Die Plassenburg in Kulmbach
Letztens traf ich den Herrn der Plassenburg von Kulmbach, den Kastellan oder
Burggrafen Harald I, genannt der Starke. Ein Burggraf ist so eine Art
Schlossverwalter der Burg, zuständig für alles, von Adel und Hüter der Burg,
wenn
der Burgherr, der König, Kurfürst, Kaiser etc. nicht zuhause sind. Er ist auch
dafür zuständig, dass bei Anwesenheit der hohen Herrschaften alles läuft und
für alles gesorgt ist. Mit diesem hohen Amte tritt er in die Fußstapfen derer
von Hohenzollern, die ihre Karriere von der Schwäbischen Alb gen Osten als
Burggrafen der Kaiserburg in Nürnberg begannen und als Kaiser von Deutschland
Jahrhunderte später in Berlin beendeten, bevor sie heute nun nur noch „von
Hohenzollern“ heißen und wir keine Kaiser und Könige in Deutschland mehr haben.
Auf der Plassenburg spielten sie auch mal eine wichtige Rolle.
Geschichte der Burg
Kommen wir nun aber zuerst zur Burg, für die Harald I, der Starke, heute
zuständig ist. Die ursprüngliche Burg, die im Jahre 1135 erstmals in einer
Urkunde erwähnt wird, existiert heute so nicht mehr: sie wurde umgebaut und
geschleift, aus einer alten zweckmäßigen Befestigungsanlage wurde fast ein
Schloss.
Doch der Reihe nach: Im oben genannte Jahre 1135 wird Berthold II von
Dießen-Andechs als Graf von Plassenberg bezeichnet, wobei sich der Titel Graf
vor allem auf die Grafschaft Dießen-Andechs bezieht, und so gab es bereits zu
dieser Zeit Ministeriale, die sich in Abwesenheit des Grafen, wenn er z.B: in
seiner Heimat weilte, um die Belange der Burg kümmerten.
1208 verloren die Andechser ihren Stammsitz in Oberbayern, verlegten ihren
Lebensmittelpunkt auf die Plassenburg und starben 1248 aus. Das noch
verbliebene Erbe wurde unter den Schwägern aufgeteilt, wobei die Plassenburg an
die Grafen von Orlamünde fiel, bis auch diese Linie im Jahre 1340 ausstarb.
(Orlamünde liegt in Thüringen an der Mündung der Orla in die Saale.)
Gemäß Erbvertrag von 1338
gehörte die Burg nun den bereits oben erwähnten Nürnberger Burggrafen von
Hohenzollern,
den hehren Vorbildern unseres heutigen Burggrafen der
Plassenburg, Harald I, genannt der Starke.
Durch einen weiteren Erbfolgevertrag wurde das Gebiet der Hohenzollern 1398 in
zwei Teile geteilt, wobei die Plassenburg zur Residenz des Fürstentums „op dem
Gebirg“ wurde. Der Hausherr, Kurfürst Friedrich I von Brandenburg – heute
Berlin, damals Cöln an der Spree –
weilte aufgrund politischer Verpflichtungen recht häufig im Ausland und setzte
1421 einen Hauptmann ein, der gemeinsam mit einem Ratskollegium die
Regierungsgeschäfte führen sollte. Das Amt hat er extra für diesen Zweck
erfunden.
Was aber ist ein Kurfürst? Ein Kurfürst ist nicht, wie es der Titel vielleicht
suggerieren könnte, ein Fürst, der zur Badekur weilt, sondern einer der
Fürsten, die das Recht hatten, den deutschen Kaiser zu wählen, ein Amt und
Titel, das nicht durch Erbfolge automatisch auf den ältesten Sohn überging wie
z.B. die Königswürde. Wie die KURie in Rom den Papst wählt, so KÜRten die
KURfürsten den neuen Kaiser, wählten ihn also aus ihrer Mitte.
Markgraf Friedrich IV wurde im Jahre 1527 von seinen Söhnen abgesetzt und in
den Turm geworfen – wie man damals so sagte – auf Hochdeutsch: er wurde im
Turmverlies der Burg von seinen Söhnen gefangen gehalten. Drei Jahre später
wurde er von seinem Sohn Georg der Fromme wieder befreit. Dieser ließ dann die
Burg zu einer mit Geschützen zu verteidigenden Festung
umbauen, woran noch heute die mächtigen Rondellanlagen erinnern. 1550 wurden
dem noch weitere Verteidigungsanlagen und die äußere Ringmauer hinzugefügt, was
am Ende des Bundesständisches Krieges im Jahre 1554 dann doch nichts geholfen
hatte: er endete mit der ersten Zerstörung der Plassenburg.
Im folgenden 2-jährigen Machtvakuum stand die Burg unter kaiserlicher
Zwangsverwaltung bis 1557 Markgraf Georg Friedrich mit ihrem Wiederaufbau
begann. Der 1562 eingestellte Baumeister Caspar Vischer gestaltete aus den
Trümmern ein prachtvolles Rennaissance-Schloss mit Festungsanlage. 1604 wurde
die Residenz von Kulmbach nach Bayreuth verlegt.
Im 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 spielte die Burg wieder ein große Rolle,
da sie nicht nur der markgräflichen Familie Schutz bot sondern ebenfalls ca.
2.000 Menschen aus der Kulmbacher Umgebung. Die Burg trotze den kaiserlichen
Armeen, von denen sie zweimal zur Übergabe aufgefordert wurde und die genauso
oft unverrichteter Dinge wieder abziehen mussten.
Karriere am markgräflichen Hof machte von 1677 bis 1686 der Alchimist
Krohnemann, der angeblich in seinem Labor am roten Turm der Plassenburg Gold
und Silber herstellen durfte. Als der Schwindel mit den aus der Schatzkammer
des Schlosses „hergestellten“ Edelmetallen aufflog, endete die Karriere des
Kammerherrn und Ministers am Galgen.
In den Revolutionskriegen, die der Machtergreifung Napoleons voraus gingen,
wurde die Burg von 1792 bis 1795 als Lager für
die französischen Kriegsgefangenen genutzt. Im Jahre 1807 endeten die
napoleonischen Kriege, die Belagerung der Plassenburg aber bereits 1806, was
für die preußische Plassenburg der Hohenzollern das Ende bedeutete. Sie wurde
von den Truppen Napoleons geschleift, nachdem Napoleon das seit 1792
preußische Franken dem bayerischen König als Dank für seine Unterstützung im
Krieg geschenkt hatte. Dies ist auch der Grund, warum die Franken bis heute
nicht alle und immer so glücklich sind, nun Bayern zu sein, und warum große
Teile des
Frankenlandes im Gegensatz zum übrigen meist katholischen Bayern vorwiegend
protestantisch ist: es wurde schon vor der preußischen Zeit von den
Hohenzollern regiert, die im Gegensatz zu den Habsburgern während der
Reformationszeit evangelisch geworden waren.
Im Februar 1807 war das Zerstörungswerk so gut wie vollbracht, alle Waffen
waren in andere bayrische Festrungen verbracht worden und das wertvolle Archiv
ins katholische Bamberg, wo es heute einen Grundpfeiler des Staatsarchivs
bildet.
Lediglich die Ahnengalerie wurde laut Kapitulationsvertrag von 1806 nach Berlin
gebracht.
Das Königreich Bayern wollte die Reste der Plassenburg als Garnison für das 7.
leichte Infanterie-Bataillon von Treuberg nutzen. Da die verbliebenen
Wohngebäude dafür jedoch zu klein waren, wurde die Burg 1813 zunächst als
Lazarett und ab 1817 als Zwangsarbeiterhaus genutzt. Die 446 für 1825 als
Sträflinge registrierten Männer und Frauen wurden in der Textilherstellung
eingesetzt und an der Tretmühle zur Gewinnung von Getreidemehl. 1862 wurde die
Plassenburg nach entsprechendem Ausbau in ein Zuchthaus für bis zu 500 Männern
umgewandelt, die hauptsächlich mit Textilherstellung aber auch anderen
handwerklichen „Betrieben“ auf der Burg eingesetzt wurden.
1909 wurde das Zuchthaus aufgelöst, und die Plassenburg stand leer bis zum 1.
Weltkrieg, wo sie dann wieder als Kriegsgefangenenlager für russische und
französische Kriegsgefangene genutzt wurde. Nach Kriegsende diente sie bis 1928
wieder als Zuchthaus. 1929 wurde sie der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen
Schlösser, Gärten und Seen übergeben, die damals noch Verwaltung des ehemaligen
Krongutes hieß und die für die gründliche Sanierung der Burg sorgte.
Die Burg heute
Heute beherbergt die Burg das Landschaftsmuseum Obermain, ein weit über die
Grenzen Frankens hinaus bekanntes Zinnfigurenmuseum, das "Armeemuseum Friedrich
der Große" und das neue Museum „Hohenzollern in Franken“, dazu ein kleines Café
mit Museumsshop im schönen Hof, wo es im Sommer auch verschiedene Events und
Konzerte gibt, die bekannt sind für das schöne Ambiente und die gute Akustik,
sowie gleich am Eingang zur Burganlage die Burgschänke mit passenden Gerichten
und Aussichtsterrasse auf die Stadt und das Weißmaintal. Führungen im Innern
und in den Außenlagen der Burg werden natürlich ebenfalls angeboten. Und damit
schließt sich der Kreis: diese können bei unserem bereits zu Beginn erwähnten
Harald I, dem Starken oder natürlich jedem der anderen kompetenten Führer der
Burg angemeldet werden unter der
Führungshotline 09221/95 88- 0.
Geöffnet ist die Burg natürlich auch, und zwar:
1.4.-31.10 Montag bis Sonntag von 9.00 bis 18.00 Uhr
1.11.-31.3. Montag bis Sonntag von 10.00 bis 16.00 Uhr
Regelmäßige Führungen für nicht in Gruppen Anreisende sind den Informationen an
der Kasse zu entnehmen. Die Kasse befindet sich im schönen Hof.
Wie gelangt man zur Burg?
Wie gelangt man zur Burg?
Am schönsten: zu Fuß
Am schnellsten: mit dem Bus
Am bequemsten: mit dem eigenen Auto - allerdings ist die Straße bis 17.30 Uhr
gesperrt
Mit dem eigenen PKW geht es eine schmale Straße hinauf, die schon von der Stadt
aus ausgeschildert ist. Gleich unterhalb der Burg befinden sich Parkplätze.
Vom Zentralparkplatz in der Stadtmitte fährt ein Pendelbus alle halbe Stunde
zur Burg hinauf.
Zu Fuß geht es ebenfalls der Beschilderung nach durch die malerischen Gässchen
der Kulmbacher Altstadt den Berg hinauf am berühmten roten Turm vorbei, der
ehemals zur Stadtmauer gehörte und nicht derselbe ist, der zu den von Napoleon
geschleiften Festungsanlagen der Burg selbst gehörte. Das letzte Stück führt an
der Straße entlang, von wo man einen atemberaubenden Blick auf das inzwischen
zu einer mittleren Industriestadt heran gewachsene
Kulmbach am Weißen Main,
einem der beiden Quellflüsse des Mains, die nicht weit von hier in Mainleus zum
Main zusammen fließen.
Alle drei Wege führen zu einem großen Tor, durch das man in den großen Burghof
gelangt. Links befindet sich die Burgschänke. Der Hof wird gebildet aus einer
weiteren Gebäudefront und wurde als Exerzierplatz für die Soldaten genutzt, die
hier zum Schutze der Burg stationiert waren. Rechts führt eine kleine Straße
weiter bergauf zu einem großen, runden Platz, von dem aus man wieder einen
gigantischen Blick auf die Stadt und den gegenüberliegenden Rehberg hat. Von
hier aus bekommt man auch einen ersten Eindruck, in welch wunderschöner Natur
die Burg am Waldrand und gleich über der Stadt liegt. Die Wälder dahinter
scheinen sich endlos auszudehnen.
Von diesem Rondell aus geht es durch ein weiteres Tor in den schönen Hof, zu
den Museen und dem Museumsshop mit kleinem Café. Von den Museen habe ich bis
jetzt das Armeemuseum gesehen, von wo aus die Führung durch die oben
geschilderte Geschichte beginnt und an der ich auch teilgenommen habe. Da das
Fotografieren in der Burg verboten ist, habe ich leider keine Fotos von den
ausgestellten Gegenständen und Figuren. Im Armeemuseum stehen z.B. Soldaten mit
historischer Kleidung in Originalgröße mit Erläuterungen zu Aufgaben und
Ausrüstung der verschiedenen Ränge etc. Des weiteren gibt es viele Gemälde in
beiden Teilen, die ich mir angesehen habe sowie die verschiedensten
Zeitzeugnisse aus allen Epochen der Plassenburg von Kleidung über Einrichtung
bis zu Dokumenten u.v.a.
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Harald Stark:
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