Fotos und Informationen
aus dem Fichtelgebirge

Die Häusellohe

Moorgebiet bei Selb in Oberfranken

In der Häusellohe

Gar schaurig ist's, durchs Moor zu gehn …


Zwischen Selb in Oberfranken und der tschechischen Grenze, im Selber Forst, liegt ein Moorgebiet mit großen Teichen, die Häusellohe. Ein Weiler aus ein paar Forsthäusern trägt den gleichen Namen. Nach Norden begrenzt wird es von der Streusiedlung Buchwald bei Längenau. 69 Hektar sind als Naturschutzgebiet Häuselloh ausgewiesen. Unter anderem findet sich ein ehemaliges Hochmoor mit Spirkenmoorwald.
Das Moorgebiet Häusellohe bei Selb in Oberfranken
Das Moorgebiet Häusellohe bei Selb in Oberfranken
Das Moorgebiet Häusellohe bei Selb in Oberfranken

Der Schausteinbruch in der Häusellohe


Die Gebrüder Pauker gründeten hier 1898 einen Granit-Steinbruch, der bis 1976 in Betrieb war. Die Steine wurden nicht nur herausgebrochen, sondern auch weiterverarbeitet. Neben Pflastersteinen, Fenstergewänden, Türgewänden, Treppenstufen und polierten Grabsteinen stellte man auch Mahlsteine her. Da der feinkörnige Granit hier im Gegensatz zum restlichen Fichtelgebirge frei von Eisen und anderen störenden Einschlüssen ist, konnten diese Mahlsteine nicht nur in Getreidemühlen, sondern auch in der Papierherstellung und in den Kollergängen der Porzellanindustrie verwendet werden. Der Steinbruch ist frei zugänglich und bei Vorführungen können alte Maschinen wie eine riesige Steinsäge in Betrieb genommen werden.
Historischer Kollergang der ehemaligen Rosenthal-Isolatoren-Gesellschaft (RIG), Selb
Ein historischer Kollergang der ehemaligen Rosenthal-Isolatoren-Gesellschaft (RIG), Selb
Mahlsteine aus Granit am Wegesrand
Mahlsteine aus Granit am Wegesrand
Ein Schwenkkran mit Seilwindenantrieb
Ein Schwenkkran mit Seilwindenantrieb
Ein provisorischer Dreibein-Kran im Wald
Ein provisorischer Dreibein-Kran im Wald
Alte Steinbruch-Gebäude, Lost Places
Alte Steinbruch-Gebäude in der Häusellohe bei Selb in Oberfranken
Wo einst bis zu 15 Arbeiter Steinblöcke brachen und weiterbearbeiteten, herrscht heute Ruhe. Ehemalige Steinbruch-Gebäude wurden zu Lost Places.  Verfall
Der Schausteinbruch in der Häusellohe
Lore am Häuselloh-Steinbruch bei Selb
Der eigentliche Steinbruch war bis zu 10 m tief und ist heute voll Wasser.
 
Nachfolgend eine Steinsäge, rechts eine Gelenkarm-Schleifmaschine. Das Polieren von Steinen hat Erhard Ackermann in  Weißenstadt im Fichtelgebirge im 19. Jahrhundert entscheidend verbessert und weiterentwickelt.
Eine Gelenkarm-Schleifmaschine
Eine elektrisch betriebene historische Steinsäge
Trafohäuschen mit Erker
Eiserner Wagen zum Steintransport Der Erker am Trafo-Häuschen war vielleicht auch mal ein Jägerstand. Da Steine nunmal schwer sind, wurden hölzerne Wagen schnell durch eiserne Wagen und Loren auf Schienen ersetzt. Trotzdem erinnert mich hier manches an Fred Feuerstein und Barney Geröllheimer.
Dieselmotor für die große Steinsäge
Motorbetriebene Seilwinde für die Loren auf Schienen
Die große Steinsäge wird heute nicht mehr mit dem Dieselmotor betrieben, sondern zu Vorführungen mit einem Elektromotor. Wenn sie läuft, bebt trotzdem die Erde.

Schwarzer Humor

Trotz der schweren Arbeit gab es anscheinend doch Poeten unter den Steinhauern. Bei dem wahrscheinlich nie verwendeten Grabdenkmal rechts braucht man schon viel Sinn für Schwarzen Humor:

Hier ruhen unter Fels und Eis
a toter Bayer und - a Preiß'.
Bet für den Bayer, guter Mann,
der Preiß' geht dich an' Scheißdreck an.
Doch wenn du betest, bete leis',
sonst wacht er wieder auf, der Preiß'!

Da bin ich fast versucht, die Rollen zu ändern:

Hier ruhen unter Fels und Eis
ein Franke und ein Bayer …

Aber das reimt sich leider nicht!
Schwarzer Humor

Der Runenstein in der Häuselloh

Der Runenstein in der Häuselloh
Runenstein
Um 1980 fand der Förster Hans Popp einen grob behauenen Felsblock im Wald mit eingehauener Runenschrift darauf. Eigentlich waren Runen die Schriftzeichen der alten Germanen, dafür sahen sie allerdings zu neu aus. Man wollte den Stein am Weg aufstellen, einige befürchteten aber, dass hier Neonazis etwas gefaked hatten oder der Stein gar von den früheren  Nationalsozialisten gehauen wurde.

Schließlich durfte die Selber Feuerwehr den 12 Tonnen schweren Stein hier aufstellen, da der Text kein einziges verbotenes Symbol, wie SS-Runen oder gar ein  Hakenkreuz enthielt.

Der ehemalige Gymnasiallehrer Rainer König fand schließlich heraus, dass ein Professor Josef Hiersche aus Eger den Steinblock bei den Steinhauern der Firma Pauker bestellt hatte, um ihn bei einem alten Gräberfeld in Sirmitz (tschechisch Žírovice) aufzustellen. Dazu kam es jedoch nicht. Die Bestellung wurde storniert, weil man in Böhmen Proteste gegen die dort lebenden Deutschen und das Deutschtum befürchtete. So steht er nun hier als unvollendetes historisches Denkmal.

Als Text war geplant:
Botschaft bringe ich von alter Zeit: Es wohnten hier östlich beim See tüchtige Menschen mit edler Gesinnung. Sie zimmerten Häuser mit Werkzeugen, waren klug, mit Waffen gewandt, nicht war dem Volk bekannt noch das Eisen, doch ihr Erz war gleich wie Gold. Wegen der Auftrags-Stornierung bricht der Text auf dem Stein nach "mit edler Gesinnung" ab.

Rainer König betätigt sich mit Birgit König als Autor lokaler Krimis. In dem Buch Totensteine: Krals sechster Fall spielt der Runenstein in der Häuselloh eine wichtige Rolle  Bücher von Rainer König. Den bekannten, im Gegensatz dazu über 1000 Jahre alten  Runenstein von Rök, findet man in Schweden.

Runen

Die alten Schriftzeichen der Germanen dienten bei den nordischen Völkern nicht als Alltagsschrift. Sie waren vor allem magische Zeichen und eingeritzte Inschriften in Holz, Stein oder sogar in Waffen aus Metall. Auch das Wikingermuseum Haithabu in Schleswig-Holstein besitzt einen alten Runenstein.

Der römische Geschichtsschreiber Tacitus beschreibt in seiner Germania einen alten Brauch der Germanen, Stäbchen aus Holz als Odin-Orakel auf eine Fläche fallen zu lassen und aus der Art, wie sie dann lagen, die nähere Zukunft abzulesen. Archäologische Nachweise dafür fand man nicht, es handelte sich ja offenbar auch nur um Ästchen oder ähnliches. Für die Orakel standen einzelne Runen auch für ganze Begriffe, während die Runenschrift an sich eine Lautschrift war. Betrachtet man die Runen, kann man sich schon vorstellen, dass bei einer Anzahl geworfener Stäbchen manche so fielen, dass man daraus Ähnlichkeiten zu den Schriftzeichen finden konnte.

Die Ackerl-Kapelle

Im Osten der Häuselloh, unmittelbar an der tschechischen Grenze, findet man die Ackerl-Kapelle, offiziell Grenzkapelle am Liebensteiner Tor. Sie bildet eine Abstecherstation des ökumenischen Pilgerweges Via Porta von Volkenroda in Thüringen nach Waldsassen in der Oberpfalz. Daneben hat man einen kleinen Kräutergarten angelegt. Ein Ort der Begegnung zwischen Deutschen und Tschechen mit Treffen wie der Grenzweihnacht am Ackerl.
Die Ackerl-Kapelle am Liebensteiner Tor
Kräutergarten an der Ackerl-Kapelle

Pechsteine, Teerofen

Nachbau eines Teerofens in der Häusellohe

Nachbau eines Teerofens

Bei den Forsthäusern der Häusellohe findet man in der Wiese Pechsteine. Hier wurde unter wenig Luftzufuhr über längere Zeit harzreiches Holz verbrannt. Dadurch fließt schwarzes Harz heraus, das für Wagenschmiere verwendet wurde. In den Mühlen und Hammerwerken wurden die Lager der Wasserräder und andere beweglichen Teile damit geschmiert. Bei höheren Temperaturen in geschlossenen Teeröfen wurde mit einem Schwelbrand der hochwertigere Teer gewonnen. Aus dem Baumharz konnte man durch Erwärmen Terpentin herausschmelzen, das mit dem Holzteer oder dem Baumharz vermischt eine geschmeidige Schmiere für die damals fortschrittliche Technik ergab. Bei der Häusellohe befindet sich ein verkleinerter Nachbau eines Zweikammer-Teerofens, wie ihn Johann Christoph Weller bei seinen Hammerwerken betrieb. Nach ihm ist das  Egertal zwischen Hendelhammer und  Hohenberg als Wellertal benannt. Die Pechsteine sind in der Gegend gefundene historische Originale.
Pechsteine (Historische Originale aus dem Fichtelgebirge):
Pechstein
Pechstein in der Häusellohe

Das Schwedenkreuz in der Häuselloh

Das Schwedenkreuz (oder Sühnekreuz) in der Häuselloh
Östlich des Forsthauses steht ein Steinkreuz am Weg. Früher stand es mitten im Wald und man versetzte es an die Forststraße. Der ursprüngliche Standort liegt nahe der alten verschwundenen Siedlung Wurlitz mit 9 Häusern, von der nichts mehr zu sehen ist. Auf den ersten Blick ein Sühnekreuz, das jemand für einen im Affekt oder versehentlich Getöteten aufstellte. Der Sage nach gab es hier allerdings eine Schlacht zwischen Kaiserlichen und Schweden im Dreißigjährigen Krieg, bei dem auch ein General gestorben sein soll. Auf dem Grab des Generals soll dann das Kreuz errichtet worden sein, weshalb man es auch Schwedenkreuz nennt. Nach anderen Überlieferungen war es ein schwedischer Oberst. Einen wirklichen Sieger des Gefechts soll es nicht gegeben haben, vielmehr haben sich die Schweden und die Kaiserlichen gegenseitig aufgerieben.

Einen Kampf oder ein Scharmützel hat es gegeben, da hier mehrere Hufeisen und verrostete Lanzenspitzen gefunden wurden, aber ob das Kreuz tatsächlich aus dieser Zeit stammt, ist keineswegs sicher, zumal zu der Sage auch gehört, dass jeweils am Jahrestag der Schlacht die Toten ihren Gräbern entsteigen und den Kampf erneut ausfechten, bis die Turmuhr von Selb ein Uhr schlägt (Quelle: Dr. Ludwig Rieß, Selber Heimatbuch). Ob sich mit dem Versetzen des Kreuzes auch der Ort des Schlachten-Spukes geändert hat, müsste man vielleicht mal feststellen. Am besten treffen wir uns mal, am Jahrestag der Schlacht, nachts um zwölf. Weitere Infos auch unter www.suehnekreuz.de
Und im Übrigen sollen natürlich auch hier im Häuselloh-Moor, wie in jedem vernünftigen Sumpfgebiet, ab und zu Menschen hineingegangen und nie wieder herausgekommen sein …
Sumpfgas, Faulgas (größtenteils Methan) aus den Moorweihern
Der Mond zwischen den dürren Zweigen
Der Himmel über dem Selber Forst
Tautropfen auf einem Spinnennetz
Weitere Bilder und Informationen über die Häuselloh finden Sie auch bei  Sabine.

Bücher und Landkarten über das Fichtelgebirge
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