Grausamkeiten und gewaltsamer Tod, in unseren Legenden, Sagen, Märchen, und sogar in unserer Bibel haben wir uns daran gewöhnt. Ob in Rotkäppchen der Wolf die Oma frisst, der gute alte Moses sein Heer aussendet um Frauen und Kinder zu töten, die Liste ist lang. Eigentlich müssten all diese Schriften als jugendgefährdend nur ab 18 Jahren zugelassen sein, aber wir lesen das bedenkenlos unseren Kindern vor.
Wölfe, Bären, Wildschweine
Der Wald scheint ein gefährlicher Ort zu sein. Zumindest gewinnt man den Eindruck, wenn man alte Märchen liest. Da wird das kleine Rotkäppchen vom bösen Wolf gefressen und in dem Lied Ein Jäger längs dem Weiher ging (Lauf, Jäger, lauf!) erschrickt sogar ein Jäger vor den funkelnden Augen eines harmlosen Häschens.
Wer sich schon mal nachts ohne Licht im finsteren Wald aufgehalten hat und bewusst auf die Geräusche horchte, weiß, dass nicht alle schlafen, sondern viele gerade bei Dämmerung erwachen. Nach dem Nachtgesang im Walde von Franz Schubert ist die Nacht sogar im Walde daheim, schleicht sich bei Dämmerung allmählich heraus und hüllt alle ein. Alles Texte, die vor der Erfindung der Taschenlampe und der elektrischen Straßenbeleuchtung geschrieben wurden, und als noch gefährliche Tiere wie Wolf und Bär bei uns im Wald hausten. Aber unheimlich ist's auch heute noch, da draußen, ohne Licht und ganz allein …
Gute Geister
Der Wald beheimatet aber auch gute Bewohner und Naturgeister. Feen und Elfen wohnen dort, und man kann mit ihnen spielen, aber manchmal werden sie auch böse, wenn man sie ärgert.
Zwerge graben hinter den sieben Bergen nach Bodenschätzen und einer weiblichen Form der Zwerge ähnelt das Moosweiblein, auch Holzweiblein oder Holzfraala genannt. Es ist arm dran und ist froh wenn es sich auf einem Baumstumpf mal ausruhen kann, in den ein Holzfäller drei Kreuze geschlagen hat, sicher vor dem Wilden Jäger und ähnlichen Kräften, die ihr Böses wollen. Ein Teil des alten Volksglaubens wurde von der Kirche toleriert, besonders wenn er als harmlos angesehen wurde. Und dass sie sich auf Kreuzen ungestört ausruhen kann, war ja ein christliches Zeichen. Anspruchsvolle Zeitgenossen merken an, dass die Kreuze nur wirken, wenn sie in den Stumpf geschlagen werden, während der Baum fällt, ein gefährliches Unterfangen. Bäume schlagen beim Fällen manchmal aus, nicht die Knospen im Frühjahr, sondern der Stamm nach hinten, wenn er abrutscht. Schon wieder Lebensgefahr! In den modernen Zeiten des Harvesters findet man kaum noch Kreuze in Baumstümpfen, weshalb die Moosweiblein immer seltener werden, aber im Fichtelgebirge gibt es sie natürlich noch.
Ich würde Ihnen gern das Foto eines Moosweibleins zeigen, aber trotz aller Bemühungen ist es mir noch nicht gelungen, eines zu fotografieren. Sie verschwinden immer so schnell wieder, wenn sie sehen, dass ich zum Fotoapparat greife. Als Ersatz hier mal eine Zeichnung von Karl Alexander Wilke (* 1879 in Leipzig, † 1954).
Moosweiblein auf dem Schneeberg im Fichtelgebirge
Die Moosweiblein
sind Feen- oder elfenähnliche menschenscheue Waldbewohner, die man meist nur mal kurz im Augenwinkel sieht. Sie belohnen die Menschen, die ihnen helfen.
Die Weiße Frau
Das Hausgespenst der Plassenburg, wahrscheinlich Kunigunde von Orlamünde, die in einem tödlichen Irrtum ihre beiden Kinder umbrachte, um den Sohn des Nürnberger Burggrafen heiraten zu können
Feen sind sehr klein und haben Flügel. Meist sind sie freundlich, können aber auch Streiche spielen.
Elben kennen wir aus dem Herrn der Ringe. Sie sind menschengroß und durchaus streitbar.
Beide Arten gehören zu den Naturgeistern, sind naturverbunden und haben Zauberkräfte. Die Asen und Albe scheinen auch irgendwie dazu zu gehören, vielleicht auch die Kobolde.
Feen stammen aus mystischen Erzählungen und Sagen des keltischen Kulturkreises.
Elfen kommen in der nordisch-germanischen Mythologie vor, zusammen mit den Göttern.
Beide leben sehr versteckt im Wald, meist an klaren Bächen oder Wasserfällen. Sie zeigen sich nur selten, deshalb haben die Wenigsten sie schon mal gesehen.
Im Mittelalter machte die Kirche aus den Elfen die Alben, Dämonen, die den Albdruck verursachen, indem sie sich nachts auf die Brust von Schlafenden setzen und das Atmen schwer machen, was zu gruseligen Nachtmahren und Alpträumen führt. Nur gottgefälliges Leben und Buße in der Kirche konnte sie fernhalten. Angst erleichtert die Machtausübung über die Menschen.
1917 haben die Mädchen Frances Griffiths und Elsie Wright in Cottingley (England) Feen fotografiert. Die Geschichten gingen als die Cottingley Fairies, die Feen von Cottingley, durch die Medien. Die Fotos konnten trotz genauer Prüfungen nicht als Fälschungen entlarvt werden, viele glaubten die Geschichten, manche nicht.
Die Sprache von Elben, Elfen und Feen
In Märchen und Legenden sprechen Feen und Elfen meist nicht mit den Menschen. Im Herrn der Ringe hat J.R.R. Tolkien den sehr menschen-ähnlichen Elben in Mittelerde eigene fiktionale Sprachen gegeben: Quenya und Sindarin. In Lothlórien und im Düsterwald spricht man den Dialekt des Wald-Elbischen. Alle elbischen Sprachen sind aus dem Ur-Elbischen und dem primitiven Quendisch entstanden. Tolkien erstellte mehrere Wörterbücher mit Übersetzungen aus dem Quenya und Sindarin. Über die Rechtschreibung und Grammatik hat sich in den letzten Jahrzehnten eine Art fiktive, sehr phantasievolle, Wissenschaft entwickelt. Auch Gesänge und Lieder in Elbisch sind entstanden.
Zauberhafter Winter - Mystische Musik in Quenya and Sindarin