Windräder auf dem Steinberg?
Ein Schild weist Wanderer darauf hin, dass der Steinberg
Geschützter Landschaftsbestandteil ist und welche Regeln hier gelten. Während für Spaziergänger und Wanderer strenge Auflagen wegen des Naturschutzes und des Landschaftsschutzes nach dem Bayerisches Naturschutzgesetz gelten, kamen die Gemeinden Hohenberg und Schirnding auf die Idee, auf dem Steinberg große Windkraftanlagen zu bauen. Plötzlich soll die Einstufung als Landschaftsschutzgebiet und der hohe ökologische Wert keine Rolle mehr spielen. Sogar eine Herausnahme aus dem Naturpark Fichtelgebirge wurde angeregt! Was nützt ein Schutz, wenn er bei Bedarf oder wenn man Geld braucht einfach wieder aufgehoben wird?
Eine Energiewende mit der Brechstange schadet mehr als sie nützt! Ökologisch wenig wertvolle Hochflächen, z.B. mit Monokulturen, wo Windenergieanlagen ökonomisch und ökologisch kaum schaden, finden sich in Deutschland noch genug, nur eben anscheinend nicht in Hohenberg bzw. der Verwaltungsgemeinschaft Schirnding. Und wenn Geld winkt, werden sogar ehemalige Naturschützer zu landfressenden Monstern. Da heißt es für Politiker, die Bayerischen Staatsforsten, aber auch manche Jäger und Landwirte plötzlich nur noch »Augen zu und durch!«.
Ende 2013 hat der Bezirkstag in Bayreuth die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet Fichtelgebirge abgelehnt. Daraufhin wurden auch die Anträge der Gemeinden Hohenberg und Schirnding (vorerst?) zurückgezogen. Ob ein neuer Anlauf der Windmüller erfolgen wird, wer weiß?
Die wertvollen Rastzonen für den Vogelzug im Egerer Becken bei
Franzensbad und an der
Eger, wie das
Naturschutzgebiet Rathsam, liegen im Einzugsbereich des Steinbergs. Man darf nicht nur das abgegrenzte Gebiet einer geplanten Baumaßnahme isoliert beurteilen, sondern muss auch die ökologische Einbindung ins Umland berücksichtigen. Soll es plötzlich keine Rolle mehr spielen, dass im Umkreis Rotmilan, Wanderfalke und Schwarzstorch leben? Auch die hier vorkommenden Fledermausarten
Großes Mausohr, Kleiner Abendsegler, Kleine Bartfledermaus, Mopsfledermaus, Nordfledermaus, Wasserfledermaus und Zwergfledermaus sind durch die geplanten großen Windkraftwerke in ihrem Bestand gefährdet, da sie eine vielfältige großräumige Naturlandschaft zum Leben benötigen. Ein eng begrenztes Naturschutzgebiet, wie z.B. grenzübergreifend an der Eger, muss immer im Zusammenhang mit dem Umland gesehen werden, sonst wundert man sich, warum in sorgsam geschützten wertvollen Wasser-, Schilf- und Sumpflandschaften trotzdem die Arten aussterben. Ein Naturschutzgebiet ist eben keine Voliere und kein Zoo. Gerade größere Tiere machen an den Grenzen nicht halt, sondern brauchen auch die Umgebung. Die Spitzen der Rotoren moderner Windräder erreichen Geschwindigkeiten knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit. Kein Vogel und keine Fledermaus kann dem ausweichen.
Immer wieder hört man das Argument: »Ich bin schon oft unter Windrädern rumgegangen und hab noch nie tote Vögel entdeckt!« Die Lösung ist ganz einfach: Füchse und andere Fleischfresser haben natürlich schnell entdeckt, dass man unter Windenergieanlagen Beute machen kann ohne jagen zu müssen. Sie patrouillieren regelmäßig und lassen nichts übrig. Versuche mit vorübergehend eingezäunten Windrädern offenbarten die erschreckenden Opferzahlen.
Naturschutz und auch Klimaschutz sind im Prinzip natürlich beide gut und richtig. Aber das überstürzte Vorantreiben bringt Risiken mit sich und wir müssen Schaden und Nutzen abwägen, sonst wird vieles unwiederbringlich kaputtgemacht, und das aus Gewinnstreben unter dem Deckmantel der Ökologie.
Ein weiteres ganz allgemeines Beispiel in diesem Zusammenhang ist der Energiepflanzen-Anbau:
Eine Solaranlage bringt auf der gleichen Fläche die zehnfache (!) Energie-Ausbeute wie Biogas oder Biosprit. Auch wenn elektrische Bioenergie und Biokraftstoffe im Gegensatz dazu den Vorteil der (begrenzten) Speicherbarkeit haben, sind die Folgen gravierend:
Wegen der Verdrängung der Lebensmittelproduktion in Deutschland durch die Überförderung der landwirtschaftlichen Energiegewinnung mittels Biogas und Biosprit werden mehr Lebensmittel importiert. Wegen der dadurch erforderlichen weiteren Beförderungswege wird wiederum zusätzliche Energie verbraucht. Aber das macht ja nichts, das wird ja alles gefördert! Ein Energie-Bauer bekommt die gleiche landwirtschaftliche Basis-Förderung, die eigentlich zum Lebensmittelanbau gedacht war. Zusätzliche Förderung erhält er z.B. durch die hohen Einspeisevergütungen des Bio-Stroms. Und auch wenn das Rohmaterial in Form von Futterpflanzen, das eigentlich zu schade für diesen Zweck ist, -zig Kilometer weit herangekarrt werden muss, das macht ja nichts, der Diesel für den Transport wird ja auch gefördert! Und wenn durch die riesigen Maisfelder die Wildschwein-Populationen explodieren, das macht ja nichts, die Kosten für die dadurch entstandenen Wildschäden schiebt man über die Jagdgenossenschaften auf die Grundstücksbesitzer ab. Der Öffentlichkeit erzählt man tatsächlich, es liegt an der Wildschwein-Einwanderung nach der Grenzöffnung! Dass durch den großflächigen Maisanbau die Abnahme der Artenvielfalt in unseren Landschaften eine ganz neue Dynamik bekommt, das macht ja nichts, Hauptsache wir erreichen (auf dem Papier) unsere Emissions-Ziele. Bei dem starren Blick auf den Kohlendioxid-Ausstoß vergisst man beiläufig, dass Energiepflanzen auch gedüngt werden müssen und Düngerproduktion und -transport auch Treibhausgase ausstoßen.
Hinzu kommt, dass bei Errichtung einer großen Biogas-Anlage die Pachtpreise steigen und viele Bauern der Umgebung zum Aufgeben gezwungen werden. Auch das alles mit Fördergeldern aus unseren Steuern. Energiegewinnung mittels Vergärung von Biomasse ist meiner Meinung nach nur dort vertretbar, wo sowieso anfallende pflanzliche Abfälle verwendet werden können.
Eine Patentlösung gibt es nicht! Viele erneuerbare Energien stehen eben nur unregelmäßig zur Verfügung, z.B. wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Pumpspeicherkraftwerke sind nur schwer durchsetzbar, andere Speichermöglichkeiten in großen Mengen sind nicht in Sicht und ob ein Intelligentes Stromnetz (smart grid) jemals flächendeckend umgesetzt werden kann, steht in den Sternen (europaweit wohl kaum, weltweit völlig illusorisch). Ökologische Zusammenhänge sind eben nicht so einfach und die Folgen von Eingriffen nur unzureichend vorhersehbar. Eine gesunde Entwicklung muss wachsen und braucht Zeit. Eingriffe müssen mit Bedacht ausgeführt werden und dürfen nicht von Aktionismus oder kurzfristigem Gewinnstreben beherrscht sein.
Die Wissenschaftler sind sich ziemlich einig: Auch wenn wir die Emission von Treibhausgasen schlagartig drastisch reduzieren würden, wäre ein
Klimawandel mit z.B. einem Anstieg des weltweiten Meeresspiegels nicht mehr zu verhindern. Außerdem: Was wir einsparen oder durch erneuerbare Energien ersetzen, wird durch den Anstieg des Bedarfs in China, Indien und anderen Schwellenländern ausgeglichen und der Bedarf sogar noch zunehmen (FAZ: Weltenergiereport der Internationalen Energieagentur IEA 2013). Auch wenn die Klimaerwärmung offenbar in den letzten 15 Jahren eine Pause einlegt, (
Spiegel: Kühler Pazifik bremst globale Erwärmung und
Ozonschicht-Schutz soll Klimawandel-Pause erklären), wird sie nicht ausbleiben.
Der Klimawandel wird kommen. Wir müssen uns mehr mit den Folgen beschäftigen!
Müssten wir sinkende Geburtenraten nicht begrüßen, wenn die Küstenstädte in ein paar hundert Jahren unter Wasser stehen? Und weniger Menschen bedeuten auch weniger Energieverbrauch, weniger Rohstoffverbrauch, weniger Emissionen... Müssten wir nicht endlich das weltweite
Bevölkerungswachstum in den Griff bekommen, das in absehbarer Zeit durch den Anstieg des Meeresspiegels wahre Völkerwanderungen und Kriege verursachen wird? Statt dessen starren alle auf die Treibhausgase wie das Kaninchen auf die Schlange. Man kann es schon nicht mehr hören!