Mehlmeisel ist ein kleiner Erholungsort im südlichen Fichtelgebirge im Tal der Fichtelnaab. Bekannt ist es vor allem wegen seiner Skiabfahrt mit dem Klausenlift und den Wildgehegen beim Waldhaus. Die Ortschaft liegt in einer Rodungsinsel nahe Fichtelberg, dem Fichtelsee und dem Ochsenkopf. Politisch gehört es schon zum Landkreis Bayreuth in Oberfranken, die Grenze zur Oberpfalz ist auch nicht weit.
Mehlmeisel im Fichtelgebirge vom Klausenturm am Bayreuther Haus und der Skiabfahrt gesehen
Markante Punkte Mehlmeisels sind die Pfarrkirche St. Johannes, die Skiabfahrt und der Klausenturm
Wildtiergehege am Waldhaus Mehlmeisel: Luchse
Südlich von Mehlmeisel, am Nordrand des Ahornberger Forstes findet man das Waldhaus Mehlmeisel mit den Wildtiergehegen. Die Anlage wurde in letzter Zeit stark ausgebaut und die Hauptattraktion ist sicher das große Luchsgehege. In regelmäßigen Abständen finden Führungen mit Fütterungen statt, bei denen die Tiere gut beobachtet werden können. Bei der Fütterung vollführen Luchse große Sprünge und klettern Bäume empor. Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Wildpark Waldhaus Mehlmeisel
Luchse kann man leicht an ihren Pinselohren erkennen. In freier Wildbahn wird aber wohl kaum jemand einen Luchs zu Gesicht bekommen. Nicht nur weil sie sehr scheu sind, sondern auch weil ein einziger Luchs ein sehr großes Revier für sich beansprucht. Sie besiedeln also auch sehr gute Lebensräume nur sehr dünn.
Luchse am Waldhaus Mehlmeisel
Wildkatzen im Wildgehege Waldhaus Mehlmeisel
Wildkatzen ähneln äußerlich stark unseren Hauskatzen und wirken in ihrem Gehege deshalb eher unspektakulär. Äußerlich unterscheiden sie sich vor allem durch ihren buschigen schwarz geringelten Schwanz. Der größte Unterschied liegt jedoch in ihrem Verhalten. Sie sind eben im wahrsten Sinne des Wortes wild, lassen sich also kaum zähmen. Hinzu kommt, dass sie sich mit unseren Hauskatzen kreuzen können, so dass eine sichere Bestimmung, ob es sich um reine Wildkatzen handelt, nur mit einem Gentest möglich ist. Dazu werden in freier Wildbahn sogenannte Lockstöcke mit Baldrian aufgestellt, an denen sich die Tiere reiben und Genmaterial hinterlassen, vor allem in Form von Haaren mit Haarwurzeln.
Wildkatzen im Wildpark Waldhaus Mehlmeisel
Wildschweine
Mal richtig im Schlamm suhlen kann man als Besucher im Wildpark nicht. Denn den beanspruchen die Wildschweine für sich. Gerade wenn die Wildsauen Junge haben, wäre es lebensgefährlich, ins Gehege zu gehen. Auch die männlichen Wildschweine mit ihren furchteinflößenden Zähnen scheuen sich nicht, auf Menschen loszugehen. In die Jägersprache, ins Jägerlatein, übersetzt, heißen die Weibchen Bachen, die Männchen Keiler, die Jungen Frischlinge und die männlichen Halbstarken Überläufer. Die Großfamilie nennen die Jäger Rotte. Mal sehen, was sich da so zusammengerottet hat:
Wildschweinfütterung im Schlammloch
Die Stars unter den Wildschweinen sind vor allem die Jungen, die Frischlinge. Egal, ob sie schlafen, spielen oder bei der Mutter Milch trinken.
Rotwildgehege im Wildpark Waldhaus Mehlmeisel
Rotwild
Der Star im Rotwildgehege ist ein weißer Hirsch, der seiner Artbezeichnung Rothirsch wegen seiner blassen Farbe eigentlich keine Ehre macht. In manchen Versionen der Hubertuslegende aus dem Mittelalter war der Hirsch, der Hubertus von Lüttich mit einem Kruzifix im Geweih erschien, ebenfalls ein weißes Exemplar.
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Museum und Walderlebniszentrum
Ein kleines Museum im Waldhaus bringt den Besuchern Naturschutz-Themen nahe. Im Jahr 2016 kündigte Mehlmeisels Bürgermeister Franz Tauber Erweiterungen für den Wildtierpark am Waldhaus an. Gehege für Wölfe, Braunbären und sogar Wisente sollten hinzukommen und auch ein Waldwipfelweg steht auf der Wunschliste (Frankenpost 6. August 2016 und 28. Februar 2017).
Im Herbst 2017 wurde nun bekannt, dass Mehlmeisel gemeinsam mit der bayerischen Forstverwaltung und den bayerischen Staatsforsten ein Walderlebniszentrum plant (Frankenpost 25. Oktober 2017). Es soll die Themen Ökosystem Wald aber auch die Forstwirtschaft behandeln und die Öffentlichkeitsarbeit aller im Wald tätigen Einrichtungen beinhalten, von der Bewirtschaftung bis zum Naturschutz.
Aussichtsturm Klausenturm
Der Aussichtsturm wurde im Jahr 1969 in Verbindung mit einem Fernsehumsetzer gebaut. Mit 46 m Höhe überragt er die großen Bäume und bietet eine großartige Aussicht über das südliche Fichtelgebirge.
Nach der Abschaltung des analogen Fernsehens wird eine Mobilfunkstation auf dem Turm errichtet und die Asbestzementplatten sollen durch eine Holzverkleidung ersetzt werden.
Wintersport
Südlich von Mehlmeisel erstreckt sich ein großes Waldgebiet. Bei Schneelage im Winter stehen gespurte Langlaufloipen unterschiedlicher Länge in herrlicher Landschaft zur Verfügung. Auch ein Winterwanderweg für Spaziergänger und Familien wird geräumt.
Winterwanderweg bei Mehlmeisel
Langlaufloipe
Schutzhütte im Wald
Skiabfahrt Klausenlift
Von der Skiabfahrt hat man eine schöne Aussicht über das Tal mit Mehlmeisel. Durch die Lage am Nordhang und eine Beschneiungsanlage mit Schneekanonen gehört die Abfahrt zu den relativ schneesicheren Wintersport einrichtungen im Fichtelgebirge.
Skiabfahrt in Mehlmeisel
Skiabfahrt Klausenlift Mehlmeisel
Beschneiungsanlage mit Schneekanonen
Ausflugsgaststätte Bayreuther Haus
Am oberen Ende der Skipiste steht eine Gaststätte, das Bayreuther Haus.
Ausflugsgaststätte Bayreuther Haus Mehlmeisel
Gaststätte Bayreuther Haus am Klausenlift
Kostenloses "Speiseeis" an der Dachrinne
Historischer Eisenerzbergbau südlich Mehlmeisel
Ehemaliges Stollenmundloch oder Schacht
Geschichte
Historischer Eisenbergbau
am Rotenfels
Im Mittelalter gab es hier zunächst nur wenige Siedler, die den Waldreichtum nutzten, in Kohlenmeilern Holzkohle herstellten und auf den Rodungsflächen karge Landwirtschaft betrieben. Im Jahr 1507 wird erstmals ein Eisenbergwerk am Rotenfels erwähnt, das im 17. Jahrhundert vom Bergwerk Gottesgab in Fichtelberg mitbetrieben wurde. Reste des historischen Bergbaus kann man am Rotenfels (Rothenfels) im Ahornberger Forst über dem Flötztal erkennen. Das Eisenerz wurde dort in Form des Eisenoxids Hämatit abgebaut, den man auch Eisenglanz oder Roteisenstein nannte. Das Höhlentor im Rothenfels war der Eingang zu einem Stollen oder Schacht, der heute verfüllt oder verstürzt ist. In den Wäldern der Gegend findet man an vielen Stellen Pingen, menschengemachte Gruben und Vertiefungen, die eingestürzte Stollen und Schächte sein können, aber auch nur eine entfernte Humusschicht, um das Gestein darunter zu begutachten, also sogenannte Suchpingen.
Der Rotenfels (Rothenfels) im Ahornberger Forst über dem Flötztal
Die Wolfssäule zwischen Mehlmeisel und Frankenreuth
Die Wolfssäule
Zwischen Mehlmeisel und Frankenreuth steht am Hang des Scheibenberges die Wolfssäule. Sie soll an den (bis jetzt) letzten im Fichtelgebirge erschossenen Wolf erinnern. Die Lokalzeitung, der Sechsämterbote, berichtete am 24. Juli 1882, dass ein Gastwirt Wiesent aus Kulmain am Vortag anlässlich einer Hochwildjagd mit zwei Schüssen einen 84 Pfund schweren Wolf erlegte. Erst im Jahr 1907 errichtete man zur Erinnerung an dieses Ereignis die Wolfssäule aus einer ausgedienten graniternen Straßenbegrenzungssäule, die das Straßenbauamt Kemnath stiftete.
Heute stehen die Wölfe in Deutschland unter Naturschutz und viele im Fichtelgebirge würden sich freuen, wenn sich ein Wolfsrudel hier ansiedeln würde - aber leider nicht alle. So kommt es immer wieder vor, dass Wiederansiedlungsbemühungen von Wolf oder Luchs durch Abschuss, Vergiftung oder Fallenfang vereitelt werden. Wer den Raubtieren ihre Beute nicht gönnt oder um seine Weidetiere fürchtet kann man sich denken. Die Täter sind naturgemäß schwer zu fassen. Manchmal werden sogar abgeschnittene Pfoten demonstrativ ausgelegt, als Kriegserklärung an den Naturschutz.
Fliegergedenkstein als Denkmal für den Flugzeugabsturz 1944
Flugzeugabsturz
Am 25. November 1944 stürzte im Wald südlich von Mehlmeisel ein Flugzeug ab. Der Pilot Fritz Mang hatte mit seiner zweimotorigen Junkers Ju 88 G-1 Schwierigkeiten mit Vereisung und kam bei dem Absturz ums Leben. Er gehörte zur 1. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 101. Der Bordfunker und der Bordmechaniker konnten sich mit dem Fallschirm retten. Nahe der Absturzstelle hat man diese zwei Flieger-Gedenksteine als Fliegerdenkmal gesetzt. Der vordere Gedenkstein besteht aus heimischem Marmor, einer Besonderheit des südlichen Fichtelgebirges, das von zwei Marmorzügen durchzogen wird. Besonders bekannt wurde der Wunsiedeler Marmor, der in Oberfranken und darüber hinaus vielfältige Verwendung fand.
Wanderwege
Südlich des Wildparks und der Skiabfahrt schließt sich ein großes Waldgebiet an, das von Mehlmeisel im Norden bis Ahornberg im Süden, von Weidenberg im Westen bis Brand in der Oberpfalz im Osten reicht und von einzelnen Bachtälern durchschnitten wird. Hier finden sich im Winter die Skilanglaufloipen und im Sommer ein umfangreiches Netz an Wanderwegen. Ein gewisser Nachteil ist, dass viele der Wanderwege relativ eintönig auf Forstwegen verlaufen. Was für die Skilangläufer und Radfahrer angenehm ist, gefällt manchem Wanderer weniger. Es ist ein allgemeines Phänomen in Deutschland, die Wanderwege auf Forststraßen zu verlegen und die alten Wanderwege aufzulassen und die Markierungen zu entfernen. Mancherorts bestimmt sinnvoll, um der Natur ihre Ruhe zu geben, sollte man dies nicht übertreiben. Ein abwechslungsreicher Wanderweg über Stock und Stein bietet ständig wechselnde Bewegungsabläufe, aufwärts und abwärts, auf mal hartem, mal weichem Untergrund. Dies ist dem Bewegungsapparat zuträglicher als eintöniges Laufen auf Schotterpisten.
Eine rühmliche Ausnahme in diesem Gebiet bietet der Weg über die Schilmbachschlucht. Er führt zunächst kurz auf einem alten Waldweg, der sich noch wie früher an der Landschaft orientiert und nicht an Forstmaschinen, und wird dann zu einem Pfad entlang des Hanges und über wildromantische Bachläufe, der immer wieder wechselnde Ausblicke bietet.
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes
Obwohl Mehlmeisel noch im evangelisch geprägten Oberfranken liegt, überwiegt hier die katholische Tradition. Die 1907 eingeweihte katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist (Johannes der Täufer) wurde im neoromanischen Stil erbaut und um 1952 erweitert. Der Vorgängerbau in der Altstadt wurde 1849 durch ein Feuer zerstört, den Ersatzbau musste man schon 1899 als einsturzgefährdet schließen.
Die katholische Pfarrkirche St. Johannes fällt als markanter Punkt Mehlmeisels schon von weitem ins Auge
Der Turm der alten Pfarrkirche steht als Kriegerdenkmal noch heute an seinem Platz.
Das Kirchenschiff der neoromanischen katholischen Pfarrkirche St. Johannes in Mehlmeisel
Landschaftskrippen
Die Weihnachtskrippen sind oft im Stil der sogenannten Landschaftskrippen gestaltet. Eine Tradition, die sich um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert ausbildete. Die Weihnachtsgeschichte wird hier in Landschaften und Siedlungen unserer Gegend übertragen und im Modell dargestellt.
Kunstvolle und oft zimmergroße Exemplare dieser Modellbauarbeiten kann man im Volkskundlichen Gerätemuseum Bergnersreuth bewundern.