen über Rangkämpfe die Geschicke der ganzen Nation leiten soll. Kolossal beruhigende Aussichten!

Aber zurück zum Thema. Das Leben in Hierarchien hat ganz eindeutig Vorteile: es ist klar, wer wem was zu sagen hat, wer über was zu bestimmen hat und wer wem zu folgen und zu gehorchen hat. Es muss nicht jedes Mal alles neu ausgefochten werden und ist somit zeit- und kräftesparend. Rangkämpfe finden nur in Ausnahmesituationen statt oder nach festen Regeln wie z.B. Neuwahlen. Nachteile gibt es natürlich auch: die vielleicht guten Ideen der Rangniederen werden nicht gehört und gehen unter.

Die Rangfolge bringt einiges mit sich. Eine Folge sind die dem Einzelnen zugestandenen Redezeiten. Ranghöhen Personen steht wesentlich mehr RedeZEIT zu als rangniederen Personen, die auf Mund halten schrumpfen kann. Rang hohe Personen erkennt man daran, dass sie ihre Redezeit mit Ähs und Öhs endlos in die Länge ziehen. Rangniedere Personen könne es sich nicht leisten, ihre kostbare RedeZEIT mit Überflüssigem unnötig in die Länge zu ziehen, sie müssen schon auf Grund der begrenzten Redezeit zügig zur Sache kommen, wenn sie den Inhalt ihres Redebeitrags wirklich unter die Leute bringen wollen ohne wegen Überschreitung der ihnen zugewiesenen RedeZEIT nicht mehr dazu zu kommen.

Zum Thema RedeZEIT gilt: Frauen haben auf jeden Fall einen niedrigeren Rang inne als der rangniedrigste Mann. Dies wurde bei Messungen mit der Stoppuhr in den 80er oder 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts festgestellt. Inwieweit sich das inzwischen geändert hat, kann ich nicht sagen, aber auch heute ncoh wird das Lied „When you say nothing at all“ noch gerne gespielt. Da singt ein Mann davon, wie sehr er seine Freundin liebt, wenn sie nichts sagt, und dass er genau weiß, was sie will und denkt etc., wie gut er sie versteht, wenn sie kein Wort sagt, eben when she says nothing at all. Das ist auch typisch für Stalker: sie wissen auch gnau, wie sehr ihr Opfer sie liebt, was es denkt und fühlt, selbst wenn es das Gegenteil davon sagt.

Damit wären wir dann schon beim nächsten Punkt, der typisch ist für Hierarchien: man nimmt sich gegenseitig nicht ernst. Für die Ranghöheren reden die Rangniederen, wenn sie denn überhaupt was sagen dürfen, bestenfalls dumems Zeug, das man nicht ernst nehmen muss. Aus Sicht der Rangniederen ist das, was die Ranghöheren sagen zwar zu befolgen, sind aber alles nur Lügen, die dazu dienen, den Rangniederen Sahne um den Bart zu schmieren, sie einzuseifen, zu beruhigen, den Eindruck zu erwecken, dass das alles nur in ihrem sinne geschieht usw. Liebe, die gekennzeichnet ist, durch gegenseitige Achtung, durch Wertschätzung, Vertrauen und Aufrichtigkeit, ist in einer hierarchischen Struktur nicht möglich. Hierarchische Strukturen sind eher gekennzeichnet von Angst voreinander: die Rangniederen ahben Angst vor der Macht der Ranghöheren, die Ranghöheren haben Angst vor de Revole der Rangniederen.

Inzwischen stellte man bei der Beobachtung von Affen, die ebenfalls in hierarchischen Gemeinschaften leben, fest, dass z.B. abgesetzte Clanchefs zu Depressionen neigen und männliche Tiere in den unteren Rängen zu neurotischen Verhaltensauffälligkeiten neigen. Das könnte darauf hin weisen, dass der Rang in der Hierarchie ein Faktor für die psychische Gesundheit sein könnte, dies umso mehr, je mehr ein Mensch sich mit dem Status, den er INNE hat, identifiziert. Es ist etwas anderes, wenn man sich bewusst ist, die FUNKZION des Bosses INNE zu haben oder ob man der Boss IST. Wenn das Boss-Sein Teil der Persönlichkeit und des eigenen Selbstbildes ist, dann bleibt wenig Spielraum für Veränderung. Wer ist man dann noch als Rentner? Ode wenn man den Job verliert? Ein Nichts? Wenn man die Funktion „Boss“ innehat, dann IST man immer noch derselbe, wenn man diese Funktion nicht mehr hat, und übernimmt eben eine andere.

Ein Problem von Hierarchien dürfte nun tatsächlich darin liegen, dass Menschen sich selbst und andere mit der Position innerhalb der Hierarchie identifizieren, die Position, die jemand INNE HAT gleichsetzen mit dem, wer oder was jemand IST. In einer immer komplizierter werdenden welt ist dies zu Orientierungszwecken vielleicht ein einfacher und gangbarer Weg, der aber oft an der realität des Einzelnen voll vorbei geht. Um in der Hierarchie aufzusteigen, ist vor allem Wissen über das Gewinnen in Machtkämpfen notwendig, über das geschickte Lancieren von Intrigen, Mobbing und anderem, was normalerweise nicht mit einem guten Charakter in Verbindung gebracht wird. Dennoch genießt der Ranghöhere einen gewissen Vertrauensvorschuss – wie sonst soll man sich schnell in einer immer komplizierter werdenden Welt mit immer mehr Menschen, mit denen man zu tun hat, orientieren.

So entsteht denn das Paradox, das man ausgerechnet denjenigen am meisten vertraut, die man doch bereits als die am vertrauensunwürdigsten längst erkannt hat, nämlich die Ranghöheren, die ja irgendwie dahin gekommen sein müssen und deshalb die oben beschriebenen Taktiken beherrschen müssten, im Zweifel also auch zum Nachteil der Person, die sich jetzt vertrauensvoll an diesen Ranghöheren wendet. So entsteht also eine ganz besondere Beziehung zwischen ranghöheren und rangniederen Personen: ein Abhängigkeitsverhältnis, das statt aus Vertrauen mehr aus Angst gespeist wird. Fördern kann der Ranghöhere dies ncoh ganz wirkungsvoll auf folgende Weise: eine einzige Person, die in Ungnade fällt und beschimpft, ausgegrenzt oder sonstwie malträtiert wird, reicht aus, um alle anderen bei der stange zu halten, dass sie sich darum bemühen, „lieb und brav“ zu sein, damit ihnen nicht dasselbe passiert. Die Rangniederen hacken ganz besonders auf dieser Person, die eine Art Sündenbockfunktion übernimmt, herum, damit die Ranghöheren sie als ganz besonders linientreu wahrnehmen und ihnen vielleicht bald einen besseren Rang anbieten oder aber zumindest beruhigt sind über deren Loyalität. Neueste Untersuchungsergebnisse zeigen, dass beim Verlust von Bezugspersonen oder bei einem Ausgegrenztwerden dieselben Hirnregionen aktiv sind, die auch für körperlichen Schmerz zuständig sind, so dass diese latente Bedrohung, in derselben misslichen lage wie dieser Sündenbock zu landen, der Angst vor Schmerzen also, die Allgemeinheit im Normalfall bei der Stange hält und Mitgefühl mit der misshandelten Sündenbockperson ausbleibt, also keiner auf die Idee kommt, dieser Person zu helfen und ihr bei der Erlangung eines menschenwürdigen Status zu verhelfen, den sie aufgrund ihres Status nicht aus eigener Kraft erlangen kann. Wie bereits oben erwähnt, haben rangniedere Personen den Mund zu halten, und wenn sie etwas sagen, werden sie aufgrund ihres Status nicht ernst genommen. Dieser misshandelte Sündenbock steht in der Hierarchie ganz unten und dient der entlastung all derer, die in der Hierarchie ebenfalls weit unten stehen und nun jemanden haben, von dem sie sich positiv abgrenzen und sich als was Besseres fühlen können. Dies erleichtert ihnen den Status des ganz-unten-Seins, denn schließlich sind sie immer noch besser als der von allen verachtete Abschaum.


Ich wuchs in einer hierarchischen Familie auf, in der ich die rangniedrigste war. Meine Ferien verbrachte ich meistens bei meinen Großeltern und deren Geschwistern usw. In meiner Familie väterlicherseits war meine Oma diejenige, die das Sagen hatte, mein Vater gehorchte seiner Mutter, die mich vor Prügel durch ihren Sohn, also meinen Vater bewahrte. So erfuhr ich sehr früh in meinem Leben, dass es Unrecht ist, Kinder zu verprügeln und dass Prügel keine legitime Erziehungsmaßnahme sind.

Meine Familie mütterlicherseits war eher matriarchal strukturiert, mn half sich gegenseitig, war füreinander da, habe es gab niemanden, der bzw. in dem Falle eher DIE das unumschränkte Sagen hatte. Meine Oma war allseits bekannt wegen ihrer Herzlichkeit, mit denen sie den Menschen ohne Ansehen ihres Ranges und Status begegnete. Dieses herzliche und liebevolle Verhalten habe ich als das Normale empfunden, ichwar der Überzeugung, dass ich nur von der nicht- normalen Welt zuhause weg gehen müsste, um in die normale und liebe volle Welt ohne Demütigungen, Gewalt, Verachtung und Misshandlung zu gelangen, so wie ich es ja auch von zuhause und den Ferien her kannte. Weeg von zuhause gingen die Menschen auf einmal total normal miteinander um. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie oft ich zuhause einfach ungläubig daneben – neben mir quasi – gestanden habe und überhaupt nicht kapiert habe, was das solle was da gerade ablief.

Eulen = Weisheit Rang, Status, Hierarchie hat zwei Gesichter. Vor allem in privaten Beziehungen in denen es offiziell gar keine Hierarchie gibt, ist deshalb der Status oft unsicher und ergibt sich etwas „offizieller“ durch das gemeinsame Ablehnen von bestimmten Personen oder Personengruppen, wobei die eigene Gruppe immer über der abgelehnten steht. Prallen diese beiden Gruppen aufeinander, fühlt jeder sich selber als teil der überlegenen Gruppe und sieht die anderen als teil der rangmäßig niedrigeren Gruppe, was dann zu Gruppenkämpfen führen kann, um den „tatsächlichen“ Status auszufechten.

Dasselbe gilt auch für andere Begegnungen. Viele Menschen, die in eher dienenden Berufen arbeiten, leiden zumindest latent darunter, dass sie gar nicht als Menschen sondern als Kasse, Amt oder Ähnliches wahrgenommen und damit als Menschen abgewertet werden. Typisch für Hierarchien ist auch dies: Menschen sind nur diejenigen der eigenen, ranghöheren Gruppe, Mitglieder der anderen, rangniederen Gruppe, werden als Un- oder Nicht-Menschen definiert, mit denen man nichts zu tun haben will. Mit Nicht-Menschen hat man kein Mitgefühl, das hat man nur mit Menschen, also den Mitglieder er eigenen oder ranghöheren Gruppen. So erklärt sich auch das zumindest für mich eher unverständliche mitleidlose Verhalten den Schächeren gegenüber, auf denen noch verbal oder real herum getrampelt wird, während man gleichzeitig ungeheures Mitleid mit den armen Tätern – Tötern(?) – hat, die als Opfer der eigentlichen Opfer hoch stilisiert werden. So erklärt sich ebenfalls die mir als kind völlig unverständliche Beobachtung, dass nicht der der Bös ist, der das Böse TUT, sondern derjenige, der es benennt und mit dem Finger drauf zeigt. Ranghöhere Personen sind zu respektieren, ihr verhaltn ist immer richtig, und es grenzt fast an Gotteslästerung, höherrangige Autoritätspersonen, insbesondere den Vater, in Frage zu stellen und seiner Verbrechen oder sonstigen Fehlhandlungen zu „überführen“. Das macht man (n) einfach nicht! Frau noch weniger! Zum Glück findet hier lansam ein Umdenken und –handeln statt. Gewalt ist Gewalt – egal von wem sie ausgeht!

Ich habe nun das Wort „Kompetenz“ in zwei verschiedenen Bedeutungen gebraucht: zum Einen im Zusammenhang mit Wissen und Erfahrung, zum Anderen mit der Kompetenz, die einem in der beruflichen Hierarchie zugestanden wird, die also auch ein inkompetenter Mensch aufgrund seines Status in der Hierarchie ausüben darf. Die Erlaubnis, bestimmte Dinge zu tun, heißt eben in de Welt der Wirtschaft Kompetenz. Im Folgenden meine ich mit Kompetenz die persönliche Kompetenz, die das Resultat aus Wissen und Erfahrung ist.


Wie oben bereits erwähnt, habe ich mich nie als Teil einer Hierarchie empfunden, und so begegnete ich als Mensch und Einzelwesen anderen ebensolchen Individuen. Da ich nie realisiert hatte, dass sowohl ich als auch der andere jeweils Teil einer oder auch mehrerer Hierarchien war, führte dies zu einer Kette von Missverständnissen, und ich verstand die Welt nicht, nicht „nicht mehr“ sondern wirklich überhaupt nicht. Alles Handeln erschien mir so idiotisch und irrelevant der Wirklichkeit gegenüber.

Zuerst einmal empfand ich mich als Einzelwesen, als Individuum. An Machtkämpfen welche rart auch immer beteiligte ich mich nicht, beog meinen Wert ja nicht durch die Anerkennung anderer und auch nicht durch den Platz, den ich in einer Hierarchie einnahm. Mein Wert wurde eher durch mein inneres Gefühl bestimmt, ich hatte eine innere Richtschnur, die mir sagte, ob das, was ich machte gut war oder nicht. Natürlich freute und freue ich mich über Anerkennung, abe ich war nie abhängig davon, ging auch dann meinen für gut und richtig und sinnvoll empfundenen weg unbeirrt weiter, wenn ich keine Anerkennung bekam oder mit Ablehnung konfrontiert wurde. Das kam möglicherweise daher, dass ich in meiner Familie zuhause abgelehnt wurde und dass ich mich bemühen konnte, wie ich wollte, es war alles eh verkehrt. Also beschloss ich folgendes: wenn ich es eh keinem so recht machen kann, dass es Frieden in der Familie gibt und ich anerkannt wurde und dazu gehörte, dann kann ich es vor allem EINE Person recht machen, nämlich mir selber. Und anstatt mich zu brechen, ging ich stärker aus dieser Ablehnung hervor und wurde eher selbstsicherer als schwächer.

Sündenbock Obwohl mein Vater mir die Sündenbockfunktion erklärte und mir auch erklärte, dass es nichts gibt, was Menschen mehr zusammenhalten kann als ein gemeinsamer Feind, realisierte ich nicht, dass genau dies meine Funktion in der Hierarchie dieser Familie war. Ich wurde seelisch gefoltert, misshandelt und ausgeschlossen, also fühlte ich mich ungeliebt. Die Liebe, die ich in anderen Teilen der Verwandtschaft erlebte, fühlte sich einfach anders an als die Demütigungen, Erniedrigungen, Selbst-Schuld-Vorwürfe, das Alleingelassenwerden, die ständigen Forderungen und was ich sonst ncoh so in dieser Familie erlebte. Also dachte ich, mein Vater liebt mich nicht, meine Mutter starb eh, als ich sieben war, und meine Stiefmutter, die bei uns war, seitdem ich neun war, brauchte mich ja eh nicht zu lieben, sie war ja nicht meine Mutter.

Zurück zu den Hierarchien: ich fragte also mit ca. 15 meinen Vater, ob er mich denn überhaupt lieben würde. Auslöser war der Widerspruch zwischen dem, was er mit mir machte, und dem, wie er sich nach außen gab. Er antwortete, natürlich würde er mich lieben, sonst würde er doch dies und jenes alles nicht für mich tun, lauter Dinge, die man(n) schon allein deshalb tun solle, um vor sich selber als guter Vater bestehen zu können. Damals glaubte ich ihm nicht, dass er mich lieben würde. Seit dem Erlebnis mit der Katze, die mich ja auch nach der Abwertung meines Ranges auf den unter ihrem noch heiß und innig liebte, könne ich mir vorstellen, dass er mich sehr wohl „geliebt“ hat und all dieses lieblose verhalten „lediglich“ den Zweck hatte, mir meinen Status und Rang innerhalb der Familie klarzumachen, den ich ja freiwillig nicht einnehmen wollte. Abgesehen davon, dass eh niemand freiwillig den untersten Rang, den des Underdogs einnimmt, auf dem alle nicht nur straflos herum hacken dürfen sondern dafür auch noch besondere Anerkennung erhalten, war mir der bloße Gedanke an eine solche Rangfolge ja total fremd, auf so eine Idee wäre ich nie gekommen, und die Erklärungen meines Vaters über Sündenböcke und die Funktion eines gemeinsamen Feindes erschienen mir als Relikte einer fernen Zeit, nach denen heutzutage, also in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, kein Mensch mehr lebte. Es war mir einfach absolut fremd, in solche Kategorien zu denken oder gar zu fühlen.


Mit meiner Position als Underdog erhielt ich nicht nur die wichtige Aufgabe des Familienzusammenhalts sondern als Teenager noch eine weitere, durch die ich mich damals sehr ausgezeichnet und über die anderen empor gehoben fühlte: ich wurde zur Vertrauten meiner Oma väterlicherseits, als der ranghöchsten Person überhaupt in der ganzen Familie. Sie erzählte mir ihren Kummer, auch den mit den anderen Familienmitgliedern. Was ich damals nicht begriff: das konnte sie gefahrlos tun, da man mir aufgrund meines Mund-halten-Status ganz unten, also derjenigen, die rein gar nichts zu sagen hatte und die eh nur dummes Zeug redete, das man nicht zu beachten braucht, sowieso kein Wort glauben würde, sollte ich jemals „ihr Vertrauen“ missbrauchen und über das reden, was sie mir im Vertrauen erzähle. Sie konnte mir also blind vertrauen aufgrund meines STATUS und weniger aufgrund einer vertrauenswürdigen PERSÖNLICHKEIT. Unabhängig davon, ob ich jemals ein Wort darüber verlieren würde oder nicht, alles, was sie mir sagte, war 100% sicher bei mir, einfach deshalb weil mir niemand irgendwelche Ungeheuerlichkeiten glauben würde, schon gar nicht, dass meine Oma das gesagt haben sollte. Hier trifft also wieder das Paradox zu: niemand hätte es wagen wollen, bei meiner Oma in Ungnade zu fallen, und gleichzeitig war sie die Person, der alle am meisten vertrauten, und um deren Anerkennung sie buhlten – und ich, das Nichts in diesem Teil der Familie – bekam sie geschenkt – welch eine Auszeichnung!

Da mir Hierarchien dem Wesen nach fremd waren, habe ich aber nicht begriffen, dass diese Oma nun ein vitales Interesse daran haben musste, dass ich für immer die Ausgestoßene bleibe. Seit dem ersten Anvertrauen von Dingen, die die anderen definitiv nicht wissen sollten, musste sie ales unterstützen, das mich auch weiterhin außen vor hielt, denn sobald ich jemals dazu gehören sollte, war all das nicht mehr sicher, was sie mir gesagt hatte. Vielleicht fallen Euch ja beim Lesen Beispiele dafür ein, WEM man – frau auch – sich im Allgemeinen anvertraut: es sind fast immer irgendwelche Außenseiter/innen, die nicht wirklich dazu gehören, die dankbar sind für ein wenig Beachtung, sie sich geschmeichelt fühlen, dass man ihnen vertraut, dass sie wichtig sind und die durch diesen Vertrauensbeweis vielleicht so wie ich darauf hoffen und/oder vertrauen, dass sie nun doch dazu gehören und „mitmachen dürfen“. Warum sonst sollte man ihnen wichtige dinge anvertrauen? Eben genau deshalb, WEIL sie nicht dazu gehören. Diejenigen, die dazu gehören, sollen nur die Schokoladenseite kenne, man – frau auch – will sie ja nicht verlieren und mit unschönen dingen verprellen … Kommt das irgendjemandem bekannt vor? Getreu dem Spruch, dass man geld ausgibt, das man nicht hat, um Menschen zu imponieren, die man nicht mag – aber man gehört halt dazu …


Und genau das habe ich mein Leben lang nicht verstanden: warum will man unbedingt und zu jedem Preis dazu gehören, wenn man das, was die angesagten Leute tun und anderen antun, im normalen Leben als charakterlos ablehnt? Warum vertraut man genau jenen, die andere mobben, betrügen, demütigen, ablehnen, alle Menschlichkeit absprechen usw.? Warum haben genau diese Menschen solchen Erfolg? Und womit? Warum lechzen so viele ausgerechnet nach deren Anerkennung? Ich verstehe es nicht.


Schon sieben Monate alte Babys zeigen Mitgefühl und können zwischen Gut und Böse unterscheiden. Was für eine gewaltige geistige Verdrängungsleistung ist dafür notwendig, dass wir den Falschen vertrauen und uns von Rang und Status so dermaßen blenden lassen? Wo ist das angeborene Mitgefühl des Babys hin entschwunden?


Man kann also beobachten, dass jeder Platz in der Hierarchie mit einer bestimmten ROLLE verbunden ist, daher auch der Spruch, dass man – frau auch – nicht aus der ROLLE FALLEN darf. Auf keinen Fall ist es erlaubt, Schwäche zu zeigen, will man – frau auch – sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben und den bereits errungenen Status wieder verlieren. Die ROLLE lässt wich nur durch Lügen aufrechterhalten. Man wird nicht dafür geliebt, die Person zu sein und zu leben, die man IST sondern erhält Anerkennung ausschließlich dafür, wie man –frau auch – die zugewiesene oder eroberte ROLLE ausfüllt. Die eigene Wahrheit ist dafür vollkommen irrelevant, wobei es natürlich leichter ist, eine ROLLE überzeugend auszufüllen und zu verkörpern, je mehr sie dem eigenen Wesen entspricht. Ein monogam veranlagter Mensch wird wesentlich eher zum treuen Liebespartner als ein eher polygam veranlagter Mensch.

Diese grundsätzliche Unaufrichtigkeit, die damit einhergeht, dass das Ausfüllen der ROLLE wichtiger ist als das, was der Mensch wirklich seinem WESN nach IST, führt dann dazu, dass man sich mit dem, was wirklich IST aber nicht zur ROLLE gehört, an Außenstehende wendet. Im Berufsleben ist es klar, dass man da nicht als MENSCH sondern als ARBEITSKRAFT eingestellt wird, dass nicht Träume und Probleme relevant sind sondern das, was man leistet. Wie schön, wenn man nach Hause kommt und da dann Mensch sein darf und nicht eine andere, möglichst noch selbst auferlegte Rolle übernehmen muss.

Affe Logisch erscheint es da, sich mit der Wirklichkeit, die nicht zum jeweiligen Status passt, an Außenstehende oder Rangniedrigere zu wenden, bei denen die Wirklichkeit gut aufgehoben ist. Solche vertrauenswürdigen Rangniederen riskieren mit diesem Vertrauensbeweis, dass sie niemals einen nennenswerten Status in der Hierarchie erhalten, da sie einfach zu viel wissen, was anderen schaden könnte, sobald es von jemandem „mit Rang und Namen“ ausgesprochen wird.


Auch wenn ich jetzt nicht alle Aspekte von einem Leben in Hierarchien angesprochen habe, so wird doch schon jetzt erkennbar, dass diese vor allem das denkbar Schlechteste im Menschen hervor bringen. Dazu kommen nicht nur beim Affen depressive Verstimmungen und ernsthafte psychische Störungen, die mit niedrigem Status und Statusverlust einher gehen können.


Wie könnte die Lösung aussehen?

Bisher liefen alle Versuche von Unterdrückten in der Geschichte darauf hinaus, die Verhältnisse umzukehren, so dass die derzeit Unterdrückten nun ihrerseits die Unterdrücke unterdrücken und beherrschen wollten. Diese „Lösung“ ist in der nächsten Generation schon genauso ungerecht wie die vorherige, denn wieder werden Unschuldige von Menschen beherrscht, die als Herrscher geboren wurden.

In dem Zusammenhang finde ich es auch interessant, dass Unterdrückte niemals auf die Idee kommen, dass ihr Ureigenstes Achtung und Wertschätzung verdient, nein, sie werten das genauso ab wie die derzeit Herrschenden, und empfinden es als sozialen Aufstieg oder Freiheit, also als echten Gewinn, wenn sie so leben dürfen wie die derzeit Herrschenden. Unter schwarzen ist der weißeste Schwarze am ranghöchsten, Millionen von Vollkorn essenden Bauern ruinierten sich ihre Zähne und mehr mit Kuchen und Weißbrot wie die Adligen. Ostasiatinnen lassen sich ihre Mandelaugen operieren, um wie weiße Schauspielerinnen auszusehen und diesem Schönheitsideal zu entsprechen.

Bis jetzt wurde also auch jede Rebellion gegen Unterdrückung, Diskriminierung und sonstiges jedwedes menschenunwürdige Dasein aus derselben Verachtung gespeist wie das Verhalten derer, gegen die diese jeweilige Rebellion zu Recht gerichtet ist bzw. war.


Wie sieht denn dann die Lösung aus?

Dazu sollten wir einmal betrachten, was eine gute Beziehung ausmacht und unter welchen Rahmenbedingungen diese überhaupt nur gelebt werden kann.

Eine gute und gelungene zwischenmenschliche Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit, Geben und Nehmen stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. In einer Hierarchie wird von unten nach oben gegeben und gedient. Die Rangniederen tun alles für die Ranghöheren und haben ihnen alles bis zum letzten Hemd zu geben. Dieses Geben und Dienen nach oben ist selbstverständlich, es gibt keine Gegenleistung und keinen Dank dafür. Der Dienende wird verachtet. Wiederum wird die Person mit dem Rang gleich gesetzt: wer einen dienenden Rang einnimmt, kann die größten kunstwerke schaffen und erntet nur Verachtung für seine Person, weil der dienende Rang bzw. der, der ihn einnimmt, eine verachtenswerte Person ist. Geehrt wird der Ranghohe. Diesem steht alles zu, er gibt nichts, denn über ihm ist niemand mehr, dem er dienen muss.

Daraus folgt einmal mehr, dass innerhalb einer Hierarchie eine gute Beziehung nicht möglich ist, da Geben und nehmen nicht in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.

Demzufolge bestünde ein Teil der Lösung erst einmal darin, Bedingungen für gute, ausgewogene Beziehungen zu schaffen, in denen Geben und Nehmen im Einklang stehen. Das würde nicht eine UMKEHR der Machtverhältnisse sondern die ABSCHAFFUNG der Hierarchie bedeuten, eine Auflösung der bestehenden Ordnung und damit die vor allem von den in der Hierarchie gut Etablierten gefürchtete ANARCHIE. HILFE!!!!


Wie bereits angedeutet, werden in der Hierarchie Menschen für das verachtet, was sie tun, und zwar gerade deshalb, WEIL sie es möglichst billig oder gar kostenlos für andere tun getreu dem Motto: was nix kostet, ist auch nix wert. Ich denke da weniger an Ehrenämter als eher an die absolut notwendige arbeit, ohne die eine Gesellschaft nicht überleben kann, die Arbeit von Milliarden von Müttern und Hausfrauen, die ihre Arbeit kostenlos verrichten aus Liebe zu Mann und Kindern und dafür am Ende mit einem Taschengeld abgespeist werden, wenn sie in Rente gehen. DASS diese Frauen eigenes Geld brauchen, leuchtet ein. Aber warum nicht in Wertschätzung der Arbeit, die sie tatsächlich tun? Wie bereits oben beschrieben, macht auch die Verachtung bzw. Abwertung des Eigentlichen auch hier nicht halt: Frauen wollen die Segnungen eines Männerlebens und noch ZUSÄTZLICH zu ihrer „eigentlichen“ Arbeit eine andere, die ihnen mehr Prestige verspricht. Die „eigentliche“ Arbeit machen dann andere, die professionell ihr Geld damit verdienen. Irgendjemand MUSS sich ja um die Kinder kümmern. Diese Frauen werden wiederum schlecht bezahlt, so dass die „eigentliche“ und absolut notwendige Arbeit einer Gesellschaft auch von denen abgewertet wird, die sie ursprünglich in einer niederen POSITION ausgeübt haben. Aber auch hier gilt: der RANG einer Arbeit innerhalb der Hierarchie sagt nichts über den WERT der Arbeit AN SICH aus.

Es wird also Zeit, den Wert einer Arbeit und einer Person AN SICH und unabhängig vom RANG in der Hierarchie wertzuschätzen. Warum ist der Wert eines ranghohen Schmarotzers, der nichts gibt sondern vor allem letztendlich die rangniedrigsten Mitglieder, also diejenigen, die unbezahlte aber unendlich wichtige Arbeit verrichten, einfach nur ausnimmt, überhaupt ein hoher Wert? Bedeutet das, dass Schmarotzen ein Wert an sich ist, den wir alle erreichen wollen? In der Richtung scheint es zu stimmen: wer würde nicht gern den ganzen Tag faulenzen und sich bedienen lassen? Das klingt nach Schlaraffenland und Paradies auf Erden … Und wer träumt davon, ein unbezahlter Diener zu sein? Den Traum haben ja längst junge Mütter ausgeträumt …. Sie gehen lieber arbeiten und schicken schon die Kleinsten in Betreuung.

Was hat das nun mit unserer Lösung zu tun? Wertschätzung von Person und Arbeit ist ein Teil der Lösung, die vor allem aus guten Beziehungen besteht. Bis jetzt haben wir: gute Beziehungen haben zu tun mit Ausgewogenheit zwischen Geben und Nehmen, Wertschätzung von Arbeit und Personen. Des weiteren ist eine gute Beziehung gekennzeichnet von gegenseitigem Vertrauen.

Wie wir gesehen haben, fördert eine hierarchisch organisierte Gemeinschaft vor allem Angst, und zwar hat im Extremfall jeder vor jedem Angst. Machtkämpfe mit den dazu gehörigen Intrigen verhindern ein vertrauensvolles Miteinander. Jeder identifiziert sich mit seinem Status und der dazu gehörigen Rolle. Was vom eigenen wesen her nicht dazu passt, wird dazu gelogen oder vorgetäuscht. Nichts ist echt, an nichts kann man sich wirklich halten, einewelt des schönen Scheins, in der nichts so IST, wie es auf den ersten Blick SCHEINT. Wie soll man da vertrauen? Und WEM soll man da vertrauen? Große Unsicherheit herrscht, Sicherheit gibt lediglch die Position, auf der man sich befindet, da sie ganz klar umreißt, wer wem zu dienen oder in den ar… zu kriechen hat, damit alles reibungslos und wie geschmiert läuft. Es geht weniger um Leben in all seinen Facetten und Möglichkeiten als um reines Funktionieren.

Wie schafft man denn nun Vertrauen? Am besten durch Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Wie oben beschrieben, ist das in der Hierarchie nicht möglich und auch nicht gewollt. Wen interessieren schon die Probleme anderer? Oder die Wirklichkeit eines anderen? Der soll gefälligst still und unauffällig funktionieren so wie man selber auf. Für die Wirklichkeit ist einfach kein Platz in der Hierarchie. Wen interessiert die schon? Es geht doch nur darum zu funktionieren, und das funktioniert anscheinend besser unter Ausschluss der Wirklichkeit – mit dem Ergebnis, dass wirklich gute, aufrichtige Beziehungen kaum noch möglich sind. Überall muss man eine „gute Figur abgeben“, auch privat, denn der Freund von heute kann schon der Feind von morgen sein, der private Informationen gegen einen verwendet.


Also geht es darum, die Identifizierung mit dem Status aufzulösen und erstmal zu ergründen, wer man denn nun wirklich unabhängig davon ist. Es geht darum, den eigenen Wert unabhängig von jedem äußeren Status zu erkennen und auch anderen mit Wertschätzung zu begegnen. Es geht darum, den eigenen Wert und den der anderen zu erkennen, die eigene Arbeit wertzuschätzen, egal was es ist. Auch und gerade die Clofrau hat unser aller Respekt verdient, das sie bereit ist, diese eklige Arbeit zu tun. Es geht um Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber, um Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber.

Wer wirklich SEIN oder IHR eigenes Leben lebt, hat es nicht mehr nötig, was Besseres zu sein. Diese Menschen sind mit sich selbst zufrieden und mit sich selbst im Einklang und im Reinen. Das Bedürfnis, was Besseres zu sein, entsteht vor allem bei denjenigen, die durch besonderen drill oder anderes sich selbst entfremdet werden. Wenn sie schon ihr Leben nicht wie andere leben können, dann besteht der Ausgleich dafür darin, was Besseres zu sein als die anderen, die als primitiv gelten, weil sie das pralle Leben leben, von dem diejenigen, die „Was Besseres“ sind, sich ausgeschlossen fühlen.


Alles weist darauf hin, dass es nur eine einzige Lösung gibt: die Abschaffung der Hierarchie, die sich im Tierreich lange Zeit bewährt hat aber auch schon Primaten schwere psychische Schäden zufügt. Den Affen fehlt die Fähigkeit zur Reflexion. Sie sind nicht in der Lage, die Ursachen ihrer statusbedingten Depressionen zu ergründen und das ganze System, in das sie hinein geboren wurden, in frage zu stellen. Aber HIER zeigt sich die Überlegenheit des Menschen, der hierzu in der Lage ist und diesen biologischen Vorteil auch zum Wohle aller nutzen sollte.

Das Wort „Hierarchie“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet einfach nur „Ordnung“. Dass damit heute eine ganz spezielle Ordnung gemeint ist, könnte sich ja wieder ändern, indem wir die derzeitigen Hierarchien abschaffen und durch eine neue Ordnung im Sinne sich selbst regulierender Organismen ersetzen. Diese Ordnung kann nur in einem Klima von wahren Informationen funktionieren – nicht aufgrund von moralischen sondern rein praktischen Erwägungen. Wenn man mit verbundenen Augen ein Auto lenken will, dann geht es eben nur mit Informationen, die der Realität, der Wirklichkeit, entsprechen. Wenn jemand aus lauter Höflichkeit, weil man z.B. einen Ranghöheren nicht kritisieren darf, sagt, dass die Richtung stimmt, obwohl abzusehen ist, dass der Fahrer gleich die Wand trifft, dann wird diese höfliche Lüge dazu führen, dass der blind fahrende Fahrer das Auto voll vor die Wand setzt – was man ja auch im realen Leben ständig beobachten kann. Es geht also schon aus rein pragmatischen Gründen nur mit absoluter Ehrlichkeit.


Verlassen wir also die vorgegebenen Bahnen aus dem Tierreich, die lange bewährten hierarchischen Strukturen. Befreien wir uns von den fesseln unserer tierischen Vergangenheit und entwickeln eine neue und gesündere Ordnung, die nicht auf starren Rangfolgen sondern auf guten und gesunden Beziehungen basiert, auf Vertrauen und Wertschätzung, Aufrichtigkeit und Kontakten in Augenhöhe von Mensch zu Mensch.


Zum Thema „Achtung – Verachtung“ siehe auch diesen Essay über Die Bedeutung der Acht





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