Fotos und Informationen
aus dem Fichtelgebirge
Arzberg, Teil 3:
Volkskundliches Gerätemuseum
Bergnersreuth
Das Volkskundliche Gerätemuseum in Bergnersreuth bringt den Besuchern die Lebensweise der bäuerlichen Bevölkerung im Fichtelgebirge in historischer Zeit nahe. Dazu wurde ein Bauernhof als Museum ausgebaut.
Schafe
Das Begrüßungskomitee bilden ein paar Schafe, die wahrscheinlich im Sommer auch als Rasenmäher dienen.
So viel ich gesehen habe, sind sie das einzig verbliebene lebende Inventar.
Kachelofen mit Ofenbank
Mit etwas Wehmut sah ich den Kachelofen mit der Ofenbank in der gemütlichen Stube. Wir hatten zwei davon in unserem Haus und sie mussten schon Ende der 50er Jahre "moderneren" Öfen weichen.
Plumpsklo
Dem Raum nebenan trauere ich weniger nach: Dem guten alten Plumpsklo. Hier bereits im Haus, war es bei uns anfangs ein ungeheiztes Häuschen vor dem Haus, in der Nähe des Misthaufens, dadurch blieb im Sommer der Gestank draußen. Im Winter musste man allerdings aufpassen, dass man nicht auf dem Sitzbrett festfror!
Spinnrad
Gleich neben dem Kachelofen steht das Spinnrad, mit dem die Flachsfasern zu Fäden versponnen wurden. Eine eintönige, hypnotisierende Tätigkeit, bei der so manche Frau anfing zu spinnen. Das Spinnen war traditionell Frauenarbeit.
Die Gute Stube
Jede Familie, die etwas auf sich hielt, hatte eine Gute Stube. Das war ein Zimmer das nur bei wichtigem Besuch verwendet wurde und ansonsten nur zum Herzeigen diente. Altehrwürdige Möbel, schöne Wandmuster oder Tapeten und meist ein Glasschrank, in dem kunstvolles Porzellan oder andere Dekorationsartikel aufbewahrt wurden.
Der Kuhstall
Dieser Kuhstall war schon sehr fortschrittlich, mit einem Mittelgang zum Füttern und je einem Gang rechts und links zum Ausmisten und Melken. Bei uns gab es nur einen Gang auf der "wichtigeren" Seite, nämlich hinten. Zum Füttern musste sich mein Vater zwischen den Kühen durchdrängen. Wenn beide trächtig waren, wurd's eng!
Der Misthaufen
Vor der Tür am Misthaufen gab es hier sogar einen Kran für den Mist, ein Gerät, das sich nur für mittlere bis größere Bauern lohnte. Wir benutzten zum Wegschaffen des Mists die Rowerm (Rowern), eine Art hölzernen Schubkarren.
Das Odelfass (Jauchefass)
Ein wichtiges Arbeitsgerät in der damaligen Landwirtschaft: Das Jauchefass, bei uns heißt es allerdings "Odelfass". Der Urin der Kühe wurde in der Odelgrube gesammelt, wenn sie voll war, mit der Odelpumpe (vor dem Wagen, schlecht zu sehen) in das Fass gepumpt und als Dünger auf den Feldern verteilt.
Der damalige "Odel" ist nicht mit der heute bekannten Gülle vergleichbar. Diese enthält nämlich im Gegensatz dazu auch den Kot der Tiere, der mittels Wasser aus einem Schlauch in die Güllegrube gespült wird, früher stattdessen mit der Einstreu (meist Stroh, manchmal auch Moos, wenn es an Stroh mangelte) auf den Misthaufen landete, wie heute noch z.B. in
Pferdeställen.
Sie können's mir glauben: Odel und Mist rochen wesentlich besser als die heutige Gülle.
Leiterwagen und Truhenwagen
Zum Einholen von Getreide und Heu von den Feldern und Wiesen diente der Leiterwagen. Dass er statt Bretterwänden "Leitern" hat, dient der Gewichtsreduzierung. Große Leiterwagen hatten in der Mitte zwischen den Rädern Bäuche aus Seilen, um noch mehr Heu unterbringen und noch mehr Gewicht einsparen zu können. Meist wurden die Wagen von zwei Kühen gezogen, die wenigsten Bauern hatten Ochsen oder Zugpferde.
Zum Transport von Kartoffeln, Rüben und anderen Feldfrüchten wurden die Leitern gegen Bretterwände ausgetauscht, so entstand ein Truhenwagen.
Der Kartoffelgraber
Der Erdepfelgrober (Erdäpfelgraber, Kartoffelgraber) oder Erdepflschleiderer (Kartoffelschleuder), schleudert mit den an einer sich drehenden Achse angebrachten
Eisenstäben die Erde eines Beetes mitsamt den Kartoffeln in das daneben angebrachte korbförmige Sieb, das einen Teil der Erde schon von den Kartoffeln trennt. Nach jeder Fahrt musste man entlanggehen und die Kartoffeln in Körbe sammeln. Kreuzschmerzen waren selbstverständlich und nach Regen war's eine Schlammschlacht.
Die Erdepflwaschmaschine (Kartoffelwaschmaschine)
Da auf einem Bauernhof massenhaft Kartoffeln verbraucht werden - vor allem die Schweine vertilgen Unmengen - gab es praktisch auf jedem Hof eine Kartoffelwaschmaschine. In den Blechtrog unter der Trommel schüttete man Wasser, die Kartoffeln kippte man rechts hinein. Auf der linken Seite befand sich in der Trommel ein durchlöchertes Blech, welches die Kartoffeln im Wasser bewegte, wenn man in die eine Richtung drehte. Um die Kartoffeln wieder herauszubekommen, brauchte man nur andersherum zu drehen, dann fischte eben dieses Blech die Kartoffeln aus dem Wasser und beförderte sie links auf die Rutsche und von dort in den Korb. Der Wassertrog war schwenkbar, um anschließend das Wasser auszukippen. Für mich als
kleines Kind ein Wunder der Technik.
Die Haumaschine für die Getreideernte
Als ich etwas größer wurde, war für mich das größte technische Wunderwerk die Haumaschine. Sie mähte das Getreide nicht nur mit dem Messerbalken (links). Die abgemähten Halme landeten auf einem Blech und von den langsam sich drehenden aufrecht stehenden Rechen neigte sich in bestimmten Abständen einer nach unten und wischte das ganze Bündel nach hinten. Die Größe der Bündel konnte man vom Bediener-Sitz (rechts) aus mit einer genialen Mechanik einstellen, die dafür sorgte, dass entweder jeder Rechen, jeder zweite oder erst jeder dritte nach unten kippte. Es brauchte nur noch jemand hinterhergehen und die Bündel zusammenbinden. Später gab es Maschinen, die das auch noch miterledigten, die berühmten Mähbinder. Noch später kam dann der heute übliche Mähdrescher, der das Dreschen in der Scheune im Herbst auch noch überflüssig machte.
Die Häckselmaschine
Nachdem die Rüben oder manchmal auch Kartoffeln in der
Stopfmaschine zu Rübenschnitzel zerkleinert waren, mischte man gehäckseltes Stroh darunter. Die Mischung fraßen die Kühe und mampften dabei genüsslich. Die Beispiele zeigen, welch großer Aufwand selbst für einen kleinen Nebenerwerbslandwirt wie meinen Vater nötig war, um drei bis vier Kühe und zwei Schweine zu halten. Es gab ja noch wesentlich mehr: Von der Sähmaschine bis zum Pflug, das "Ziehloch" in unserer Scheune über drei Stockwerke und natürlich unser Traktor, ein Deutz mit sagenhaften 13 PS! Für mich als Kind ein einziger Abenteuerspielplatz. Nachdem sich in den 60er Jahren solch "kleine" Landwirtschaften nicht mehr lohnten und mein Vater sie einstellen musste, vermisste ich das alles sehr.
➜ Kleinbäuerliches Leben im modernen 20. Jahrhundert
Der Strohschneider
Auch ganz einfache Geräte gab es, wie z.B. dieser Strohschneider. Mit ihm wurde das Stroh auf handliche Länge zum Einstreuen im Stall gebracht. (Der schwere Eisenhebel fiel mir als Kind mal auf den Kopf; die Delle ist noch
heute zu spüren!).
Landschaftskrippen
Seit dem Jahr 2005 besitzt das Museum Bergnersreuth noch einen ganz besonderen Schatz: Eine riesige Marktredwitzer Landschaftskrippe mit Tonfiguren aus der Sammlung von Ludwig Weiß in einem Diorama, das fast das ganze erste Stockwerk eines Hauses einnimmt. Die Weiß'sche Sammlung umfasst 1782 Tonfiguren, meistens aus den Werkstätten der Marktredwitzer Töpferfamilien Patz, Völkl und Meyer. Historische Lebensweisen im Modell.
Das eigentliche Weihnachtsgeschehen geht in der Vielzahl von Tonfiguren, Szenen und Landschaften fast unter.
Das Heilige Abendmahl
Auch das Heilige Abendmahl findet sich zwischen Viehherden und grandiosen Berglandschaften.
Im Gegensatz zu
Leonardo da Vinci "Das Letzte Abendmahl"
ist hier kein Jünger weiblich dargestellt. Auch zähle ich nur elf Jünger. Vielleicht ist
Maria Magdalena gerade mal rausgegangen!
Bergbau in und um Arzberg
An einer Stelle haben Bergleute eine Höhle mit glitzernden Mineralien und Edelsteinen entdeckt und beuten sie aus. Das soll natürlich daran erinnern, dass Arzberg (von Erz-Berg) und das ganze Fichtelgebirge in früheren Jahrhunderten für ihren Reichtum an Erzen und Mineralien berühmt waren.
Bäuerliche Arbeitsweisen
Ergänzt werden die Ausstellungsstücke durch Ausführliche Informationen und die Darstellung alter landwirtschaftlicher Arbeitsweisen auf Zeichnungen. Hier z.B. das Titelblatt des
Naturkundlichen Zeitblatts für Deutsche Landwirte "Der Chemische Ackersmann" von 1866. Es trägt den Stempel
K.B. (Königlich Bayerische) Landwirtschaftliche Lehranstalt Weihenstephan
Chemie in der Landwirtschaft ist eben schon lange ein Thema. Sie wurde damals als ein Segen des Fortschritts für die Menschheit betrachtet.
Im
Freilandmuseum Grassemann bei Warmensteinach kann man einen alten Bauernhof als Freilichtmuseum besichtigen.
Maisfeld-Labyrinth
In letzter Zeit (2014) wird am Museum in Bergnersreuth jedes Jahr ein
Labyrinth in einem Maisfeld angelegt. Als Wochenendausflug für Familien mit Kindern ist es sehr beliebt. Das Umherirren im Mais-Labyrinth wird durch ein Suchspiel interessant gemacht. An einer Stelle befindet sich ein kleiner Aussichtsturm, von wo man die enorme Größe sehen kann. Bei Sonnenschein kann man leicht die Richtung behalten, aber an trüben Tagen kann man schon mal etwas brauchen, bis man wieder herauskommt. Ganz verschwunden ist noch keiner... (
Labyrinthe)
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