Historischer Hochofen und Eisengießerei im Wellertal um 1720 (Aquarell von P. Marscherek)
Historischer Bergbau
Hochöfen, Hammerwerke und Kohlenmeiler
Schon im Mittelalter erlebte der Bergbau im Fichtelgebirge und Erzgebirge einen Aufschwung. Nach einer Verschlechterung des Klimas ab dem 14. Jahrhundert wurde das Überleben in diesen Gebirgsregionen immer schwieriger. Das Magdalenen-Hochwasser im Jahr 1342 war der Startschuss und verursachte Hungersnöte, welche die körperlichen Abwehrkräfte der Menschen verschlechterten. Die Folge waren Pest-Epidemien fürchterlichen Ausmaßes. Die Bevölkerung hatte durch das Mittelalterliche Klimaoptimum stark zugenommen und die Pestbakterien hatten in der hohen Bevölkerungsdichte unter geschwächten Menschen leichtes Spiel. Die Folgen waren Unruhen wie Bauernaufstände und die Bauernkriege. Der Dreißigjährige Krieg setzte den Höhepunkt auf drei Jahrhunderte Tod und Leid. Die Wirtschaft in Mitteleuropa, und mit ihr der Bergbau, kam weitgehend zu Erliegen.
In diese Situation hinein wurde 1647 in Sankt Joachimsthal (Böhmen) Johann Christoph Weller als Sohn einer reichen Handelsfamilie geboren, die ihr Geld auch unter anderem mit Bergbau und Erzverarbeitung verdiente.
Johann Christoph Weller
Die Familie war protestantisch, und durch die Gegenreformation standen sie vor der Wahl, katholisch zu werden oder auszuwandern. Der Dreißigjährige Krieg wurde zwar durch den Westfälischen Frieden beendet, aber Glaubensfreiheit gab es deswegen noch lange nicht! Die Grenze zu Sachsen war nah, und so verließen sie Böhmen und gingen ins nur 10 km entfernte Oberwiesenthal. Durch diese rigorose Poltik des Konfessionszwangs verlor Böhmen viel an Wirtschaftsleistung. Um 1672 erreichte die Wellers dort eine Werbung von
Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth, der den hier brachliegenden Bergbau wiederbeleben wollte.
Johann Christoph Weller nutzte die Gunst der Stunde und kaufte in den folgenden Jahren ab 1672 verfallene Bergwerke, Hammerwerke und Hochöfen billig auf, zuerst vor allen rund um Arzberg. Durch technisches Wissen, das er aus Böhmen und Sachsen mitbrachte, Kapital von seiner Familie und geschicktes, oft rücksichtsloses, Wirtschaften, brachte er die Erzgewinnung und Erzverarbeitung im gesamten inneren Fichtelgebirge wieder in Schwung und sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Gegend. In dem Fluss-Abschnitt der Eger zwischen Marktleuthen und Hohenberg nutzte er die Wasserkraft der Eger nicht nur für Hammerwerke, sondern auch für die Blasebälge der Hochöfen.
Im Mittelalter waren Hochöfen gebräuchlich, in die man zunächst in abwechselnden Schichten Eisenerz und Holzkohle einfüllte, das ganze anzündete und von unten große Mengen Luft einblies. Nachdem das Eisen geschmolzen, der Hochofen angestochen und das flüssige Metall herausgelaufen war, musste er erkalten und ausgeräumt werden. Erst dann konnte man ihn wieder neu befüllen.
In der Neuzeit, schon vor dem Dreißigjährigen Krieg, unter
Markgraf Georg Friedrich I. von Brandenburg-Kulmbach gab es große Fortschritte in der Bergbautechnik und Erzverarbeitung, wie zum Beispiel beim Goldbergbau in Goldkronach. Vieles ging jedoch in den Kriegswirren wieder verloren oder geriet in Vergessenheit.
Historisches Hammerwerk im Wellertal (Letzte 3 Bilder fotografiert von öffentlicher Info-Tafel)
Zur Zeit Wellers im 17. Jahrhundert, gab es neue Bauformen von Hochöfen, die ein ganzes Sommerhalbjahr lang einen kontinuierlichen Betrieb erlaubten. Allerdings durfte nie der Nachschub an Holzkohlen und Eisenerz ausgehen. Ging das Feuer aus und der Ofen erkaltete, wurde alles fest und war nicht wieder in Gang zu bringen. Der Hochofen musste abgerissen und wieder neu gebaut werden.
Das alles zu organisieren, dafür hatte Weller offenbar ein besonderer Talent, und auch die Autorität und Sturheit es durchzusetzen. Ein reger Verkehr zwischen Bergwerken, Hochöfen und Hammerwerken setzte ein und viele Leute kamen in Lohn und Brot. Nach anfänglichen drei Jahren Steuerbefreiung "vergaß" er jedoch Steuern zu bezahlen, was ihm Ärger mit dem Markgrafen einbrachte. Anscheinend war seine wirtschaftliche Macht aber so groß, dass er großes Geschick in Steuervermeidung an den Tag legte. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Markgrafschaft war er anscheinend unentbehrlich und es gab niemanden, der den Betrieb in ähnlicher Weise hätte weiterführen können. Arbeitslosigkeit, Armut und Auswanderung wären die Folge gewesen.
Weller dehnte seine Aktivitäten auf Weißenhaid bei Weißenstadt, Karches, und sogar bis Weidenberg aus, verkehrte am am markgräflichen Hof in Bayreuth und konnte seine Tochter mit dem Hofjunker Samuel von Paschwitz verheiraten. Er selbst durfte sich
Kaiserlicher Rat Johann Christoph Weller, Edler von Molsdorf zu Wellerthal im Stand eines Reichsritters nennen.
Durch dem Tod des Markgrafen Christian Ernst wendete sich das Blatt. Sein Nachfolger Georg Wilhelm von Brandenburg-Bayreuth beschuldigte ihn der Steuerhinterziehung und des Schmuggels, und er musste ins Ausland fliehen. Das war damals nicht weit. Das Schloss Ottengrün lag in der Oberpfalz, also außerhalb der Markgrafschaft, und stand zum Verkauf. Offenbar hatte er es geschickt verstanden, seine Reichtümer vor den Steuereintreibern des Markgrafen zu verbergen.
Der einzige Nachteil war, dass die Oberpfalz katholisch war. Kurz bevor er 1721 im Haus seines Schwiegersohnes, Johann Joseph Werndl von Lehenstein, dem Bürgermeister von Eger (heute Cheb), starb, zwang man ihn, katholisch zu werden. Seine Erben im Fichtelgebirge besaßen nicht sein geschäftliches Geschick und führten die Erzverhüttung in den Ruin.