Die Gaia-Hypothese
Man könnte das einfach als eine der vielen antiken Götter-Legenden abtun, hätten nicht die Mikrobiologin
Lynn Margulis und der Arzt
James Lovelock um 1975 die Gaia-Hypothese verbreitet. In der naturverbundenen und gesellschaftskritischen Flower-Power- und Hippie-Bewegung, und der New Age Kultur, fiel die Theorie auf fruchtbaren Boden. Die Gaia-Hypothese betrachtet die Erde und die gesamte Biosphäre als ein Lebewesen, das sie mit der
Großen Mutter, der
Urmutter Gaia, gleichsetzt. Margulis und Lovelock sehen in der Erdoberfläche ein dynamisches System, das sich selbst regelt, stabilisiert und weiterentsickelt. Sie beziehen sich dabei auch auf die Evolutionstheorie von Charles Darwin und das Werk
Kosmos von Alexander von Humboldt.
Mutter Erde Gaia in der Nacht
Der Sauerstoffgehalt der Luft, der Salzgehalt der Meere, Klimaschwankungen wie Eiszeiten und Warmzeiten, und vieles mehr, werden vom Leben auf der Erdoberfläche beeinflusst. Da das Leben aber auch von diesen Umweltfaktoren abhängig ist, entsteht eine Gegenreaktion, und das Ganze bildet somit einen Regelkreis. Würde zum Beispiel unser heutiger Klimawandel die Menschheit entscheidend reduzieren, würden dadurch die Klimagase reduziert und das Klima würde sich wieder einregeln, indem die dann wuchernde Natur die Klimagase bindet.
Gaia als Regelkreis
Aus der Technik wissen wir, dass eine zu schnelle und zu starke Änderung der Eingangsgröße des Regelkreises eine überschießende Gegenschwingung erzeugen kann, wie eine Schaukel, die man zu stark anschupst. Besonders unheilvoll ist ein Rückkopplungseffekt, wenn zum Beispiel mehr Treibhausgase und mehr Erwärmung von sich aus wiederum mehr Gase freisetzen. Im ungünstigsten Fall würde das eine Auslöschung der Menschheit und vieler anderer Spezies bedeuten. Das Leben an sich würde einen Weg des Weiterbestehens finden, und wenn es auch nur ein paar Bakterien wären, die überleben. Sie könnten dann eine neue Evolution anstoßen. Das Gegenmittel einer solchen wilden Schwingung heißt in Technik und Elektronik
Dämpfung. Damit haben wir schon begonnen. Ob's reicht, wissen wir nicht, aber jede Gegenmaßnahme dämpft auch den Effekt. Und auch Gaia wird sich wehren!
Esoterik und Realismus
Die eigentlich physikalische, chemische und biologische Gaia-Hypothese wird allerdings von esoterischen Gruppen auch spirituell gedeutet. Ethiker drohen mit der moralischen Keule und beschwören den Weltuntergang, die Apokalypse. Esoteriker und Sekten haben diese in der Vergangenheit schon oft prophezeit, manchmal auf den Tag genau. Natürlich ist es nicht eingetroffen, noch nicht! Andere verhöhnen die Schwarzseher mit Liedern wie "Am 30. Mai ist der Weltuntergang". Es wird nur eine Lösung geben: Gegenmaßnahmen, aber mit Vernunft, und ohne unsere Wirtschaft kaputtzumachen, denn wir brauchen eine starke Wirtschaft, um die ökologische Umgestaltung stemmen und finanzieren zu können. Dabei sollten wir nicht nur an technische Maßnahmen denken, sondern endlich die ungebremste Vermehrung der Menschen beenden. Auf lange Sicht ist eine Verminderung der Welt-Bevölkerungszahl unumgänglich, damit sich Gaia erholen kann.