Meine Mutter meinte später, »
Ja, eine Luftveränderung hat damals Friedrich Wilhelm schon als Kronprinz gut getan!«. Friedrich III. (Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen) war schwer krank und weilte 1887/1888 in dem italienischen Kurort
Sanremo an der
italienischen Riviera. Am 9. März 1888 musste er zurückkehren und wurde nach dem Tod seines Vaters, Kaiser Wilhelm I., Deutscher Kaiser. Er starb aber schon nach 99 Tagen, weshalb er oft der
99-Tage-Kaiser genannt wird.
Im Jahr 1962, ich war in der 3. Klasse, wurde ein kränkelnder Klassenkamerad mal "auf Kur geschickt". Genaues erfuhr man nicht, und ich hab das als Kind als eine Art Bestrafung verstanden. Nach seiner Rückkehr berichtete er jedoch, dass es ihm dort besser ging, und daheim wieder schlechter.
Andere Veränderungen
Es scheint also etwas dran zu sein, an der Luftveränderung. An einem anderen Ort mit anderem Klima gibt es ja nicht nur eine "andere Luft", sondern zum Beispiel auch ein anderes Trinkwasser. Heute dürfte der Unterschied nicht mehr so groß sein, gibt es doch teilweise überall gleiche oder ähnliche Getränke in den Supermärkten. Viele Kurorte und Heilbäder werben aber auch mit Heilwasser, das dort vorkommt. Ist es also statt der Luftveränderung eher eine Trinkwasser-Veränderung? Ein anderes Essen kommt auch noch hinzu. Der psychische Effekt durch die Änderung der Umgebung und die Entfernung von den Alltagssorgen daheim spielt möglicherweise auch eine Rolle. Sogar eine Änderung der allgemeinen sozialen Bakterienflora kann man in Betracht ziehen.
Dauerhafter Erfolg?
Die große Frage ist: »Wie erhält man den positiven Gesundheitseffekt dauerhaft, auch wenn man wieder daheim ist?« Naheliegend ist eine Änderung der Lebensweise. Nicht nur gesünderes Essen und Trinken, sondern eine Ausschaltung möglichst aller negativen Einflüsse, die das Leben daheim mit sich bringt. Das ist leichter gesagt, als getan. Fällt man doch nach der Rückkehr örtlich wie gesellschaftlich schnell wieder in alte Verhaltensweisen zurück. Eine Patentlösung weiß ich auch nicht. Gute Vorsätze zu verwirklichen, und sein ganzes Leben umzukrempeln, ist schwierig bis unmöglich. Urlaub auf Lebenszeit gibt es für Normalbürger auch nicht. Vielleicht führt ein Versuch auch vom Regen in die Traufe. Den Widrigkeiten des Lebens für ein paar Tage oder Wochen zu entgehen, ist eine Sache, aber Weichen fürs Leben umzustellen kann auch auf ein Gleis führen, auf dem ein Zug entgegenkommt.
Die Veränderung an sich?
Möglicherweise gibt es keinen statischen Grund, warum es uns wo anders besser gegangen ist, sondern es ist die Veränderung an sich. Unser Körper und unsere Psyche merken, dass sich plötzlich vieles verändert hat, mobilisiert Kräfte und das Immunsystem, um der Herausforderung gerecht zu werden. Dann sollten wir nicht danach fragen, was am Urlaubsort
besser war, sondern was
anders war. Und zu Hause könnten wir versuchen, unserem eintönigem Leben Abwechslung zu gönnen. Nicht in den alten Trott zurückfallen, sondern neue Dinge zu tun. Überlegen: Was hat mir gut getan, was nicht, aussortieren.
Dass jemandem, der von der Arbeit kommend immer vorm Fernseher saß oder lag, ein bisschen Bewegung oder sogar Sport gut tut, ist naheliegend und gehört wohl zu den meisten guten Vorsätzen, aber jemandem, der sich bisher seine Freizeit mit täglichen Aktivitäten und Sport vollgestopft hat, für den kann es auch besser sein, einfach mal "nichts" zu tun. Nicht nach Dingen suchen, die alles besser machen könnten, sondern Abwechslung ins Leben bringen, dann ist auch die Freizeit zu Hause wie Urlaub!