Die Stadt mit ca. 4000 Einwohnern liegt in der Nordostecke Bayerns, in Oberfranken, in der Mittelgebirgslandschaft des Fichtelgebirges ca. 550 m über dem Meeresspiegel an der noch jungen Eger. Der Fluss entspringt am Hang des Schneeberges, verläßt bei Hohenberg Deutschland und mündet in Tschechien in die Elbe.
Die Geschichte Marktleuthens
Die ersten Siedler hier waren vermutlich Slawen, die ca. 600 n. Chr. die Flüsse aufwärts wanderten und im inneren Fichtelgebirge nach Zinn suchten. Sie nannten die Siedlung "Leuken", was "Brunnen" bedeutet. Die Egerer Forstordnung von 1379 vermerkt: »Das Dorf Leuken, da saß vor alters nicht mehr denn ein Pfarrer und ein Jäger und ein Fischer.«
Ein Pfarrer für zwei Familien? Wahrscheinlich wurden Leute wie Bauern, Knechte, Holzhauer etc. einfach nicht mit erwähnt!
Marktleuthen, gesehen vom Galgenberg
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Marktleuthen als das Dorf zu Leuken im Jahr 1314, als es von Heinrich dem Älteren, Vogt von Plauen, dem Kloster Waldsassen übereignet wurde. 1354 erwarb Albrecht Nothaft zu Thierstein die Siedlung und erweiterte sie um 24 Höfe und Herbergen, eine Mühle und 15 Pechöfen. Eine weitere Vergrößerung erfuhr der Ort 1429 durch die Einverleibung des nahegelegenen Dorfes Rohrsbach.
Marktleuthen, Altstadt
Nach dem ersten großen Stadtbrand am 19. März 1577, der durch "Unachtsamkeit beim Fässerpichen" entstand, berichtet ein Chronist aus Eger, daß dem Brand "65 Häuser, 9 Städel und eine Person" zum Opfer fielen.
Eine harte Zeit war das 17. Jahrhundert. Der dreißigjährige Krieg hatte seine Auswirkungen mit Einquartierungen, Kriegszahlungen und Plünderungen durch verschiedene Heerhaufen. Doch damit nicht genug, brach am 4. April 1641 durch "Leichtsinnigkeit von Soldaten" eine Feuersbrunst aus, die den Markt mit Kirche, Rathaus, Schule, 71 Wohngebäuden und 39 Scheunen einäscherte und nur 8 Häuser verschonte.
Marktleuthen, "Teufelsstein"
Ein halbes Jahrhundert später kam der nächste Schicksalsschlag. In einem Bericht ist zu lesen:
»Am 16. August 1691, während man in der Kirche gerade das Lied An den Wasserflüssen Babylons sang, (Bibel, 137. Psalm) schlug ein zorniges Donnerwetter in einen Vogelbeerbaum. Der Brand vernichtete 14 Häuser und 10 Städel.«
Die Historische Altstadt
Die Altstadt, wie sie heute zu sehen ist, wurde größtenteils in den Jahren nach dem letzten großen Brand am 20. September 1843 erbaut. Sie besteht aus wuchtigen Bürgerhäusern mit Außenmauern aus Feldsteinen, wie sie für das 19. Jahrhundert in unserer Gegend typisch sind. Sie gruppieren sich schutzsuchend um die Kirche und das Rathaus wie die Schalen einer Zwiebel.
Der Gasthof Zur Post
Trotz der schon vorhandenen Eisenbahn verkehrten bis ca. 1920 regelmäßig Postkutschen. Im "Gasthof zur Post" befand sich zeitweise die Marktleuthener Postablage. 1957 kam es zu einem Großbrand.
Der Gasthof zur Post im Lauf der Zeiten
Ein "Meilenstein des technischen Fortschritts" war um 1910 das Marktleuthner Elektrizitätswerk mit einer Leistung von sage und schreibe 25 PS, welches mit Koksofengas betrieben wurde. Das Gebäude wurde später als Steinschleiferei genutzt und beherbergt heute die "Arche", ein Künstler-Atelier und "Gesamt-Kunstwerk".
Die Industrialisierung im Fichtelgebirge
Mit dem Bau der Bahnstrecke Regensburg-Hof, die in Marktleuthen auf einem Viadukt aus einheimischen Natursteinen das Egertal überquert, brach 1877 das Zeitalter der Industrialisierung an. Zwischen 1880 und 1900 entstanden Steinbrüche und Steinschleifereien, Brauereien, 1882 eine Glasfabrik, 1897 eine Porzellanfabrik und später ein Farbwerk.
Die Markgrafenbrücke in Marktleuthen
Leider forderte der Lauf der Zeit auch seine Opfer...
Im Jahr 1596 wurde unter Markgraf Georg Friedrich unsere Markgrafenbrücke, eine sechsbogige Granitstein-Brücke über die Eger, erbaut und 1776 renoviert. Sie war dem Verkehr im 20. Jahrhundert nicht mehr gewachsen und mußte 1964 einem Neubau weichen. Dabei wurde auch die Eger vertieft und begradigt, was dem Unteren Markt künftig Hochwasser ersparte. Heute würde man sicher Wege finden, die historische Brücke zu erhalten.
Der Marktleuthener Mühlgraben
Der Mühlgraben, welcher dem Altstadtviertel westlich des Marktplatzes ein ganz eigenes Gepräge gab (Klein-Venedig), wurde in den 60er-Jahren aufgefüllt. In dieser Gegend stehen auch die wahrscheinlich ältesten Gebäude Marktleuthens.
Die Stadterhebung Marktleuthens
Die Entwicklungsarbeit der Marktleuthner wurde 1954 durch die Verleihung der Stadtrechte belohnt. Zur Stadterhebungsfeier am 16. Oktober 1954 kam der damalige bayerische Staatsminister Dr. Hoegner, und die Marktleuthener trafen sich zu einer großen Kundgebung auf dem Marktplatz. Bürgermeister war damals Adolf Schmeissner. Wichtige Ereignisse in der Geschichte Marktleuthens finden Sie in der Zeittafel im Überblick.
Während um die Jahrhundertwende 4 Brauereien die ganze Gegend belieferten, ist heute davon keine mehr übrig. Ein Brauereischlot dient nur noch als Standort des Storchennestes. Auch die Glashütte, später Bayerische Hohlglasfabrik, mußte 1964 ihre Pforten schließen und von den ehemals 5 Steinbetrieben waren 1970 noch vier übrig, heute zwei.
(Nestszene der Marktleuthener Störche mit Paarung)
Die ehemalige Hauptschule
Das AWO Seniorenzentrum Marktleuthen
Heute ist Marktleuthen eine kleine Industriestadt mit etwas Fremdenverkehr für Menschen die Ruhe und Erholung suchen. In den letzten Jahrzehnten entstanden:
Stadthalle mit Bühne und ca. 400 Sitzplätzen, Zweifach-Sporthalle, Hauptschulgebäude, Seniorenheim und Feuerwehrhaus. Auch ein kleines Freibad im Ortsteil Großwendern fehlt nicht. Das historische Rathaus und das Grundschulgebäude wurden von Grund auf renoviert. Leider konnte die Hauptschule nicht in der Stadt gehalten werden. Nach einer vorübergehenden Nutzung durch eine Montessori-Schule beherbergt das Gebäude ein Studienzentrum und eine Therapie-Praxis.
Ein markanter Punkt an der Straße aus Richtung Wunsiedel ist die Grundschule. Das Gebäude wurde 1914 erbaut und in den Jahren 2001 und 2002 mit großem Aufwand renoviert.
Der
Marktplatz
wird dominiert von der evangelischen Kirche St. Nikolaus und dem Rathaus.
Sehenswert in der
evangelischen Kirche
ist die Kassettendecke aus dem Jahr 1718 mit ca. 2 x 2 m großen Deckengemälden von den Malern Matthes Gebhard aus Marktleuthen und Johann Jacob Radius aus Kirchenlamitz. Als weiteres die Spätrenaissance-Kanzel von 1617 aus Eger (heute Cheb), der 1780 in Bayreuth gefertigte Taufengel und der Akanthus-Altar von 1667 mit einem Altarbild der Abendmahlsszene von 1643, welches am 15. April 1643 von einem Johann Erhard Büchta gestiftet wurde.
Weitere Bilder und Informationen über die Kirche Auch hier bei Sabine
Die
katholische Kirche St. Wolfgang
wurde 1956 erbaut und ist modern gestaltet. Ihr Inneres ist von lichtdurchfluteter schlichter Schönheit.
Ausführliche Informationen und Fotos finden Sie hier bei Sabine.
Wohnmobilstellplatz
Sehr gut angenommen wird der im Egerpark direkt am Fluss gelegene Wohnmobilstellplatz mit angrenzendem Wasserspielplatz und Spazierwegen entlang der Eger. Trotz der idyllischen Lage hat man nicht weit zur Innenstadt, wie bei vielen Wohnmobilstellplätzen im Fichtelgebirge.
Marktleuthen und seine Ortsteile bieten sich für einen erholsamen Urlaub in herrlicher ruhiger Landschaft an. Eingebettet in den Naturpark Fichtelgebirge steht ein Netz von Rundwanderwegen um die Stadt und das ausgedehnte Wanderwegenetz des Fichtelgebirgsvereins zur Verfügung.
Paare und Singles können sich dort bei Wanderungen oder Radtouren ebenso erholen wie Familien. Auch sportliche Aktivitäten wie Reiten sind möglich, denn im Umland gibt es eine Vielzahl an Reiterhöfen. Bei einem Urlaub im Fichtelgebirge kommt also die ganze Familie auf ihre Kosten.
Durch die Höhenlage sind die Temperaturen im Sommer angenehm und im Winter liegen relativ schneesichere Skigebiete in unmittelbarer Umgebung (Skiabfahrten am Kornberg und Ochsenkopf, bei Mehrmeisel und Neubau, außerdem vielfältige Langlaufmöglichkeiten).
Mundart und Kultur
Da wir zu Oberfranken gehören, hört man oft, wir sprächen fränkische Mundart. Dies ist jedoch nicht so ganz richtig, und nicht so einfach. Das Fichtelgebirge wurde aus vier Himmelsrichtungen besiedelt bzw. beeinflusst:
Aus dem Osten vom Egerland
Aus dem Süden von Bayern
Aus dem Westen von Franken
Aus dem Norden von Sachsen und Thüringen
Dadurch ändert sich im Fichtelgebirge der Dialekt nicht nur von Landstrich zu Landstrich, sondern oft auch von Stadt zu Stadt, und selbst die zugehörigen Dörfer haben ihre sprachlichen Eigenheiten. So spricht man in Weißenstadt mehr fränkisch, in Hohenberg mehr böhmisch. Marktleuthen liegt auch sprachlich irgendwo dazwischen. Das selbe gilt für die historischen Trachten, die bei uns nicht bayerisch, sondern vom böhmischen Egerland und dem Erzgebirge beeinflusst sind.
Die Roußbuttnboum
Mundartlieder als historische Volksmusik, aber auch selbstgemachte Volkslieder im historischen Stil sang die Volksmusikgruppe Roußbuttnboum im vierstimmigen Satz. Unten zwei Videos der Sänger mit Gitarrenbegleitung.
Der historische Marktleuthener Leichenwagen
Im rechten Video oben erzählen die Sänger in einem Lied die Geschichte vom gestohlenen und wiedergefundenen Marktleuthener Leichenwagen. Sie ist nicht etwa uralt, wie der Leichenwagen selbst, sondern passierte im Jahr 1986.
Nach dem Niedergang des Bergbaus und vor dem Beginn der Industrialisierung durch Keramik-, Glas- und Steinindustrie bot die abgelegene Gegend des inneren Fichtelgebirges eher kärgliche Lebensbedingungen und auch die gewerbetreibenden Handwerker waren meist gezwungen, nebenher noch Landwirtschaft zu betreiben um existieren zu können. Erwähnenswert ist ein altes, heute ausgestorbenes Gewerbe, nämlich das der Ruß- und Pechbrenner. In kleinen fensterlosen Hütten, den Rußhütten, später in speziellen Öfen, wurde unter geringer Luftzufuhr harzreiches Holz verbrannt. Der entstehende Ruß wurde in kleine Spanbutten verpackt und für Schuh- und Wagenschmiere und zum Färben und Drucken verwendet. Für den Transport und Verkauf sorgten die Roußbuttnboum, meist arme Burschen, die mit den Rußbutten weit übers Land zogen. Nach einem alten Lied darüber, aus dem Egerland, benannte sich die Marktleuthener Volksmusikgruppe. Ein Denkmal an der Egerbrücke und Flurnamen wie der Rußhüttenweg erinnern ebenfalls noch heute daran.
Erdställe, Schratgänge und ein Waldläufer
Die Keller am Marktplatz und in der Kellergasse waren größtenteils mit niedrigen unterirdischen Gängen verbunden. Diese sind so niedrig, dass man sie nur im "Entengang" entlanglaufen oder kriechen kann.
Erdställe, Schratzellöcher und Schratgänge
Beim Ortsteil Großwendern lebte fast ein Jahr lang bis Januar 2015 ein Mann unentdeckt im Wald. Er wurde bekannt als der Waldläufer vom Kornberg.
Der Kunstmaler Wilhelm Beindorf
Nach dem 2. Weltkrieg kam Wilhelm Beindorf mit seiner Familie als Heimatvertriebener nach Marktleuthen in Oberfranken. Er hielt Vorträge, gab Zeichen- und Malunterricht und organisierte Ausstellungen. Sein Schüler war um 1947 u.a. der in Marktleuthen geborene Rudi Tröger, der heute Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München ist.
Hatte Beindorf vor dem Krieg internationale Ausstellungen in Berlin und versah rumänische Kirchen mit Fresken und Deckenmalereien, musste er jetzt wieder recht klein anfangen. Die Zeiten waren schlecht. So zog er 1955 zu seiner Tochter auf Hawaii, wo er das Leben der Einwohner und die Natur der Insel in seinen Bildern dokumentierte. 1962 kehrte er wieder ins Fichtelgebirge zurück und starb hier 1969. Sein Grab befindet sich auf dem Marktleuthener Friedhof.
Geplante 1. Internationale Fichtelgebirge-Kunst-Biennale in Marktleuthen
Bereits im heißen August 2020 deuteten Geräusche von Bohrhammer und Winkelschleifer zu Füßen des Teufelssteins am Kappelweiher auf kommende Ereignisse hin. Der Steinbildhauer Benjamin Musendami aus Simbabwe arbeitete an einem Steinblock aus Epprechtstein-Granit. Daraus entstand eine Vogelskulptur, die natürlich nicht fliegen konnte. Es waren die ersten Arbeiten für die 2021 geplante 1. Internationale Fichtelgebirge-Kunst-Biennale in Marktleuthen, veranstaltet von Emmanuel Eni. Einige Monate später kam plötzlich die Nachricht, das Projekt wäre aus diffusen Gründen nicht möglich …