Hochfranken
Was hat es denn nun mit dem Begriff
Hochfranken auf sich? Was ist der Unterschied zwischen "Ober-" und "Hoch"?
Es gibt drei fränkische Regierungsbezirke: Unterfranken mit der Hauptstadt Würzburg, Mittelfranken, dessen Verwaltungssitz zwar in Ansbach liegt, die "Gefühlte Hauptstadt" aber Nürnberg ist, und Oberfranken mit der Hauptstadt Bayreuth. Diesen Regierungsbezirk kann man wiederum grob in das westliche, niedriger gelegene und klimatisch wärmere Mainfranken mit Bayreuth, Bamberg, auch Coburg, und in den höher gelegenen nordöstlichen Teil mit Fichtelgebirge, Frankenwald und der Stadt Hof an der Saale unterteilen.
Die Menschen in diesem nordöstlichen Teil lebten in früheren Jahrhunderten vom Bergbau, dann von der Porzellan-, Textil- und Steinindustrie. Diese Industriezweige sind in neuerer Zeit zum großen Teil weggebrochen. Auch die Landwirtschaft ist aus klimatischen und geologischen Gründen gegenüber Mainfranken benachteiligt. Durch die
Grenze zur DDR im Norden und zu
Tschechien im Osten lag das Gebiet in einem toten Winkel. Die einzigen Vorteile waren wohl die leeren Straßen und die ruhige Lage, sofern man das als Vorteil sehen konnte. Um eine gemeinsame Identität des nordöstlichen Oberfrankens zu schaffen, hat man nach den Grenzöffnungen den Begriff
Hochfranken eingeführt. Verschiedene Initiativen, wie zum Beispiel
www.hochfranken.org, versuchen nun, die Gegend unter diesem Begriff wieder bekannter zu machen, um die Wirtschaft und den Fremdenverkehr anzukurbeln. Es ist jedoch ein Kunstwort, mit dem viele nichts anfangen können, oder wollen.
Die Geschichte Frankens (kurze Zusammenfassung)
Frankreich und die Franken
Vor kurzem las ich, dass die Preußen und Österreicher in den Befreiungskriegen und der Völkerschlacht die Franzosen Napoleons als
Franken bezeichneten. Neugierig geworden, versuchte ich mal auf die Schnelle herauszufinden, warum die Franken in Frankreich und wir
eigentlichen Franken so verschieden sind und so unterschiedlich reden, dass wir untereinander kein Wort verstehen. Das erste Ergebnis:
Auf die Schnelle geht das nicht!
Entweder man findet dicke Wälzer, in denen die fränksiche Geschichte so detailliert beschrieben ist, dass man als Nicht-Historiker schon auf Seite 10 aufgibt, oder Kurzbeschreibungen nach dem Motto:
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Die wahren Franken leben in Frankreich und gehen auf die Merowinger, die Karolinger und viele kleine Volksstämme zurück, die König Chlodwig I. (446 bis 511) das erste Mal zu einem Frankenreich vereinigte.
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Im Norden Bayerns gibt's ein paar seltsam sprechende Leute, die sich auch Franken nennen, aber eigentlich Bayern sind, und von den Bayern Preußen genannt werden.
Als erstes muss man wohl feststellen, dass die Franken genausowenig "ein Volk" sind wie die Kelten. Bei Wikipedia findet man zum Beispiel eine
Liste germanischer Stämme, aufgestellt nach antiken, meist römischen Geschichtsschreibern, da kommen die Franken zwölf mal vor, quer durch Mitteleuropa, aber mit Schwerpunkt um den Rhein. Die fränkische Frühgeschichte kennen wir auch aus den Aufzeichnungen eines
Gregor von Tours (538 bis 594).
Die Fränkische Reichsgründung
Um das Jahr 500 nach Christus stößt man unweigerlich auf die Merowinger und König Chlodwig I., den man wohl als Gründer eines
Fränkischen Reichs ansehen muss. Dann kommen um 800 die Karolinger und Karl der Große, der das Konglomerat aus fränkischen Volksstämmen zu Macht und Ausdehnung führte und damit auch das fränkische Bewusstsein mehrte, als ein Gefühl, dazuzugehören. Die Erweiterung Frankens Richtung Osten (5. bis 8. Jahrhundert) zum Ende der Völkerwanderungszeit wird oft als
Fränkische Landnahme
bezeichnet. Die besonders bei uns im östlichen Oberfranken lebenden
Slawen (Wenden) wurden meist nicht vertrieben, sondern ins Frankenreich integriert, also assimiliert.
Die Reichsteilung
Die Spaltung der Franken in ein westfränkisches Frankenreich und Ostfranken wurde mit dem
Vertrag von Verdun im Jahr 843 besiegelt. Der Sohn Karls des Großen, Kaiser Ludwig der Fromme, hatte drei Söhne, welche das große Frankenreich, nicht ohne verschiedene Machtkämpfe, unter sich aufteilten, die sogenannte
Reichsteilung:
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Karl der Kahle bekam das Westfrankenreich, in etwa das spätere Frankreich
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Ludwig der Deutsche erhielt das Ostfrankenreich, später oft Heiliges Römisches Reich genannt, das auch die Gebiete der heutigen Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken umfasste.
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Dazwischen lag langgezogen Lotharingen, das Kaiser Lothar I. als ältester Sohn bekam und sich von Friesland bis Mittelitalien erstreckte.
In der Folgezeit wurde Lotharingien (Lotharii Regnum, das Reich Lothars) immer wieder neu aufgeteilt, verkleinert und fast zwischen den beiden großen Reichen im Westen und Osten aufgerieben. Übrig blieb das heute französische Lothringen. Unsere Gegend als Teil Ostfrankens grenzte im Osten an Böhmen und wurde zum
Heiligen Römischen Reich. Ab dem 15. Jahrhundert erhielt der Name nach und nach den Zusatz
Deutscher Nation.
Die jüngere Geschichte Oberfrankens
Offiziell trägt die Gegend den Namen
Oberfranken seit dem 1. Januar 1838. Vorher gehörte der größte Teil des Gebiets den Markgrafen von Ansbach-Bayreuth aus dem Haus der Hohenzollern. Als der letzte Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth 1791 abdankte, übertrug er die Ländereien gegen eine jährliche Leibrente von 300 000 Gulden (!) an Preußen. Dieses schloss 1795 beim
Frieden von Basel einen Separatfrieden mit Frankreich, wodurch Napoleon hier das Sagen bekam. Nachdem Bamberg 1802 vom Königreich Bayern erobert wurde, kaufte Bayern die Gebiete des heutigen Oberfranken von 1806 bis 1810 Napoleon ab. So wurde das Gebiet am 30. Juni 1810 bayerisch und hieß
Obermainkreis. Die Hauptstadt wurde Bayreuth. Im Jahr 1920 kam noch der Freistaat Coburg zu Bayern und damit auch zum heutigen Oberfranken, dessen Name sich 1838 als östlicher Teil des ehemaligen Herzogtums Franken ergab, das von den Würzburger Fürstbischöfen beherrscht wurde.
Auf dieses Herzogtum Franken ist wohl die heutige fränkische Identität dieses nordbayerischen Landstrichs zurückzuführen. So werden wir von Altbayern, welche die Donau oder den 49. Breitengrad als
Weißwurstäquator und nördliche Grenze Bayerns sehen, oft als "Preußen" bezeichnet. So ist es kein Wunder, dass immer mal wieder der Ruf nach einem
Bundesland Franken aus Unterfranken, Mittelfranken und Oberfranken mit der Hauptstadt Nürnberg laut wird. Auf der Landkarte Deutschlands hätte dieses eine respektable durchschnittliche Größe und auch die Einwohnerzahl könnte sich sehen lassen. Dass die Bayern das nicht zulassen, kann man als Hinweis werten, »dass sie schon wissen, was sie an uns haben«.