Kindesentziehung ist die juristisch korrekte Bezeichnung für eine
Kindesentführung, die von einem Elternteil begangen wird. Es ist ein
Verbrechen, das laut Strafgesetzbuch mit bis zu 5 Jahren Gefängnis bestraft
werden kann. Übrigens: Das Unterbinden des Besuchskontaktes erfüllt ebenfalls
den Straftatbestand der Kindesentziehung!
. . .für das Kind?
Das Kind verliert von einem Augenblick zum anderen den sorgeberechtigten bzw.
vertrauten Elternteil, die vertraute Umgebung, eventuell Geschwister, die
Muttersprache, Lieblingsspielsachen, Kleidung und vieles mehr. Alles, was vom
anderen Elternteil ist, wird ihm genommen, Geschenke werden nicht ausgehändigt.
Alle Eltern, die ihre entführten Kinder wiedergefunden haben, mussten
feststellen, dass ihre Kinder nicht mehr wissen, wer sie sind, weil die
Entführer ihnen Lügen über den anderen Elternteil und die eigene Vergangenheit
erzählt haben. Mit anderen Worten: die Kinder haben das Wichtigste im Leben
verloren, was einen Menschen ausmacht, nämlich ihr Selbst, ihre eigene
Identität, ihre Wurzeln.
Psychologen haben festgestellt, dass die entführten Kinder sich mit ihren
Entführern auf dieselbe Weise solidarisieren, wie man es auch bei erwachsenen
Geiseln mit ihren Geiselnehmern beobachtet hat, das bekannte Stockholm-Syndrom.
Nicht zu unterschätzen in den Auswirkungen für das Kind sind die Stressfaktoren
Flucht, Untertauchen, Verschleppung in einen fremden Sprach- und Kulturraum.
Tragischer allerdings sind die psychischen Begleiterscheinungen einer
elterlichen Entführung der Kinder. Aufgrund ihrer Zwangslage unterdrücken sie
Teile ihrer Gefühle, sie spalten Erinnerungen ab und entwickeln eine
Überbindung an den verbliebenen Elternteil, der die Kinder mit allen Mitteln -
auch mit Gewalt - dem zurückgebliebenen Elternteil völlig entfremdet, um
jegliche Beziehung zur Vergangenheit abzuschneiden. Bei den Kindern äußert sich
dies in Angst und Ablehnung dem zurückgebliebenen Elternteil gegenüber, was
sich aber schnell wieder ändert, sobald die Kinder wieder Kontakt zum
ursprünglich sorgeberechtigten Elternteil haben. Da die Entführer dies wissen,
tun sie alles, um den Kontakt zu verhindern, damit die Kinder nur ihre Version
der "Wahrheit" kennen.
. . .für die zurückbleibenden Eltern?
Für sie bricht zunächst eine Welt zusammen: Das Unfassbare, von dem sich niemand
vorstellen konnte, dass es passieren würde, ist geschehen! Der entführende
Elternteil hat seine Drohungen wahr gemacht. Das Kind ist weg, und es scheint
unmöglich, es aus dem Ausland gegen den Willen des Entführers zurückzubekommen.
Unterstützung gibt es fast keine. Alle Gelder für die Kinder, z.B. Unterhalt,
Kindergeld, Sozialhilfe, werden sofort gestrichen, aber die Rückführung von
Kindern, die immer auch ungewiss ist, kostet mehr, als ein Kind, das hier bei
der Mutter oder dem Vater lebt, kosten würde.
Können wir etwas tun?
Ja! Wir tauschen unsere Erfahrungen auf unseren Treffen aus und
beraten Betroffene im Rahmen der Selbsthilfe.
Wir vermitteln Kontakte untereinander und zu Institutionen, die bei der Suche
nach den Kindern und/oder deren Rückführung behilflich sein können.
Wir helfen dabei, die Möglichkeiten einer friedlichen Einigung der Eltern
auszuloten und versuchen, Lösungen für eine Vorbeugung von Kindesentziehungen
zu finden.
Wir suchen nach Möglichkeiten, der finanziellen Unterstützung für die Suche und
die Rückführung der entführten Kinder.
Wir wollen die Öffentlichkeit auf das Phänomen der elterlichen Kindesentführung
aufmerksam machen und das tatsächliche Leiden der entführten Kinder in der
Öffentlichkeit bekannt machen.
Wir wollen mitwirken bei der Schaffung politischer Rahmenbedingungen zum
Schutze der Kinder vor internationalen Kindesentziehungen. Um diese zu
verhindern, müssen differenzierte bilaterale und internationale Abkommen
entwickelt und durchgesetzt werden. Wir betrachten es als unsere Aufgabe,
PolitikerInnen aller Parteien zu motivieren, sich dieser Aufgabe zu stellen,
und stehen beratend zur Verfügung.
Wir wollen die rechtsstaatlichen Organe für die tatsächlichen Vorgänge in den
Fällen elterlicher Kindesentführungen sensibilisieren und dadurch erreichen,
dass dem Kindeswohl wirkungsvoller Sorge getragen wird, nach dem Motto:
Ein Kind braucht beide Eltern!
Sobald aber ein Elternteil mit der Entführung der Kinder droht, liegt es an uns
(als Gesellschaft!), dem Kind denjenigen Elternteil wirkungsvoll zu erhalten,
der am ehesten das Wohl des Kindes im Auge hat, und das Kind davor zu schützen,
diesen Elternteil oder gar beide zu verlieren. Viele Entführer machen die
Kinder quasi zu "Vollwaisen", indem sie sie zu ihren Familien in ihre Heimat
bringen, um dann selber wieder in Deutschland zu leben. Hierbei sollte nicht
vergessen werden, dass viele Ausländer in Deutschland arbeiten, um ihre
Familien daheim finanziell zu unterstützen, d.h. dass eine Person mehr oder
weniger in der Heimat nicht weiter ins Gewicht fällt, der hier zu leistende
Unterhalt an den anderen Elternteil aber letztendlich ruinös wäre, da vom
selben Geld möglicherweise die ganze Familie in der Heimat satt würde, die
Entführung also auch eine Existenzfrage für eine ganze Familie sein kann.
Drohungen, die Kinder zu entführen, müssen deshalb unbedingt ernst genommen
werden! Fast alle Entführer haben ihren Entschluss vorher angekündigt, viele
sogar unter Zeugen, da sie genau wissen, dass Zeugen im allgemeinen bei
Familienstreitigkeiten vor Gericht nicht angehört werden.
Unser größtes Anliegen ist es, weiteres Leid von den Kindern abzuwenden.
NOTFALLTELEFON: [Geschichte, nicht mehr vorhanden]
Ausblick auf weitere Aktionen
Die Selbsthilfegruppe wurde 2005 aufgeöst, sollte aber wieder reaktiviert
werden mit monatlichen Treffen im Raum Düsseldorf. Es geht um
Erfahrungsaustausch und Hilfe zur Selbsthilfe im Falle von erfolgter und
angedrohter Kindesentführung durch den anderen Elternteil, ebenso um Probleme
mit dem Umgangsrecht.
Nachdem in all den Jahren seit 1992 viele Mütter, manchmal auf verrückte und
unglaubliche Weise, wieder Kontakt zu ihren Kindern gefunden haben, soll auch
alles um das Wiedersehen mit den Kindern besprochen werden. Das Fazit aus all
diesen Erfahrungen ist, dass die Kinder, vor allem, wenn sie noch sehr klein
waren, als sie entführt wurden, wesentlich weniger Interesse an den Müttern
haben als es andersherum der Fall ist. Es hat sich herausgestellt, dass die
Kinder schnell in der neuen Umgebung heimisch wurden, vor allem in islamischen
Ländern das Leben in der Großfamilie schätzen und lieben lernen, dass vor allem
die Töchter sehr vom Islam überzeugt sind und insbesondere die Seele der Mutter
retten wollen, indem sie sie zum Islam zu bekehren versuchen. Die meisten
Erfahrungen haben wir im Zusammenhang mit dem muslimischen Vätern gemacht, die
ihre Kinder in muslimische Länder entführt hatten, so dass ich auch nur dazu
etwas Allgemeineres schreiben kann.
Wir haben festgestellt, dass so gut wie alle Kinder wieder zurückgekommen
sind, dank der neuen Techniken auch via PC und Iternet. Besonders glücklich war ich
darüber, dass einigen Kindern auch beide Elternteile und damit auch beide
Kulturen und alle Großeltern erhalten durch Vermittlung zwischen den
Eltern bleiben konnten.
Ich wünsche mir, dass wir auf diesem positiven Weg weitermachen können. Alles
Liebe von Sabine :)