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Marktleuthen: Rundwanderweg 6
im Fichtelgebirge, dem granitenen Hufeisen im Herzen Europas
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Der offizielle Rundwanderweg 6 der Stadt Marktleuthen, angelegt und gewartet
vom FGV -
Fichtelgebirgsverein Ortsgruppe Martleuthen e.V. - beginnt am Marktplatz und
führt dann durch die Neudeser Gasse Richtung Galgenberg. Üblich ist der
Treffpunkt vor dem Café Schoberth, da man dort - außer Mittwoch - noch schnell
den Proviant für unterwegs aufstocken kann und außerdem gute Parkmöglichkeiten
vorhanden sind. Gehdauer: ca. 2 Stunden
Galgenberg, 586 m
An einem schönen Novembertag - dem ersten Schnee! - ging es los:
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die Neudeser Gasse entlang Richtung Galgenberg ...
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Blick durch Föhre und Vogelbeeren
auf Alwins Weiher
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Die Föhre - eine Kiefernart -
zeigt auf Alwins Weiher links
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Der Weg rechts an der Föhre entlang
führt hier in den Wald hinein ...
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... und wenig später an Hugos Weihern vorbei, die auf der Sonnenseite liegen,
so dass der Schnee gleich wieder geschmolzen ist.
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Bäume am Egerufer
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Blick auf Neudorf jenseits der Eger
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Der Weg führt zunächst an der Neudorfer Mühle, genannt Finkenmühle, vorbei,
einer ehemaligen Wassermühle.
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Blick von der Eger-Brücke zurück
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Schuppen der Finkenmühle
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Hof der Finkenmühle
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Bereits in den Dokumenten von 1699 wird der Bau einer Mühle bei Neudorf nahe
der Mündung des Lehstenbaches in die Eger erwogen. Doch der Einspruch des nicht
weit entfernten Eckenmüllers konnte die Konkurrenz in nächster Nähe nicht
verhindern sondern lediglich den Bau der neuen Mühle um zwei Jahre verzögern.
1703 wurde die Mühle dann fertig gestellt. Obwohl der Ort Neudorf zum Amt
Kirchenlamitz gehörte, unterstand die Mühle der Marktleuthener Gerichtsbarkeit
jenseits des Kühbergs, der Marktleuthen von Neudorf trennt. Diese Regelung
führte dazu, dass der Besitzer nicht nur zu den üblichen Steuern verpflichtet
war sondern auch einen herrschaftlichen Jagdhund halten und Einquartierungen
dulden musste. Als besonderes Privileg durfte er dafür im Gegenzug dreimal
wöchentlich Getreide von seinen Mahlgästen abholen und ausfahren, was ihn nicht
gerade beliebter bei seinen Berufskollegen machte.
Da der Erbauer, Hans Illing, noch 1703 zur Finkenmühle in Birk, einem kleinen
Dorf ebenfalls im Fichtelgebirge nahe Weißenstadt, zurück kehrte, die er vor
dieser Mühle hier dort erbaut hatte, vermutet man, dass er einer der wandernden
Mühlenärzte war, die als Müller und Zimmerleute von Mühle zu Mühle zogen, um zu
reparieren, was defekt war, oder neue Mühlen da bauten, wo sie gebraucht wurden.
1703 wurde die Finkenmühle übernommen von Paul Illing und Joh. Wunderlich, Sohn
und Schwiegersohn des Erbauers. 1715 kaufte sie Johann Richter nach einigen
Besitzerwechseln und ließ sie verfallen. 1721 versuchte Joh. Georg Neupert die
Mühle zu kaufen, was aber daran scheiterte, dass der Besitzer das Feld nicht
räumen wollte. So wurde er dann später vertrieben und die leer stehende Mühle
1724 an Jacob Freißleben für 120 Gulden verkauft, der sie im selben Jahr noch
um eine Schneidmühle erweiterte, die dann von seinem Nachfolger Volkmann 1741
wieder abgebaut und zerlegt an den Eckenmüller verkauft und transportiert wurde.
1733 besaß die Finkenmühle einen Schlag- und zwei Mahlgänge und das Recht auf
einen Ölschlaggang, wovon 1790 nur noch die beiden Mahlgänge in den Urkunden zu
finden sind, die mit zwei unterschlächtigen Wasserrädern angetrieben wurden,
welche zunächst 1920 und noch einmal 1939 durch modernere Antriebe (Räder bzw.
später Turbinen) ersetzt wurden. 1971 wurde die Mühle still gelegt.
Quelle:
Mühlen und Müller im Sechsämterland
von Dieter Arzberger
Finkenmühle im Egertal vor dem Kühberg
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Neudorf Ortseingang, rechts der Ulmenhain
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Neudorf: Blick Richtung Eger
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Stummer Wächter
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Nun wenden wir uns wieder dem Ortsausgang zu, um auf unseren Rundwanderweg
zurückzukehren, der jenseits der Eger an Neudorf vorbei führt.
Weg zurück zur Brücke über die Eger
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Halloween-Deko in Neudorf
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Lehstenbachtal, links der Buchberg hinter Neudorf und ...
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... Lehstenbach-Steg von der Brücke über die Eger aus gesehen
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Egertal zur Neumühle
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Immer noch von der Brücke:
Blick ins Egertal Richtung Neumühle
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Zwischen Lindenbühl, 604 m, auch Thusberg genannt,
und Kühberg, 611 m
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Erwin vor dem Lehstenbachtal,
im Hintergraund der Lindenbühl/ Thusberg
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Spiegelbilder in der Eger
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Nun überqueren wir die Brücke und wenden uns nach links Richtung Neumühle.
Mündung des Lehstenbaches in die Eger
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~ ohne Worte ~
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Diese Wehr dient(e) als kleines Elektrizitätswerk für Neumühle.
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Eger
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Hirschsprung - frontal
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Hirschsprung - Teil 1
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Hirschsprung - Teil 2
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Neumühle
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Im Jahre 1610 wurde die Erlaubnis erteilt, auf Marktleuthener Gebiet an der
Eger eine Neue Mühle zu bauen, die dann ein Jahr später fertig gestellt wurde.
Eigentümer der Mühle waren "Bürgermeister und Rath zu" Marktleuthen.
Die bis 1755 häufig wechselnden Betreiber der Mühle kamen dann auch aus dem
Magistrat der jetzigen Stadt des damaligen Marktfleckens. Dementsprechend wurde
sie dann im 18. Jahrhundert meist "Marktmühle", "
Herrenmühle" oder auch nach ihrer Lage unterhalb des Thusberges
"neue Mühle im Duß" genannt.
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1780 gehörten zur Mühle ein zweigädiges Wohnhaus, ein Stall und eine Scheune.
Für 1787 sind zwei Mahlgänge und ein Schneidgang aktenkundig, wobei letzterer
vermutlich aus dem Jahre 1703 stammte. Der oberschlächtige Antrieb erfolgte
durch einen von Egerwasser gespeisten Mühlgraben mit einem Gefälle von 2,8m.
Ober- oder unterschlächtiger Antrieb sagen aus, ob das Mühlrad am oberen oder
unteren Rand vom Wasser angetrieben wird. Wenn sich das Wasser quasi von oben
herab auf das Mühlrad ergießt und quasi noch mit seiner Schwerkraft das Rad
dreht, dann bedeutet dies, dass das Rad mit mehr Kraft gedreht wird als ein
unterschlächtiges, das quasi vom Wasserstrom mehr oder weniger mit gerissen
wird. Dieser Unterschied im Wassermühlenantrieb führte dann zu dem Ausdruck
" Oberwasser haben", wenn jemand einem anderen gegenüber im Vorteil
ist so wie der Müller dem gegenüber im Vorteil ist, der seine Mühle nur mit
" Unterwasser" antreiben kann.
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Zurück zur Mühle:
Der Pächter dieser Gemeindemühle hatte im 18. Jahrhundert eine gewisse Menge
Getreide dem Magistrat als Pachtzins abzuliefern, außerdem eine wesentlich
geringere Menge an arme Leute zu verteilen und 5 Gulden für die Sägemühle
(=Schneidemühle).
Trotz eines Versuches, die Mühle um 1850 zu modernisieren, ging sie bald darauf
ein. 1889 gründeten die Gebrüder Vates in dem alten Mühlengebäude eine
Steinschleiferei, die nach wie vor den vorhandenen Wasserantrieb für drei
oberschlächtige Räder nutzte. Durch Turbinen und wasserbauliche Maßnahmen wurde
das nutzbare Gefälle auf ca. 8 m vergrößert und nach Schließung der
Steinschleiferei im Jahre 1975 noch bis heute als das kleine Elektrizitätswerk
genutzt, an dem wir eben auf dem Weg nach Neumühle vorbei gekommen sind.
Quelle:
Mühlen und Müller im Sechsämterland
von Dieter Arzberger
Auf Abwegen
Der offizielle Rundwanderweg 6 geht nun - wenn ich das richtig in Erinnerung
habe - weiter die kleine Straße entlang zurück nach Marktleuthen. Die
landschaftlich schönere Strecke führt gleich hinter dem Ortsschild von Neumühle
über den Wanderweg links von der Straße Richtung Eger.
Gedenkstein zur ersten urkundlichen
Erwähnung von Leuken, woraus
später Marktleuthen wurde.
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Der Gedenkstein steht am Hiltlweiher,
den man auch von der Straße aus sieht.
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Blick von der Egerbrücke egeraufwärts ...
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... egerabwärts
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Blick zurück auf die schneebedeckten Bäume
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Blick Richtung Straße jenseits der Eger
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Lindenbühl/Thusberg im Gegenlicht
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Wolkenberge über'm Lindenbühl
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Eckenmühle
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... wieder über die Eger
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Einst war dies eine reiche Getreidemühle mit Sägewerk - doch nun ist - fast -
alles dem Verfall preisgegeben ... und soll demnächst womöglich noch überdacht
werden durch die neue
Autobahn.
Um die Entstehung der Eckenmühle ranken sich zwei Geschichten. Die eine besagt,
dass die Mühle aus dem früheren Ort Rohrsbach stammt, der 1429 aufgelöst wurde
und dessen Einwohner aufgrund der drohenden Hussitenkriege Aufnahme im durch
einen Lehmwall umfriedeten Marktleuthen fanden. Es heißt, dass die Mühle in
Rohrsbach abgerissen und nahe Marktleuthen an der Eger wieder aufgebaut worden
sei. Die andere sagt, dass der Müller Wilhelm Eck sie 1489 dort gebaut haben
soll. Als Lehensverpflichtung hatte er u.a. jedes Jahr für den Kastner in
Wunsiedel ein Schwein zu mästen.
Kurz nach der Gründung geht aus den Quellen ein Wasserstreit mit den Nachbarn
hervor, der die Fischteiche oberhalb der Mühle betraf. Anscheinend leiteten die
Anwohner das Wasser, das er als Antrieb zum Mahlen brauchte, in den zur Mühle
gehörenden Fischteich um, so dass hier eine Regelung gefunden wurde, mit der
beide Parteien zufrieden waren.
Die Mühle besaß zwei oberschlächtige Wasserräder, die bis 1695 so gut
ausgelastet waren, dass der Müller eine ungefähr doppelt so hohe Steuerlast
trug wie der einzige Konkurrent der damaligen Zeit, die verkehrsgünstiger
gelegene Vogelmühle am ehemaligen Marktleuthener Mühlbach in Marktleuthen
selbst.
Nachdem die Eckenmühle durch die Neudeser und die Neue Mühle bei Neudorf starke
Konkurrenz bekam, wurde die Steuerlast in 1706 endlich gesenkt. 1712 stellte
eine Mühlenschaukommission fest, dass es dem Eckenmüller weniger an Wasser
sondern vor allem an Mahlgästen fehlte. Des weiteren stellte man fest, dass
einer der beiden Mahlgänge nicht funktionierte und der Wasserbau beschädigt
war. Das „steinerne Wehr“ versagte bei Eisgang und Hochwasser regelmäßig seinen
Dienst.
1735 wurde zu den zwei (wieder reparierten?) Mahlgängen noch ein Schlaggang
eingerichtet, 1737 noch ein Ölgang dazu. Wie bereits bei der Finkenmühle
berichtet, erwarb der Eckenmüller Joh. Matthäus Eck 1741 die 1724 zur
Finkenmühle erbaute Schneidemühle, die dort nicht rentabel arbeitete, und ließ
sie hier bei der Eckenmühle wieder aufbauen. Der Einspruch des Marktleuthener
Müllers Hönicka, der seinen eigenen Betrieb dadurch gefährdet sah, wurde
abgewiesen. Laut Urkunden von 1784 arbeiteten hier zu dem Zeitpunkt zwei
Mahlgänge, ein Schneid- und ein Schlaggang. Das Mühlengebäude, das heute so
langsam verfällt, stammt aus dem Jahre 1620, das ebenfalls sanierungsbedürftige
Wohnhaus aus dem Jahre 1811.
Am 5. Januar 1873 ereignete sich auf der Eckenmühle ein tragischer
Unglücksfall: Margaretha Herold, die Braut des Müllers Georg Christian Eck,
wollte im fließenden Wasser etwas auswaschen und stürzte dabei so unglücklich
in die Fluten, dass sie über das oberschlächtige Mühlrad in die Radstube
hinunter geschleudert wurde und dabei ums Leben kam. Am Tage ihrer geplanten
Hochzeit fand die Beerdigung statt.
Quelle:
Mühlen und Müller im Sechsämterland
von Dieter Arzberger
Ende des Wanderweges
Die Eckenmühle liegt gleich wieder an der Straße Richtung Marktleuthen. Wir
biegen links ab und kommen noch an einigen interessanten Dingen vorbei.
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Z.B. dieser interessante Pilz am Baum.
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Blick auf den Großen Kornberg
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Gleich sind wir da: da ist ja schon die Kirche von Marktleuthen!
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Von hier aus sieht man beide Kirchen von Marktleuthen,
vorne links die evangelische St.Nikolaus-
Kirche und dahinter die katholische St.Wolfgang-
Kirche von 1956
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Gleich sind wir da: da ist ja schon die Kirche von Marktleuthen!
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An diesem Strommast zweigt ein Weg nach links
zur Eger ab, wo man am Egerufer entlang
wieder zurück zum Marktplatz laufen kann,
während der Rundweg weiter die Straße entlang führt.
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Hier sehen wir schon wieder den Galgenberg.
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Ästhetik des Strommastes vor strahlend blauem Himmel ...
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Haus mit Baum am Eckenmühlweg
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In der Scheune neben dieser Ecke Eckenmühlweg/
Neudeser Gasse stand der gestohlene Leichenwagen,
den die Roußbuttnboum in ihrem berühmten Lied
Leichwogn
besungen haben.
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Scheunen daneben im Eckenmühlweg
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Neudeser Gasse immer gearadeaus bis zum Markt zurück
Rechts: Gasse zum Tempel
Als Tempel wurden im Mittelalter kleine Befestigungsanlagen bezeichnet, die
praktisch nur aus einem kleinen Wehrturm bestanden. Aufgrund der Egerfurt
führten wichtige Handelsstraßen durch Marktleuthen, da man damals zur
Überquerung von Flüssen auf die Furten angewiesen war. Furten sind seichte
Stellen in Flüssen, die man leicht durchwaten kann. Die Lage Marktleuthens
auf Granitboden (Marktleuthener Ebonit) war ideal, denn hier konnten die
schweren Fuhrwerke auch nicht im Matsch versinken.
Die Furt fiel leider 1963 der Flurbereinigung zum Opfer, als die Eger
kanalisiert wurde. Aber zur Schnittkirchweih im August treffen sich immer noch
die Jugendlichen dort im Wasser ... wenn das Wetter mitspielt ...
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Alle diese Fotos - so unterschiedlich das Wetter dort auch aussieht -
entstanden am 3. November 2006, ebenso dieses hier:
Informationen über's Fichtelgebirge:
Was man zum Wandern braucht, gibt es hier: