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Die katholische Kirche in Marktleuthen
Sankt Wolfgang
Katholische Kirche in Marktleuthen an der Eger
und im Fichtelgebirge, dem granitenen Hufeisen im Herzen Europas
Bahnhofstr. 5 in 95168 Marktleuthen
Öffnungszeiten des Pfarramtes:
Mi.+ Fr.. von 9°° bis 12°° Uhr
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Von außen wirkt sie so schlicht und fast schon unscheinbar, unsere kleine
katholische Kirche St. Wolfgang, die 1956 gebaut und eingeweiht worden ist, eben
ein typischer funktionaler Bau der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts, in
denen es mehr darum ging, das vom Krieg zerstörte Deutschland überhaupt wieder
aufzubauen als darum, es besonders SCHÖN wieder aufzubauen. Baumaterial war
kostbar und begehrt ...
Doch wenn man die Kirche betritt, ist man überrascht von der unerwarteten
Schönheit und der Helligkeit, in der sie erstrahlt in der Sonne Jesus (wie der
protestantische Kirchenliederdichter
Paul Gerhardt
ihn empfand und in seinen fast 400 Jahre alten Liedern besang):
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Gegenüber dem Eingang hält Jesus segnend die Hände über die Schar seiner
"Schäfchen". Er hängt auf einem riesigen Wandbild hinter dem Altar am Kreuz mit
den Insignien seiner Macht in den Händen und der Königskrone über dem Haupt,
umgeben von Engeln und den Strahlen der Sonne, zu seien Füßen ein wunderschönes
Tabernakel moderner Kunst.
Links vom Altarraum sieht man Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm, rechts davon
den Namespatron der Kirche, den heiligen Wolfgang.
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Wer war der Heilige Wolfgang
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Der Heilige Wolfgang wurde 924 als Sohn armer Eltern in Pfullingen geboren und
starb am 14.10.994 in Pupping auf einer seiner Reisen in sein geliebtes
Österreich. Nachdem er zunächst in der Domschule von Trier als lehrer
gearbeitet hatte, folgte er 964 dem Ruf seiner inneren Stimme oder Gottes und
änderte sein Leben von Grund auf, indem er Benediktinermönch im schweizerischen
Einsiedeln wurde. Von hier aus ging er als erfolgreicher Wandermissionar ins
damalige Noricum, einem Teil des heutigen Österreichs. Aufgrund seines Erfolges
wollte man ihn zum Bischof von Regensburg machen, andere Kleriker wiederum
zweifelten an seiner Eignung, und so wurde er 972 nach der wundersamen heilung
eines dieser zweifelnden Kleriker zum Bischof von Regensburg ernannt, dessen
Schutzpatron er bis heute ist, ebenso ist er Schutzpatron von ganz Bayern und
ist u.a. für die Heilung von Augenleiden zuständig.
Der Legende nach baute St. Wolfgang am Abersee, dem heutigen Wolfgangsee, eine
Kapelle, für die vorher auch noch ein Stück Wald gerodet werden musste. Als
einer seiner Arbeiter Durst bekam, tat er ihm sofort eine Quelle auf mit
heilkräftigem Wasser, die dann zusammen mit der Kapelle zu einer Pilgerstätte
wurde. Neben der Wolfgangkapelle stand ein großer Stein, durch den die
Gläubigen krochen, um von ihren Leiden geheilt zu werden. Auch Marktleuthen war
einst bis ins 17. Jahrhundert eine Pilgerstätte zu Ehren von Sankt Wolfgang,
der Augenbrunnen an der Eisenbahnbrücke erinnert noch heute daran, obwohl er
nicht die ursprüngliche Pilgerstätte sein kann. Die Kapelle muss au der Kappel
gestanden haben - aber das ist ein andere Thema, zurück zu unserer jetzigen
Kirche:
Was ist ein Tabernakel? Was bedeuten die Symbole auf diesem hier?
Im Tabernakel werden die geweihten Hostien aufbewahrt, die der Priester während
der Kommunion dann verteilt.
Auf diesem modernen aus Fichtelgebirgsgranit befinden sich die Taube, die den
Heiligen Geist symbolisiert, ein Fisch, der das ursprüngliche Symbol der
Christen war und auch eins der Dinge, die Jesus auf wundersame Weise vermeht
hatte, um damit eine riesige Menschenmenge zu sättigen, sowie eine Art goldener
Blumentopf mit braunen Kugeln, deren Bedeutung als Protestantin ich nicht kenne
- ich bitte um Aufklärung - danke :)
Im Hintergrund sieht man wieder die Sonne Jesus aus der Kreuzigungsstatue
darüber und das Wasser des Lebens unter dem Fisch. Möglicherweise hat die
Kirche das
ursprügliche Fischsymbol der Christen durch das Kreuz ersetzt, weil der Fisch
aus den zwei ineinander gesetzten Halbbögen zu sehr an das frühere Vulvensymbol
der alten
Muttergottheiten
erinnerte, die mit dem Fisch das Leben, die
Fruchtbarkeit und die in der christlichen Religion verpönte Sexualität
verehrten.
Warum ist in Marktleuthen die katholische Kirche die jüngere?
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Das bereits seit der Slawenmissionierung christliche und damit katholische
Marktleuthen wurde nach der Reformation 1528 unter Georg dem Frommen
evangelisch-lutherisch, wodurch auch
die dem heiligen Nikolaus geweihte christliche und damit katholische
St. Nikolauskirche
evangelisch-lutherisch wurde, und die Pilgerstätte St. Wolfgang auf der Kappel
verlor an Bedeutung bzw. geriet in Vergessenheit. Erst spätere katholische
Zuwanderer und Flüchtlinge machten die Gründung einer katholischen Gemeinde
notwendig,was allerdings seitens der Bestimmungen der evangelischen Kirche
lange Zeitverhindert wurde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden dann die
Bestrebungen, in Marktleuthen eine Expositur, einen Betsaal einzurichten,
konkreter, und so wurde 1913 der Betsaal im Bethaus, dem heutigen Gemeindehaus,
eingeweiht. Die Einrichtung des
Bethauses befindet sich heute in der kleineren Unterkirche der St.
Wolfgang-Kirche und wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Hier in der
Unterkirche finden auch die täglichen Gottesdienste statt.
Rundgang durch die Kirche
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oben: Blick vm Altar Richtung Orgelempore und Eingang
links: Blick in den Altarraum, die rechte Tür führt in die Sakristei, die linke
in den Kirchturm
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Bevor es nach der Renovierung der Kirche von 2002 den neuen Altar vorne gab,
wurde der hintere benutzt, auf dem nun das Tabernakel steht. Das führte dazu,
dass der Priester der Gemeinde bei seinen heiligen Handlungen den Rücken
zukehren musste.
Heimatforscher Harald Stark und Priester Dr. Raphael Mabaka ma Mbumba im
Gespräch
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Taufbecken mit Fischsymbol der Urchristen
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Fenster auf der Orgelempore
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Priester Dr. Mabaka
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Altes Harmonium auf der ...
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Orgelempore
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Pfarrer Mabaka an der Orgel von Ed. Hirnschrodt, Orgelbau Regensburg, Opus 56
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Der Heimatforscher Harald Stark bei der Arbeit
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Was verbirgt sich in der Sakristei?
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Einweihungsurkunde der St. Wolfgang Kirche
vom 24. September 1956
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Kreuz und St. Wolfgang aus dem früheren Bethaus
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Ein- und Ausgang
Unter der Orgelempore findet man eine Auflistung der Gefallenen und Vermissten
der letzten
beiden Weltkriege, die hoffentlich die allerletzten waren ...
Ich denke, diese Auflistung könnte hilfreich für alle diejenigen sein, die in
aller
Welt nach ihren Vorfahren oder Verwandten suchen und von denen immer wieder
Anfragen ans Rathaus und die Kirchen gelangen.
~*~
"Wir sind Papst!" (BILD-Zeitung nach der Wahl von Kardinal Ratzinger zu Papst Benedikt XVI.)