Festspielstadt Wunsiedel im Fichtelgebirge

Stadt der Luisenburg-Festspiele mit einer einzigartigen Naturbühne

Bilder und Informationen
aus Oberfranken

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 Fichtelgebirge

Festspielstadt Wunsiedel im Fichtelgebirge

Die Festspielstadt Wunsiedel liegt im Fichtelgebirge, im Tal des Flusses Röslau (Rösla) in Nordostbayern im Regierungsbezirk  Oberfranken. Rechts die Evangelische Kirche in der Altstadt.
Wunsiedel im Röslautal
Festspielstadt Wunsiedel - Altstadt
Wunsiedel - Evangelische Kirche
Wunsiedel - Vom Felsenlabyrinth aus gesehen

Wunsiedel
vom Felsenlabyrinth
aus gesehen
Wunsiedel - Marktplatz mit Rathaus

Der Marktplatz
(Fußgängerzone) mit
dem Rathaus
Wunsiedel - Kopetentor
Kopetentor

Felsenbühne und Luisenburg-Festspiele

Weithin bekannt ist Wunsiedel durch die Luisenburg-Festspiele. Die Naturbühne, eine Freilichtbühne mit überdachtem Zuschauerraum, liegt im Felsenlabyrinth der nahen Luisenburg und bietet durch ihre hohe Staffelung und den Auftritt über die "Katakomben" vielfältige Möglichkeiten. Das Zeltdach, welches die Zuschauer vor Regen schützt, plante der bekannte Architekt Frei Otto. Auch wer regelmäßig Theater besucht und die Stücke schon kennt, wird feststellen, dass eine Aufführung auf der Felsenbühne der Luisenburg etwas ganz anderes und etwas Besonderes ist.
Freilichtbühne der Luisenburg-Festspiele im Fichtelgebirge
Videos

von den Luisenburg-Festspielen
 
Naturbühne der Luisenburg-Festspiele
200 Bläser der Jagdhorn-Bläsergruppe Wunsiedel-Marktredwitz
Wiedergabe des Bildes mit freundlicher Genehmigung der Frankenpost Hof
"Informationsraum" der Luisenburg-Festspiele
"Informationsraum" des Felsenlabyrinths
und der Luisenburg-Festspiele
 
Intendant und damit "Chef" war ab dem Jahr 2004 Michael Lerchenberg aus dem südlichen Bayern, der deutliche Akzente setzte und das Niveau der Vorstellungen entschieden hob. Ab 2018 übernahm Birgit Simmler aus Hessen diese Aufgabe. Sie hatte angekündigt, einen Schwerpunkt künftig auf lokale Eigenproduktionen und Uraufführungen zu legen, die für diese große Felsenbühne maßgeschneidert sein sollen. Inzwischen hat sie die großen Fußspuren ihres Vorgängers gut mit ihrer eigenen Handschrift gefüllt. Uraufführungen, viel Musik und moderne, teilweise stark bearbeitete Stücke, setzen ganz neue Akzente auf der Luisenburg.

Das Programm der Luisenburg-Festspiele Wunsiedel für 2024

Pippi Langstrumpf Familienschauspiel nach dem Kinderbuch von Astrid Lindgren
Ein Sommernachtstraum Komödie von William Shakespeare
Jesus Christ Superstar Rockoper von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice
Der Watzmann Ruft Rustical von Wolfgang Ambros und Manfred Tauchen
Extrawurst Dramödie in zwei Akten von Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob
Die Lustigen Nibelungen Burleske Operette von Oscar Straus und Rideamus
Der Fliegende Holländer Oper von Richard Wagner
... und weitere Gastspiele

Im März 2023 wurde bekannt, dass der österreichische Schriftsteller  Franzobel einen Roman über Jean Paul in Arbeit hat. Seit 1992 schreibt Franzobel, eigentlich Franz Stefan Griebl, Romane, Kinderbücher, Theaterstücke und Zeitungsartikel, die immer wieder für Aufsehen sorgen. Im Jahr 2025, zweihundert Jahre nach Jean Pauls Todesjahr, soll sein Hoppelpoppel oder Jean Pauls Zauberland als Schauspiel auf der Luisenburg gezeigt werden. Er beschreibt Jean Paul als besessenen Schreiber, der sein Werk wichtiger als das tägliche profane Leben einstuft.

Franzobel

hat seit 1992 immer wieder reale Ereignisse phantasievoll, romanhaft, oft auch humorvoll aufgearbeitet und ist mit seinen eigenwilligen, manchmal provozierenden Interpretationen der Geschichte nie Konflikten aus dem Weg gegangen. Auch wenn man mit seinen Ansichten nicht immer übereinstimmt, muss man sein vielfältiges, oft auch mutiges Werk anerkennen. Darauf darf man auf der Luisenburg sehr gespannt sein.

Geplantes Programm der Luisenburg-Festspiele Wunsiedel für 2025

Hoppelpoppel oder Jean Pauls Zauberland Schauspielrevue von Franzobel
Die unendliche Geschichte von Michael Ende, von John von Düffel als als Schauspielfassung angepasst
Seele für Seele Neues Musical von Birgit Simmler und Frank Nimsgern
Die drei Musketiere Mantel- und Degen-Abenteuer
West Side Story Musical von Leonard Bernstein

Die Luisenburg

Südlich von Wunsiedel im Fichtelgebirge findet man eine Bergkette aus Kösseine, Haberstein und Burgstein. Dazwischen liegt das Felsenlabyrinth, in dem es schon im 12. Jahrhundert eine kleine Felsenburg gegeben haben soll, in die sich jedoch Raubritter eingenistet hatten, weshalb sie von der Stadt Eger zerstört wurde. In der Folgezeit wurden immer mal wieder kleine Burgställe errichtet und verfielen wieder. Die Bevölkerung nannte sie Losburg, Lugsburg, Luxburg oder Luchsburg, man schrieb einfach wie man sprach. Den Duden gab's ja noch nicht. 1665 fanden Wunsiedler Lateinschüler im Felsenlabyrinth eine Stelle mit guter Akustik, die sich für Theateraufführungen und Musikdarbietungen, aber natürlich auch zum Feiern sehr gut eignete. In den folgenden Jahrhunderten wurde sie immer wieder für diese Gelegenheiten genutzt. Ihren heutigen Namen Luisenburg erhielt die Gegend 1805 zu Ehren der preußischen Königin Luise. Sie war die Gemahlin von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, zu dessen Herrschaftsgebiet das Fichtelgebirge damals gehörte, bevor uns Napoleon um 1812 von Preußen zu Bayern machte.
Königin Luise von Preußen
Bilder und Kunstdrucke, gerahmt oder ungerahmt, erhalten Sie hier:  Königin Luise
Weitere Bilder und Poster zur  Deutschen Geschichte

Das Felsenlabyrinth

kann man auf einem gut markierten Wanderweg in ein- bis anderthalb Stunden durchwandern.
Wunsiedel - Felsenlabyrinth
Wunsiedel - Felsenlabyrinth
Wunsiedel - Felsenlabyrinth
Luisenburg - Felsenlabyrinth
Luisenburg - Felsenlabyrinth
Luisenburg - Felsenlabyrinth

Der Katharinenberg

Auf dem Katharinenberg südlich von Wunsiedel steht eine Kirchenruine.
Wunsiedel - Katharinenberg
Wunsiedel - Katharinenberg, Kirchenruine
Wunsiedel - Katharinenberg, Jugendherberge
Während der Nordhang steil ins Röslau-Tal abfällt, ist der Südhang flach. Hier befindet sich auch die Jugendherberge.

Jean Paul

Jean Paul Am 21. März 1763 wurde in Wunsiedel der Dichter und Schriftsteller  Jean Paul als "Johann Paul Friedrich Richter" geboren. Sein Geburtshaus liegt neben der evangelischen Kirche und dient heute als Evangelisches Gemeindehaus. Davor steht der Jean-Paul-Brunnen.
Jean Paul
Wunsiedel - Geburtshaus von Jean Paul
Das Geburtshaus von Jean Paul
Wunsiedel - Jean-Paul-Brunnen
Der Jean-Paul-Brunnen

Der Eisweiher

Im Röslautal liegt neben Sportanlagen und dem Schwimmbad der Eisweiher. Im Sommer kann man Boote leihen. Der Name geht bestimmt auf die historische Eisgewinnung für die Eiskeller zurück, die besonders für die Brauereien wichtig waren.
Wunsiedel - Springbrunnen im Eisweiher
Wunsiedel - Eisweiher
Der Eisweiher in Wunsiedel

Steinskulpturen


Zwei bemerkenswerte Steinskulpturen findet man im Stadtgebiet. Bei den historischen Waschtischen am Mühlgraben das Denkmal einer Waschfrau und an der Röslaubrücke das Mädchen mit dem Kälbchen.
Wunsiedel - Denkmal einer Waschfrau
Wunsiedel - Hirtin mit Kälbchen
Wunsiedel - Hirtin mit Kälbchen

Ehemalige Zuckerfabrik Wunsiedel

Zuckerfabrik Wunsiedel

Die im Jahr 1811 von einem Florentin Theodor Schmidt gebaute Zuckerfabrik ist heute die Kletterhalle Zuckerhut, die höchste Kletteranlage Nordbayerns. Mit ihrer Fußbodenheizung und einem Wellnessbereich mit Wärmeliegen, Dampfbad und Saunen bezeichnet sie sich auch als "Wohlfühl-Kletterhalle". An den Indoor- und Outdoor-Kletterwänden kann man Routen verschiedener Schwierigkeitsgrade von sehr leicht bis sehr schwer durchsteigen.

Das denkmalgeschützte Gebäude stammt noch von der alten Zuckerfabrik. Florentin Theodor Schmidt raffinierte hier Rohzucker, den er importieren musste, da im kühlen Fichtelgebirge keine Zuckerrüben und erst recht natürlich kein Zuckerrohr wachsen. Den Energiebedarf deckte er zum großen Teil aus einem Wald bei der Ruggenmühle und Karolinenhain, Ortsteilen von Marktleuthen, in Form von Brennholz und Holzkohle.


Marmorsteinbruch bei Wunsiedel

Der Wunsiedler Marmor

Eine geologische Besonderheit im Fichtelgebirge sind zwei Marmorzüge, wobei der nördliche durch Wunsiedel und der südliche durch  Marktredwitz verläuft. Es handelt sich um Marmorschichten, die im Präkambrium aufgefaltet und an der Oberfläche in der Folgezeit teilweise wieder abgetragen wurden. Der Wunsiedler Marmor war früher weit über das Fichtelgebirge hinaus bekannt, wird aber heute nur noch vereinzelt abgebaut.

Rechts ein Bild aus dem Marmorsteinbruch in Sinatengrün. Hier gibt es eine natürliche Karsthöhle, die früher als Getränkekeller für die Steinbrucharbeiter verwendet wurde. Heute ist sie Winterquartier für  Fledermäuse und Lebensraum der seltenen Höhlenschrecken.  Weitere Bilder vom Wunsiedler Marmorabbau

Auf dem Friedhof in Wunsiedel befinden sich viele interessante  historische Grabdenkmäler aus Wunsiedler Marmor.

Zeitelmoos bei Wunsiedel
Abendnebel und Dämmerung im Zeitelmoos

Das Zeitelmoos

»Auf dem Fichtelgebirg zwischen Wunsiedel und Weißenstadt liegt ein großer Wald, das Zeitelmoos genannt, darin ist ein Teich, an dem viele Zwerge und Berggeister hausen« schrieb Karl Friedrich Lauckhard 1845 in dem Buch Deutsche Sagen.

Das Zeitelmoos ist ein Hochmoor und Naturschutzgebiet, in dem früher Zeitelweyd betrieben wurde, Waldbienenwirtschaft, bei der nicht nur Honig gewonnen wurde, sondern vor allem auch Bienenwachs. Da Fackeln und Kienspäne nicht lange brannten, und ebenso wie Öllampen stark rußten und stanken, waren Bienenwachskerzen sehr begehrt, vor allem in Kirchen. Die Zeitler (Zeidler) hackten Höhlen hoch in die Baumstämme und lockten damit wilde Bienenvölker an, um dann den Honig und das Bienenwachs zu gewinnen.

Wie bei vielen Mooren ranken sich auch um das Zeitelmoos viele unheimliche Sagen und Legenden, welche die nahe Naturbühne der Luisenburg 2022 zu einem schaurigen Fantasy-Musical verarbeitete, für das die Luisenburg-Bühne wie gemacht scheint (Bericht und Ausschnitt:  Video, Bericht, TV Oberfranken).

Ein markantes Gebäude in Wunsiedel ist die Kaffeemühle, so genannt wegen ihres quadratischen Grundrisses und des kleinen Dachaufsatzes, der für Lichteinfall ins zentral gelegene Treppenhaus sorgt. Es fehlt nur die Kurbel. Das Gebäude wurde 1839 als Gewerbeschule erbaut und von einem Oberbaurat Gärtner aus München geplant. Heute beherbergt es die Staatliche Wirtschaftsschule Wunsiedel, welche 1952 bis 1975 Handelsschule hieß. Im Jahr 2013 wurde das Gebäude einer gründlichen Renovierung und Modernisierung unterzogen.
Die Wirtschaftsschule Wunsiedel

Das Brunnenfest

Jedes Jahr im Juni (am Samstag vor Johanni) feiert Wunsiedel das Brunnenfest, bei dem die Brunnen der Stadt mit Blumen und Lichtern kunstvoll geschmückt werden und das wegen seiner einzigartigen Atmosphäre immer einen Besuch wert ist. Im Jahr 2016 erhielt die Stadt die Zusage der UNESCO, das Brunnenfest als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen, einen Status, den zum Beispiel auch die Oberammergauer Passionsfestspiele haben. Das Versprechen wurde eingelöst, und seit November 2016 steht das Brunnenfest aufgrund seiner umfangreichen historischen Tradition im Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes.

Weiterhin befindet sich in Wunsiedel das  Fichtelgebirgsmuseum, unser Heimatmuseum mit historischen Ausstellungsstücken und einer bemerkenswerten Mineraliensammlung. Ein Sehenswerter Ortsteil ist das Dorf  Schönbrunn im Fichtelgebirge.  Volterra in der Toskana ist die Partnerstadt von Wunsiedel in Italien.

Rudolf Heß

Problematisch ist das Verhältnis Wunsiedels zum Stellvertreter Adolf Hitlers Bücherecke: Adolf Hitler,  Rudolf Heß, dessen Grab sich bis zum Jahr 2011 auf dem Wunsiedler Friedhof befand. Die Familie seines Vaters stammte von hier, und in  Reicholdsgrün bei Kirchenlamitz besaßen sie ein Haus, die vor einigen Jahren abgerissene Heß-Villa. Bei den Nürnberger Prozessen nach dem Krieg wurde Heß wegen Planung eines Angriffskrieges zu lebenslanger Haft verurteilt. 1987 beging er im Gefängnis Berlin-Spandau Selbstmord, indem er sich mit einem Stromkabel erhängte. Sowohl um seinen Tod als auch um sein Leben ranken sich die wildesten Gerüchte, aber ich denke, er wurde sicher zu Recht verurteilt.

Die Stadt hat sich mit Aktionen wie "Wunsiedel ist bunt, nicht braun!" erfolgreich dagegen gewehrt, zum Aufmarschgebiet ewig gestriger Neonazis zu werden.
Das Grab von Rudolf Heß
Grabstätte der Opfer des Todesmarsches vom KZ Buchenwald zum KZ Flossenbürg

Opfer eines Todesmarsches
ins KZ Flossenbürg


Auf der anderen Seite des Friedhofs findet man im Gegensatz dazu ein Grabmal und einen Gedenkstein für die Opfer des Faschismus, die auf einem Todesmarsch vom KZ Buchenwald zum  KZ Flossenbürg ums Leben kamen.
Gedenkstein für die Opfer des Faschismus in Wunsiedel

Die Hinrichtung von Karl Ludwig Sand, Mörder von August von Kotzebue
Die Hinrichtung von Karl Ludwig Sand,
dem Mörder von August von Kotzebue
(Zeitgenössischer kolorierter Kupferstich, gemeinfrei)

Karl Ludwig Sand


Noch ein sehr umstrittener Mann wurde in Wunsiedel geboren: Karl Ludwig Sand, dessen Geburtshaus inzwischen abgerissen wurde, erblickte 1795 das Licht der Welt. Damals gehörte Wunsiedel über das Fürstentum Bayreuth bzw. Markgraftum Brandenburg-Kulmbach noch zu Preußen. Durch den Frieden von Tilsit von 1807 fiel das gesamte Gebiet an Frankreich und Wunsiedel musste Einquartierungen und Zwangsabgaben erdulden. Fünf Jahre später wurden wir schließlich alle zu Bayern. Während seiner Studienzeit in Tübingen, Erlangen und Jena schloss sich Karl Sand verschiedenen Studentenvereinigungen und Burschenschaften an, die vor allem damals oft sehr liberale und auch nationalistische Überzeugungen vertraten. Deutschland, wie wir es heute kennen, gab es zu der Zeit noch nicht und bis zu einer Vereinigung zu einem Nationalstaat war noch ein weiter Weg, den man wohl erst durch die Deutsche Reichsgründung im Jahr 1871 als abgeschlossen betrachten kann.

Karl Sand sah den Schriftsteller August von Kotzebue, der gleichzeitig russischer Generalkonsul war, und der in seinen Veröffentlichungen immer wieder die Burschenschaften und die deutsche Nationalbewegung angriff, als seinen Feind. Sand studierte Theologie in Jena und am 23. März 1819 erstach er in Mannheim August von Kotzebue vor den Augen dessen Sohnes. Dafür wurde er zum Tode verurteilt und gehenkt. Die Planung des Attentats und die Auswahl, wer von Kotzebue umbringen soll, wurde in  Warmensteinach, im Gasthof Löchleinstal, durchgeführt. Dort trafen sich von 1819 - 1823 Burschenschafter aus Jena, Halle, Leipzig und Erlangen.

August von Kotzebue trat als politischer Schriftsteller für die Wiederherstellung einer starken Monarchie ein und verhöhnte den Geist des Liberalismus. Nach dem Ende Napoleons und dem Wiener Kongress 1815 gab es starke Strömungen der Restauration, die eine Wiederherstellung der Monarchie und der Macht des Adels betrieben. Wir kennen diese Zeit als kulturgeschichtliche Epoche des Biedermeier, in dem die "besseren Gesellschaftsschichten" ihren Stand demonstrativ auch in der überschwänglichen Kleidung zur Schau trugen. Für die studentischen Burschenschaften war das eine Provokation. Sie sahen sie als eingebildete Spießbürger, die den Fortschritt behindern. August von Kotzebue exponierte sich mit seinen politischen Streitschriften und machte sich damit die Burschenschaften zum Feind.

Die Konservativen Kräfte wehrten sich noch im gleichen Jahr mit den sogenannten Karlsbader Beschlüssen, mit denen im Deutschen Bund die Burschenschaften verboten, die Universitäten überwacht und die Pressefreiheit eingeschränkt wurden. Auch mit für uns heute skurril erscheinenden Maßnahmen, wie die Turnsperre (das Turnverbot) zur Demagogenverfolgung konnte man die liberal denkenden Studenten nicht auf Dauer bändigen, was schließlich 1848 zur Deutschen Revolution, der Märzrevolution, führte, welche allerdings auch nur begrenzten Erfolg für die freiheitlich denkenden Menschen brachte.

Heute kann man sich durchaus streiten, ob man in Karl Sand einfach einen Mörder sieht, oder einen Streiter für Freiheit, Aufklärung und die Deutsche Einheit, einen Freiheitskämpfer. Unser Rechtssystem lässt nunmal Mord als Mittel zur Durchsetzung politischer Überzeugungen nicht zu. So wird auch immer mal wieder die Umbenennung der Karl-Sand-Straße in Wunsiedel diskutiert, oder zumindest die Einführung einer August-von-Kotzebue-Straße in der Nähe. Hier sollte man jedoch berücksichtigen, dass alle historischen Personen sich kaum in "nur gut" und "nur schlecht" einordnen lassen. Erinnerungen durch Straßennamen oder Gedenksteine dienen eben nicht nur zur Ehrung der Personen, sondern auch zur Anregung, über Vorkommnisse und Probleme der Geschichte nachzudenken und zu reden, oder gar damit zu mahnen. Aber er ist und bleibt eben ein Mörder, da ist das schon grenzwertig.
Ein Schulfreund des Wunsiedlers Karl Ludwig Sand war übrigens am Gymnasium in Hof an der Saale (Oberfranken) der drei Jahre jüngere Schriftsteller Johann Georg August Wirth aus Hof. Im Gegensatz zu Sand kämpfte dieser im deutschen Vormärz nicht mit dem Messer, sondern mit Feder und Tinte gegen die Zensur der Medien und für schriftstellerische Freiheit, und für die deutsche Einheit. Dafür wird er noch heute verehrt.

Mit dem Johann-Georg-August-Wirth-Preis ehrt zum Beispiel die  Akademie für Neue Medien in Kulmbach jedes Jahr Journalisten und Schriftsteller, die sich um Pressefreiheit und guten Journalismus verdient gemacht haben.

 Johann Georg August Wirth

 Deutscher Vormärz (Bücher)
Der Schriftsteller Johann Georg August Wirth auf einem Denkmal für ihn in Hof an der Saale
Der Schriftsteller Johann Georg August Wirth auf einem Denkmal für ihn in Hof an der Saale

Die ägyptische Mumie in Wunsiedel

Was macht eine ägyptische Mumie in Wunsiedel? Sie macht natürlich nichts, sie liegt da nur so rum!
Alt-Ägyptischer Holz-Sarkophag mit Mumie
Ägyptische Mumie in Wunsiedel im Fichtelgebirge
Der Wunsiedler Import-/Export-Kaufmann Johann Christian Heß, der Ende des 19. Jahrhunderts sein Geschäft in Alexandria in  Ägypten betrieb, schenkte sie 1884 seiner ehemaligen Schule. Ägyptische Artefakte waren im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa sehr verbreitet. Schon 300 Jahre früher hatte der Schweizer Arzt und Naturphilosoph Paracelsus Mumienpulver, das aus zerriebenen Mumien hergestellt wurde, gegen allerlei Krankheiten verordnet. In Ägypten gab es offenbar so viele Mumien, dass man sie teilweise als Brennmaterial verwendete.
Ägyptische Mumie im Gymnasium Wunsiedel
Ägyptischer Holz-Sarkophag
Lange Zeit wurde die Mumie auf dem Dachboden der Schule gelagert. Heute liegt sie in ihrem Holz-Sarkophag im Keller des Wunsiedeler Gymnasiums in einer Glasvitrine. Die Mumie stammt aus der makedonisch-griechischen Ptolemäer-Zeit, ist also über 2000 Jahre alt. Der Deckel des Holzsargs ist geöffnet und liegt abgestützt über dem Sarg-Unterteil.

Zum Ende des 2. Weltkrieges quartierten sich amerikanische Soldaten in der Schule ein, fanden die Mumie, warfen sie vom Dachboden auf den Schulhof und schossen zwei mal auf sie. Ein Einschussloch ist noch deutlich mitten im Gesicht zu sehen. Ob sie das nur zum Spaß taten, ob sie darin einen versteckten deutschen Soldaten vermuteten, oder ob sie auf dem kleinen Schild den Namen Heß lasen, weiß man nicht.

1984 wurde die Mumie im  Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München untersucht und etwas renoviert. Ab und zu ist sie zum Schulfest oder zum Tag der offenen Tür zu besichtigen. In den gleichen Keller-Räumen befindet sich auch eine kleine Sammlung von Tierpräparaten. Ob es dort auch manchmal spukt? Wer weiß?
Schild mit Inschrift: Geschenk des Herrn Ch. Heß in Alexandria
Glasvitrine mit Ägyptischem Holz-Sarkophag und Mumie


Bücher und Landkarten über das Fichtelgebirge
Bücher Elektronik, Foto
Musik-CDs DVDs, Blu-ray
Spielzeug Software
Freizeit, Sport Haus und Garten
Computerspiele Küchengeräte
Essen und Trinken Drogerie und Bad
Erwin's Bücherecke