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St. Nikolauskirche
Evangelisch-lutherische Kirche in
Marktleuthen
an der
Eger
und im
Fichtelgebirge,
dem granitenen Hufeisen im Herzen
Europas
Marktplatz 1 in 95168 Marktleuthen
Gottesdienst:
jeden Sonntag um 12°° Uhr
Öffnungszeiten:
Mo.-Fr. von 8°° bis 12°° Uhr
Hier geht's zum
Kirchturm.
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Innenansicht
Warum trägt eine evangelische Kirche den Namen eines katholischen Heiligen?
Dies ist mir in der ganzen Gegend hier aufgefallen und kam mir sehr befremdlich
vor. Ich denke aber, dass sich dies aus der Geschichte des Fichtelgebirges
erklären lässt.
1368 wurde die bzw. eine Kirche in Leuken, das damals aus 2 Höfen und dem
"widemhof", also dem Pfarrgut, bestand in einer Urkunde erwähnt. Es wird
vermutet,
dass die Kirche damals eine sogenannte Eigenkirche war, also eine
Kirche, die der Gutsherr für seine eigenen Leute gebaut hat. Zu dieser Zeit gab
es nur katholische Kirchen,
da die Reformation ja erst später stattgefunden
hat, und zwar als 1528 Markgraf Georg der Fromme sie im gesamten Fürstentum
Brandenburg-Kulmbach einführte. Die nächsten Kirchendokumente von 1577 sprechen
von einem Brand, der den gesamten Markt inklusive Kirche, Rathaus und Schule,
die sich damals im Rathaus befand, einäscherte. Rechts auf dem Foto sieht man,
wie nah Kirche, Rathaus und rechts hinter der Kirche das Pfarramt zusammen
liegen.
Ich vermute nun, dass der Name der Kirche der ursprüngliche Name der Kirche
ist, die der Sage nach von drei Notthafft-Fräuleins gegründet worden war, die
hier ein Burghaus bewohnt und die Stelle dotiert hatten. Aus historischer Sicht
könnte die Gründung auch noch auf die Slawenmissionierung um das Jahr 1000
zurück gehen. Marktleuthen lag aufgrund der strategisch günstigen Lage an der
Egerfurt, an einer wichtigen Handelsstraße, die schon früh durch Burggrafen
bewacht worden war. Der heilige Nikolaus ist u.a. der Schutzpatron der
Händler. Nachdem die Kirche nun einmal einen Namen hatte, hat man diesen wohl
nach der Reformation nicht mehr geändert - wie so viele im Fichtelgebirge.
Lediglich die der Jungfrau Maria gewidmeten Kirchen erhielten einen neuen
Namen, da die Reformation ja besonders bestrebt war, den Marienkult, der ihrer
Auffassung nach der biblischen Überlieferung absolut widerspricht, auszurotten.
Hier ein Link zum Thema
"Heilige in der evangelischen Kirche"
Das nächste dokumentierte Ereignis ist wieder ein Brand. Während des
30-jährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 dauerte, wurde diesmal durch eine
Unachtsamkeit der Soldaten am 4. April 1641 die Kirche in Brand gesteckt, und
wieder
brannte der ganze Markt ab. Über diese Renovierungsarbeiten gibt es noch
detailleirte Rechnungen, so dass sich der mehrere Jahre dauernde Wiederaufbau
sehr gut rekonstruieren lässt.
Unter diesen Rechnungen und auch in der ebenfalls noch vorhandenen Auflistung
des Brandschadens gibt es keinen Beleg über den Wiederaufbau einer Orgel,
so dass man davon ausgehen kann, dass die Kirche zu der damaligen Zeit noch
keine Orgel besaß. Des weiteren gibt es nur unbedeutende Rechnungen für
Maurerarbeiten, was bedeutet, dass das Mauerwerk sowohl bei diesem und
möglicherweise auch beim vorherigen Brand nicht zerstört wurde und der
unbrennbare Teil des Kirchenschiffs vermutlich noch aus der Gotik stammt.
1698 erhielt die Kirche einen kleinen Vorbau, der erst mit der Renovierung 1935
abgerissen worden ist.
Was war eigentlich vor der Orgel?
Die erste Orgel erhielt unsere Kirche im Jahre 1655. Der Erbauer, Matthias
Tretzscher aus Kulmbach, erhielt dafür ein Schaf und neun Pfund Flachs plus 15
Gulden für den Orgelankauf. Als er dann kam, erhielt er für 6 Kreutzer
ranntwein, 8 Maß Bier und für 3 Kreutzer Brot. Als die Orgel fertig war,
bezahlte man ihn mit weiteren 2 Gulden 27 1/2 Kreutzernfür eine halbe(!!!!!!!)
Mahlzeit und 1 Gulden 21 Kreutzer Zehrgeld für den Heimweg. Da es die Autobahn
noch nicht gab, war er wohl etwas länger unterwegs als wir heutzutage.
Das Orgelprospekt gestaltete der Marktleuthener Bildschnitzer und spätere
Orgelbauer Matthes Purucker. Ab 1659 erhielt zunächst der Schulmeister ein
regelmäßiges "Gehalt" von 45 Kreutzern jährlich für's "Orgelschlagen". 1678
führte Veit Purucker die erste Reparatur aus.
1791 wurde eine neue Orgel angeschafft, die größere Umbaumaßnahmen in der
Kirche verlangte, da nicht genügend Platz für sie vorhanden war. Das
Kirchenschiff wurde um 2,50m verlängert und das alte Gewölbe abgerissen.
Orgelbaumeister war H. Georg Wiegleb, "priviligierter Hof-Orgelbauer zu
Bayreuth". Der damalige Kirchenvorsteher war der "Rathsfreund und Fleischhacker
Meister H. Georg Christian Wunderlich", der jüngste Vorsteher H. Andreas
Kispert, ebenfalls "Rathsfreund und Fleischhacker Meister". Der Meister, der
für Mauerwerk und Stuckarbeiten verantwortlich war, hieß Johann Adam
Wunderlich, die beteiligten Schreinermeister hießen Georg Purucker und Michael
Stöhr, der "Zimmer Meister" Johann Matthias Schmeißner und der "Schmidt
Meister", also der Schmied Johann Matthias Bencker. Vielleicht erkennt die eine
oder der andere ja die eigenen Vorfahren wieder.
1895 und 1910 gab es noch erneute Umbauarbeien an der Kirche. So wurde z.B. ein
drittes kürzeres Fenster zwischen zwei bestehenden Fenstern auf der Ostseite
aus der Mauer gebrochen, und an der Sakristei wurde gebaut. Ihr heutiges
Gesicht erhielt die Kirche beim großen Umbau von 1935. Das Vorhäuschen wurde
abgerissen und dafür die jetzige offene Vorhalle errichtet. Auch wegen der
Orgel gab es wieder einige Umbaumaßnahmen.
Im Zuge dieser Renovierung wurde dann auch der alte Rennaissncealtar auf dem
Kirchendachboden entdeckt und wieder an seinem alten Platz aufgestellt, wo er
heute noch steht. Auch die Sitzbänke stammen aus dem Jahre 1935.
Die Orgel wurde nicht verändert. Sie wurde in dem Stil belassen, wie der
Bildhauer Joh. Konrad Sengenberger aus Schwarzenbach an der Saale sie im
ausgehenden Rokoko und beginnenden Klassizismus mit den verspielten
Blumenornamenten aber auch schon strengen Linien des neuen Stils geschnitzt
hatte.
Was war nun vor der Orgel? Die orgel war nicht von Beginn der Kirchengeschichte
das Instrument der Instrumente. Bevor die orgel ihren Siegeszug antrat, hat man
sogar Dudelsack in den Krichen gespielt. Es ist längst in Vergessenheit
geraten, dass der Dudelsack nicht nur nach Schottland gehört, sondern auch hier
in Franken und vor allem im Egerland weit verbreitet war.
Wie lasen die Menschen früher die Bibel?
Früher, in den alten Zeiten, als die meisten Menschen noch vom Brote ihrer
Hände Areit lebten, konnte kaum jemand lesen und schreiben. Diese Kunst wurde
den Gelehrten überlassen, und in der Schule lernte man vor allem, ein guter
Christ zu sein. Um den Menschen das Evangelium nahe zu bringen, gab es jeden
Sonntag den Gottesienst,und ansonsten war man zur Gedächtnisstütze auf Bilder
angewiesen. Und so wurden also wichtige Episoden aus der Bibel in Gemälden
festgehalten.
Die jetzige Holztäfelung stammt aus dem Jahre 1718 und ersetzte
die vorherige hölzerne und mit Pflanzenranken, stilisierten Rosenblüten und
Engelsköpfen bemalte Kornährendecke, die sich noch heute unter den Holztafeln
befindet und die im jetzigen kleinen Vorraum der Kirche sichtbar gemacht wurde.
Die Maler der neuen Holztafeln waren H. Bgmstr. Matthes Gebhardten und H.
Mahlern (und) Bgmstr. Radio (Radius) zu Kirchenlamitz. Angeschlagen wurden sie
von Schreinermeister Michael Purucker und dessen Gesellen Matthes Purucker.
Hier einige Beispiele für die Holztafeln an der Decke:
Hier heilt Jesus laut Beschriftung über
dem Bild eine Frau von 12 Jahren
Blutfluss.
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Jesu Kreuzigung
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Die Jünger erkennen den auferstandenen
Jesus nicht: Emmausgang.
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Die Kanzel, von der das Wort Gottes auch heute noch gepredigt wird, stammt aus
dem Jahre 1641. Eine Inschrift von 1617 besagt:"Selig sind, die Gottes Wort
hören und bewahren." Erstellt wurde er von den Egerer Stadtschreinern und
Bildmachern Gebrüder Eck, die anscheinend ihre ganze Verwandtschaft in den
Köpfen verewigt haben. Jedenfalls fand man bei der Renovierung von 1935 lauter
Namensbezeichnungen mit "Eck". Mit einigen kleinen Veränderungen hat sie bis
heute überlebt. Der Schalldeckel jedoch stammt aus dem Jahre 1935.
Von Peter Flötner aus Nürnberg stammen die für eine Kirche ganz ungewohnten
Schnitzbilder am Kanzelaufgang, die die vier griechischen Musen Erato,
Terpsichore, Melpomene und Polyhymnia darstellen.
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Schwebender Taufengel?
Eine hiesige Besonderheit sind die Taufengel in den Kirchen. Und diese
schwebten tatsächlich an der Decke und wurden nur zu Taufen herunter gelassen,
was Platz sparte, da die Aufhebung des Taufbeckens in der Luft eschah, und
gleichzeitig dekorativ war. Zu diesem Zwecke befestigte man eine stabile Öse am
Kopf des Engels und zog ihn an einem Haken nach oben.
Bis zum Jahre 1780 gab es allerdings auch in Marktleuthen einen Taufstein mit
Deckel. Erst jetzt wurde der Taufengel angeschafft, zu dem Georg Burucker eine
Taufschale aus Zinn anfertigte. Der eiserne Ring unseres Engels wurde 1935 im
Zuge der Kirchenrenovierung entfernt.
Was wollten die alten Meister uns vermitteln?
Seitdem Dan Brown uns die Augen geöffnet hat für die Weiblichkeit oder auch
Kindlichkeiet des letzten Jüngers, betrachten viele - auch ich - die Altarbilder
in den Kirchen mit anderen Augen. Wie sieht es nun aus mit unserem Altar?
Das Altarbild ist das Werk eines unbekannten Meisters der Spätrennaissance und
gelangte 1643 nach dem großen Brand in die Kirche. Die Inschrift am unteren
Bildrand lautet: "Gott zu Lob und zu Ehren seines Heiligen Sohnes Fronleichnam
mein Haus Joh. Erhard Büchta seinem Ehrwürdigen Gotteshause Marktleuthen
verliehen den 15. Aprilis 1643". 1667 und 1703 wird der Altar mit weiterem
Zierrat vesehen, möglicherweise den goldenen Akantusranken an den Seiten. Im
Jahre 1895 wurde der Altar auf den Dachboden verbannt, wo er bei der
Renovierung 1935 wieder entdeckt und auf seinen Platz zurück gestellt wurde.
Auf dem oberen Bild wird die Heilige Dreifaltigkeit, also Vater, Sohn und
Heiliger Geist, dargestellt, auf dem unteren das letzte Abendmahl. Die Engel
des oberen Bildes erscheinen auf der Rechnung von 1702.
"Lasset die Kindlein zu mir kommen," sagte Jesus. Hat er deshalb ein Kind auf
dem Schoß? Oder ist es sein eigenes?
Zu Jesu Zeiten war es für einen Mann ausgesprochen ungewöhnlich, NICHT
verheiratet zu sein. Es hätte einfach auffallen müssen - aber warum hat es
niemand erwähnt?
War Jesus mit Maria Magdalena, auf die die Jünger doch immer so eifersüchtig
waren und sich ihr gegenüber zurück gesetzt fühlten, verheiratet? Hatte sie
deshalb diese besondere Rolle bei ihm? Spricht nicht ales dafür, was in der
Bibel über die Eifersucht der Jünger steht, dass SIE DER(?) Lieblingsjünger war?
War jemals EIN Jünger eifersüchtig auf Johannes, den angeblichen oder
tatsächlichen Lieblingsjünger?
Im 3. Jahrhundert hat Kaiser Konstantin, ein Anhänger des persischen
Sonnenkultes, der erst auf dem Sterbebett getauft wurde, ein Konzil einberufen,
das den rechten Glauben der Christen festlegen sollte. Die Christen waren ihm
zu stark geworden - mental - da sie sich nicht mehr dem Kaiser unterwarfen,
lieber gingen sie singend in den Tod. Wennd as so weiter gegangen wäre - und
die Christen besaßen eine magische Anziehungskraft auf ihre ganze Umwelt! -
dann hätte der Kaiser bald keine Untertanen mehr gehabt. Also berief er ein
Konzil, auf dem der "wahre Glaube" festgelegt wrden sollte, damit er wieder
dazu taugen sollte, die Menschen zu unterdrücken und das Christentum quasi von
innen auszuhöhlen, so dass es die Menschen nicht mehr stärken sondern schwächen
würde.
Dieser Kaiser Konstantin vermischte nun das Christentum mit den anderen
Religionen, also dem Sonnenkult mit seiner immer wiederkehrenden Auferstehung
(der Sonne) und dem
Bacchus-, also Weinkullt der Griechen zu einer
einheitlichen Religion,
mit der
alle
zufrieden
sein konnten, da sie alle
vorherrschenden
religiösen Bedürfnisse berücksichtigte, und verbot daraufhin
alle
"Ketzereien", die vom "wahren Glauben" abwichen. Dass dabei die heiligen
Schriften auch ein wenig passend gefälscht wurden, ist erst so nach und nach
publik geworden, so im letzten Jahrhundert vor allem. Auf jeden Fall waren nun
alle glücklich und zufrieden, und keiner muckte mehr auf. Was will man mehr,
wenn man als Kaiser seine Ruhe haben will? und wie praktisch, dass Jesus alle
Schuld auf sich nahm! Da konnte man ja herrlich und in Freuden sündigen -
allein schon, damit Jesus nicht umsonst gestorben ist ...
Zurück zur Frage, was die alten Meister uns sagen wollten mit ihren Bildern und
Gemälden: wie wurde die Wahrheit über Jesu Leben und Sterben und vor allem über
Jesu Wirken und Lehre gerettet? Und WER hat es getan, ohne dabei Kopf und
Kragen zu verlieren, also ohne dass die Herrschenden das bemerkt haben und das
Wissen wirklich gerettet werden konnte? Haben sie ihr im Geheimen über die
Jahrhunderte überliefertes Wissen tatsächlich in ihre Werke
einfließen lassen, so dass der Sehende es erfahren konnte und immer noch kann?
Warum ist das alles bis jetzt nienjemandem aufgefallen? Sehen wir wirklich nur,
was wir sehen wollen? Warum sitzt hier ein Kind auf Jesu Schoß?
Mehr dazu gibt es auch hier:
Maria Magdalena
auf verschiedenen Abendmahlsbildern oder
Vom Kreuz mit der Sünde:
Wie werden wir ihn endlich wirkungsvoll los?
Quellen:
Details zur Kirche selber: "Die Evang.-luth.St.-Nikolauskirche-Kirche in
Marktleuthen" von Harald Stark, herausgegeben vom Evang.-luth. Pfarramt
Marktleuthen, und "Mit dem Auto wandern - Franken", Süddeutscher Verlag
Zum Geschichtlichen: Die Bibel, Religionsunterricht in der Schule, Christa
Mulack, Dorothee Sölle, Eugen Drewermann, Karl-Heinz Deschner u.a.
Links neben der Eingangstüre befindet sich eine Tafel mit den GEfallenen der
beiden Weltkriege. Wer zum Zwecke der Ahnenforschung etc. die Namen lesen
möchte, klicke bitte die Tafel an, dann erscheint die lesbare Originalgröße.
Diskussionsforum zum Thema
Rechts neben der Tafel steht der ehemalige Taufstein, der bei der Renovierung
von 1895 den damals aus der Mode gekommenen TAufengel ersetzt hatte.
Bibelausgaben:
Jesus:
Hier noch mehr Interessantes und Wissenswertes zur Kirchengeschichte:
Und zu Maria Magdalena: